Erkelenz Gewappnet sein für die "letzte Hilfe"

Erkelenz · Generell wissen viele Menschen nicht, welche Möglichkeiten der Unterstützung es gibt, wenn das Leben sich zum Ende neigt. Das soll sich ändern: Einen "Letzte-Hilfe-Kursus" startet der ambulante Hospiz- und Beratungsdienst.

Wer den Führerschein machen will, muss sich in Erster Hilfe schulen lassen. Doch ist die Wahrscheinlichkeit, auf der Straße einmal diese Hilfe leisten zu müssen, ungleich geringer als dass man eines Tages mit Tod und Sterben konfrontiert wird. Für den ambulanten Hospiz- und Beratungsdienst der Hermann-Josef-Stiftung ist es daher ein logischer Schritt zu einem neuen Informations-Angebot für alle Bürger: Der "Letzte-Hilfe-Kursus" vermittelt Grundwissen darüber, was eine Familie am Lebensende eines Angehörigen erwartet, was in der Krise wichtig und an Unterstützung möglich ist.

Ulrike Clahsen, 17 Jahre lang Leiterin des stationären Hospizes, ist heute Koordinatorin des ambulanten Hospizdienstes. Daher kennt sie den Bedarf an Informationen seit Jahren: "Leider sind die meisten schlecht informiert, welche Möglichkeiten es am Lebensende gibt, welche Formen der Unterstützung in der Krise. In Beratungsgesprächen äußern sich viele Angehörige erstaunt über die Möglichkeiten der Versorgung", sagte sie bei der Vorstellung des Kurses im Erkelenzer Rathaus.

Zum 1. November ist die Koordinatorin damit gestartet, innerhalb der Hermann-Josef-Stiftung, die schon über Krankenhaus, Altenheim, palliativen Dienst und Pflegedienst verfügt, auch einen ambulanten Hospizdienst aufzubauen. Das bedeute keineswegs eine Konkurrenz für die bestehenden ambulanten Hospizdienste Regenbogen (Wassenberg) und Camino (Geilenkirchen): "Der Bedarf ist so groß." Im 24. Jahr bildet die Stiftung Pflegekräfte in palliativer Arbeit aus. Doch nicht nur die Profis werden geschult, sondern auch "ganz normale Bürger", die sich zum ehrenamtlichen Dienst in Altenheim oder Krankenhaus qualifizieren. 44 Menschen interessierten sich dafür bei einem Infoabend, 36 davon befinden sich aktuell in Ausbildung in zwei Gruppen. Im Frühsommer könnten sie in Krankenhaus und Altenheim eingesetzt werden, kündigte Ulrike Clahsen an. Die Ehrenamtler sind zwischen 21 und 88 Jahre alt und kommen aus allen Berufsgruppen. Sie entscheiden frei, ob sie zwei oder 20 Stunden eingesetzt werden. "Hebammen am Lebensende" heißt es in einer Infobroschüre, die beschreibt, was der ambulante Hospizdienst leistet: Kranken und Familien helfen, das Leben bis zuletzt lebenswert zu gestalten und eine bewusste Haltung zu Sterben, Tod und Trauer in der Gesellschaft fördern. Damit niemand die "Letzte Hilfe" missversteht, wird erklärt: "Unsere christliche Grundhaltung schließt aktive Sterbehilfe aus."

Der "Letzte-Hilfe-Kursus" beinhaltet vier Module von je 45 Minuten zu den Themen "Sterben ist ein Teil des Lebens", "Vorsorgen und Entscheiden", "Körperliche, psychische, soziale und existenzielle Nöte" sowie "Abschied nehmen vom Leben". Alle Menschen sollen die Möglichkeit erhalten, sich Grundwissen über die "letzten Dinge" anzueignen, damit niemand nach einem Sterbefall bedauern muss: "Wenn ich das gewusst hätte." Es bleibt jeweils Zeit, Fragen zu erörtern, und die Teilnehmer bekommen auch Material an die Hand. Ulrike Clahsen erwähnte die Notfall-Mappen, die es beim Kreis Heinsberg bereits gibt, und kündigte eine Ergänzung an: "Wir entwerfen gerade einen Notfall-Ausweis für das Lebensende." Es gehe um ein Thema, das alle betrifft, unterstrich sie: "Welche Probleme können auftauchen, was kann ich tun, worauf muss ich achten, wenn ein Mensch zu Hause verstirbt?" Ihre Hoffnung: dass Menschen lernen, ganz locker im Familienkreis darüber zu reden und mit dem Rüstzeug der "Letzten Hilfe" entspannter in die Situation gehen können.

(gala)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort