Erkelenz Großes Orchester und Dialog der Klaviere

Erkelenz · Einer der letzten Auftritte: Beim VHS-Meisterkonzert in Erkelenz verabschiedete sich der Aachener Generalmusikdirektor Kazem Abdullah. Sinfonieorchester erhielt begeisterten Applaus.

 Xin Wang und Florian Koltun spielten mit dem Sinfonieorchester Aachen unter Generalmusikdirektor Kazem Abdullah in Erkelenz das Konzert für zwei Klaviere und Orchester in Es-Dur (KV 365) von Wolfgang Amadeus Mozart.

Xin Wang und Florian Koltun spielten mit dem Sinfonieorchester Aachen unter Generalmusikdirektor Kazem Abdullah in Erkelenz das Konzert für zwei Klaviere und Orchester in Es-Dur (KV 365) von Wolfgang Amadeus Mozart.

Foto: Ruth Klapproth

Zunächst war reine Handarbeit angesagt beim vierten Meisterkonzert der Anton-Heinen-Volkshochschule des Kreises Heinsberg in der Erkelenzer Stadthalle mit dem Sinfonieorchester Aachen. Die Mitarbeiter der Volkshochschule hatten zur Freude von Abteilungsleiter Ingo Rümke alle Hände voll zu tun, um noch sehr viele Eintrittskarten an Besucher zu bringen, die bei einem der letzten Auftritte des nach Ablauf dieser Spielzeit aus Aachen scheidenden Generalmusikdirektors Kazem Abdullah dabei sein wollten. Auch der Dirigent selbst packte auf der Bühne an und klappte den Deckel eines Flügels zu, der den freien Blick des Publikums im sehr gut gefüllten Saal auf ihn verwehrte.

Als ein "ziemlich ausgedehntes Musikstück" bezeichnet der Komponist Engelbert Humperdinck die Ouvertüre zu seiner Oper "Hänsel und Gretel", mit dem das Orchester das Konzert eröffnete und mit dem es die Zuhörer wie bei dem Märchen der Gebrüder Grimm in eine Welt der Kinder entführte mit einem Waldspaziergang, der Hexerei, dem doch noch guten Ausgang. Das von Humperdinck musikalisch dargestellte Kinder(er)leben wurde vom Orchester plastisch dargestellt und war für den Zuhörer sehr gut vorstellbar.

Dass das Sinfonieorchester, das zu den ältesten in städtischer Regie geführten Klangkörpern Deutschlands gehört, auch anders kann und sich in die Rolle des bisweilen bescheidenen musikalischen Begleiters fügen kann, bewies es beim Konzert für zwei Klaviere und Orchester in Es-Dur (KV 365) von Wolfgang Amadeus Mozart. Es ordnete sich den beiden Solisten Xin Wang und Florian Koltun unter, wenn es erforderlich und geboten war. Der Dialog der beiden Klaviere prägt dieses Stück, über das Mozart gesagt haben soll, es sei "ein Werk des Glücks, der Heiterkeit, des übersprudelnden Reichtums der Erfindung, der Freude an sich selbst". Den Solisten, beide in der Region musikalisch beheimatet - unter anderem als künstlerische Leiterin des internationalen Festivals "Klaviersommer Geilenkirchen" und als künstlerischer Berater der Festspiele "Monschau Klassik" -, gelang das harmonische Zusammenspiel, der fließende Übergang zwischen den Instrumenten und die Harmonie mit dem Orchester, das manchmal nicht über die Rolle eines faszinierten Zuhörers hinauskam. Handarbeit war auch in der Pause gefragt, in der die Flügel von der Bühne geschoben wurden. So hatte auch der Besucher in der allerletzten der gut gefüllten Reihen einen freien Blick auf das große Orchester, das sich bald nach einem neuen Leiter umsehen muss, wenn der US-Amerikaner Abdullah nach knapp neun Jahren Aachen verlässt.

Beim VHS-Meisterkonzert verabschiedete er sich mit der Sinfonie Nr. 3 in F-Dur, op. 90 von Johannes Brahms. Es fiel leicht, dieser Sinfonie zu folgen, zumal sich ihr Kernmotiv bereits in den ersten drei Takten zu erkennen gibt. Kritiker bemängelten nach der Uraufführung des Werks 1883 in Wien die Musik als "einfallsarm und altmodisch", was das Publikum nicht daran hinderte, begeistert zu applaudieren. Diesen begeisterten Applaus gab es auch in der Stadthalle Erkelenz bei dieser Komposition, die inzwischen als eines der bekanntesten Werke der Sinfoniegeschichte geschätzt wird. Doch konnte trotz des langanhaltenden, begeisterten Beifalls durch die Handarbeit des Publikums Abdullah nicht zu einer Zugabe bewogen werden. Er habe keine Zugabe vorbereitet, lade aber gerne zu einem Konzert des Orchesters in Aachen ein, sagte der Generalmusikdirektor.

(kule)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort