Erkelenz Friedensoratorium beeindruckt

Erkelenz · Das Publikum des jüngsten Meisterkonzertes mit der Camerata Gladbach und niederländischen Chören erlebte die packende Aufführung eines modernen Oratoriums: "The Peacemakers" von Karl Jenkins, ein Hilferuf nach Frieden.

 Das Kammerorchester Camerata Gladbach und niederländische Chöre, die Sänger(innen) aller Altersgruppen auf der Bühne vereinigten, bei der Aufführung von "The Peacemakers" von Karl Jenkins.

Das Kammerorchester Camerata Gladbach und niederländische Chöre, die Sänger(innen) aller Altersgruppen auf der Bühne vereinigten, bei der Aufführung von "The Peacemakers" von Karl Jenkins.

Foto: Jörg Knappe

Alice Hendriks hatte die schwierigste Aufgabe beim jüngsten Meisterkonzert der Anton-Heinen-Volkshochschule des Kreises Heinsberg in der gut gefüllten Erkelenzer Stadthalle. Sie dirigierte nicht nur das Kammerorchester Camerata Gladbach, das inzwischen mit seinen häufigen Auftritten fast schon zum Inventar der VHS-Meisterkonzerte gehört. Sie führte auch das große Ensemble der Sängerinnen und Sänger, bestehend aus der Oratorium Vereniging Sittard, dem Jeugdkoor Cantarella und den Jeugdkoor Gronewald sowie der Solistin Claudia Couwenberg durch das zugleich anspruchsvolle wie attraktive Meisterwerk "The Peacemakers" des zeitgenössischen Komponisten Karl Jenkins.

Auf der Basis von Zitaten und Reden von Kämpfern für den Frieden, wie etwa Martin Luther King und Nelson Mandela, hat der 1944 in Wales geborene Komponist und Musiker ein Oratorium geschaffen, das fast schon wie ein Hilferuf nach Frieden wirkt. Seit der Uraufführung 2012 in New York gehört "The Peacemakers" zu den bedeutendsten musikalischen Rufen nach Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit. Leitgedanke ist dabei der in allen Religionen geäußerte Wunsch nach Frieden. So wird "The Peacemakers" nicht nur ein immerwährendes Zeugnis für die Friedenskämpfer, sondern auch eine Mahnung, dass über alle Religionen hinweg es ein gemeinsames Streben nach Frieden geben soll.

Den völkerübergreifenden, friedenschaffenden Gedanken hatte zu Konzertbeginn Ingo Rümke hervorgehoben. Der VHS-Fachbereichsleiter betonte den Wert der Völkerverständigung, der bei diesem Konzert in Erkelenz besonders deutlich wurde. "Wer hätte vor 70 Jahren gedacht, dass wir heute in einem gemeinsamen Projekt deutsche und niederländische Musiker und Sänger in friedlichem Zusammenspiel auf einer Bühne sehen?"

Nach dem in Deutsch und Niederländisch vorgetragenen Gedicht "Vrede/Freiheit" von Marion Bloem war der Weg geebnet für das Oratorium, bei dem es niemand der Dirigentin übelnahm, dass sie das instrumentale Intermezzo nach dem sechsten der zwölf Stücke mit Gesang ausließ. So unterschiedlich wie die Religionen und die Friedenskämpfer, so unterschiedlich waren auch die einzelnen Teile des Oratoriums. Nach einem gediegenen Beginn und einem flotten, sehr rhythmusbetonten Teil wurde es romantisch, dann melancholisch. Wechselhaft wie die Stimmung war auch das Miteinander von Chor und Gesang. Mal trat der Gesang in den Hintergrund, mal das Orchester, das verblüffende Spielweisen an den Tag legte und bisweilen nur zupfend den Rhythmus für den Chor vorgab.

Jenkins machte es den Interpreten nicht leicht. Wer glaubte, in ein Konzert klassischer Musik geraten zu sein, wurde schon wenig später eines Besseren belehrt, als es jazzige Passagen, gespielt auf einem Sopransaxofon, gab. Es ist schon verblüffend, mit welcher Perfektion der Saxofonist in seinem eigenen Rhythmus gegen den Rhythmus des Orchesters und des Chores spielte, und der Beitrag dennoch harmonisch wirkte. Der begeisterte Beifall zeigte, dass das ungewöhnliche Werk gut beim Publikum ankam. Es verstand durchaus die Botschaft: Trotz der melancholischen Grundstimmung bleibt letztendlich doch ein Funken Hoffnung auf Frieden.

Nach der Pause kam das Reqiuem Nr. 2 in d-Moll von Luigi Cherubini (1760-1842) für Männerchor und Orchester zur Aufführung. Der Mannenkor SI-Tard unter der Leitung von Emanuel Pleijers hatte es schwer, gegen das überwältigende, fast schon übermächtige "The Peacemakers" anzukommen. Dennoch gelang dem Chor eine eindrucksvolle Darbietung des 1838 in Paris uraufgeführten Werks. Seine große Erfahrung kam dem Chor zugute, der sich dennoch darauf nicht ausruhte, sondern mit großem Engagement und Überzeugungskraft das Oratorium umsetzte. Auch er durfte sich über den verdienten, langanhaltenden Applaus zurecht freuen.

(kule)
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