Erkelenz Für den guten Zweck bis nach Gambia

Erkelenz · 8000 Kilometer von Schwanenberg nach Gambia: Die "Halbstarkenbande" hat eine ganz besondere Mission erfüllt.

Die Begeisterung bei den vier Mitgliedern der "Halbstarkenbande" aus Schwanenberg ist riesengroß. "Wir fahren alle noch mal", beteuern der 31-jährige Nils Kramp, Julian Rosner (28), Sebastian Schrage (27) und Fabian Brocker (28). Sie haben die Charity-Rallye Dresden-Dakar-Banjul absolviert, die nicht viel mit der berühmt-berüchtigten Rallye Paris-Dakar gemein hat. "Bei uns steht nicht der sportliche Wettbewerb im Mittelpunkt, sondern der Gedanke, eine Herausforderung mit einem guten Zweck zu verbinden", sagt etwa Rosner.

Vor einigen Jahren sind die vier auf diese Rallye des Vereins Breitengrad aufmerksam geworden und hatten sich vorgenommen, daran teilzunehmen. Ziel der Rallye ist es, Autos aus Europa bis nach Banjul, der Hauptstadt von Gambia, zu bringen. Dort werden die Fahrzeuge versteigert und mit dem Erlös karitative Zwecke vor Ort unterstützt. Im November war es dann endlich soweit, die Halbstarkenbande war bei der Rallye dabei. "Wir haben uns zwei alte Autos gekauft, einen Mercedes W 124 von 1991 und einen BMW E 24 von 1992", schildert Schrage, der als Kfz-Meister die Kunst und Fähigkeit besaß, die alten Wagen durch den TÜV zu bringen. Gemeinsam machte das Quartett die Autos wüstentauglich. "Die Fahrt von Dresden über Frankreich und Spanien bis nach Gibraltar war ein Klacks", berichtet Kamp, "und auch die Strecke durch Marokko bis zur Grenze nach Mauretanien war auf Asphalt relativ harmlos", ergänzt Rosner. Danach begann der spektakuläre Teil der 23-tägigen Tour, bei der die Halbstarkenbande mitsamt der Anfahrt von Schwanenberg nach Dresden rund 8000 Kilometer zurücklegte. Durch die Sahara ging es in einer Eskorte eine Woche lang, stets begleitet von Militär, über Mauretanien zum Senegal und weiter nach Gambia. "Das war kein Zuckerschlecken, sondern harte Arbeit", sagt Kramp rückblickend. Bei bis zu 53 Grad im Schatten auf Schotterpisten oder über Sandwege machten sich die insgesamt 32 Rallyefahrzeuge auf den Weg südwärts. Defekte an den Fahrzeugen waren das Dauerthema, Pausen wegen Reparaturen die Regel. Improvisation war gefragt, wenn Stoßdämpfer, Achsen oder ein Querlenker gebrochen waren. Da musste auch schon mal ein Fußball als Hilfsmittel eingebaut werden.

Als "Chef-Reparateur" der Rallye tat sich dabei Schrage hervor, der am Ziel von den Organisatoren mit dem goldenen Schraubenschlüssel ausgezeichnet wurde.

Aber auch er hätte nicht weitergewusst, als am Mercedes der Halbstarkenbande der Auspuff seinen Geist aufgab. "Da war es gut, dass wir unterwegs mitten in der Wüste einen alten, abgebrochenen Auspuff gefunden und mitgenommen hatten. So konnte ich aus zwei defekten einen funktionierenden machen."

Die beiden Fahrzeuge haben die Rallye überstanden - und fahren jetzt in Banjul. "Es hat sich gelohnt", sagt Rosner. "Die Versteigerung hat das Doppelte von dem gebracht, was wir für die Autos bezahlt haben." Und mit der Gesamtsumme aus der Versteigerung von 70.000 Euro lässt sich allerhand bewerkstelligen. Aber nicht nur die Autos haben die Vier in Gambia gelassen. Erste-Hilfe-Koffer hatten sie ebenso mitgenommen wie drei Plastiktüten, vollgepackt mit alten Brillen. Sie waren das Ergebnis eines Spendenaufrufes der Evangelischen Kirchengemeinde Schwanenberg.

(kule)
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