Dr. Hans-Heiner Gotzen Grundschulstandort Erkelenz ist zukunftsfähig

Erkelenz · In gut einem Monat beginnt für rund 400 kleine Erkelenzer das Abenteuer Schule. Die Schulen haben viele Herausforderungen zu meistern.

 Dr. Hans-Heiner Gotzen ist Schuldezernent und Erster Beigeordneter der Stadt Erkelenz.

Dr. Hans-Heiner Gotzen ist Schuldezernent und Erster Beigeordneter der Stadt Erkelenz.

Foto: ANDREAS ENDERMANN

Erkelenz Sie haben gerade ihren Abschluss im Kindergarten gefeiert. Die Schultüten sind längst gebastelt. Nur noch ein paar Wochen, dann erwartet die Schule die sechsjährigen Kinder. Das Abenteuer Grundschule beginnt also. Auch der Schulträger - die Stadt Erkelenz - muss sich Jahr für Jahr auf die Schulneulinge vorbereiten. Schuldezernent Dr. Hans-Heiner Gotzen sieht alle Grundschulen im Stadtgebiet gut vorbereitet auf den Schulstart.

Herr Dr. Gotzen, aus wie vielen Erkelenzer Kindergartenkindern werden in Kürze Grundschüler?

Gotzen Bereits im Februar hat der Schulausschuss die Klassenbildung beschlossen. Demnach wurden 388 Kinder verzeichnet, die nun eingeschult werden. Erfahrungsgemäß schwankt die Zahl zu Schuljahresbeginn, so dass wir erneut mit zuzugsbedingten Neuanmeldungen rechnen. Wir werden vermutlich auf mehr als 400 Schüler kommen. Daraus ergeben sich 19 Klassen, die in Absprache mit der Schulaufsicht gebildet werden. Je nach Anmeldezahl vor Ort ergeben sich Klassenstärken von bis zu 29 Schülern. Mit Blick auf die nächsten vier Jahre und laut Einwohnermeldestatistik können wir im Primarbereich von einer stabilen Ausgangssituation sprechen.

Mittlerweile gibt es drei Teilstandorte. Neben der Franziskus- und Luise-Hensel-Schule hat auch die Gemeinschaftsgrundschule Gerderath mit der evangelischen Grundschule Schwanenberg einen Teilstandort. Sind dies Modelle der Zukunft?

Gotzen Wegen des Grundschulverbundes konnten wir die Teilstandorte sogar stabilisieren und die Schulen vor Ort erhalten. Darum werte ich dies als erfolgreiches Modell. Erst zum Ende der nun bald beginnenden Umsiedlung von Keyenberg/Kuckum/Ober-/Unterwestrich und Berverath werden wir erstmals eine Grundschule in Erkelenz schließen, weil die zu erwartenden Schülerzahlen im Zuge der demografischen Entwicklung dies notwendig macht. Dies haben wir aber auch schon von Beginn der ersten Überlegungen zur Umsiedlung so kommuniziert und bei der Schulentwicklung berücksichtigt. Weil der Umsiedlungsstandort nahe an Erkelenz heranrückt, machen für Eltern in den Umsiedlungsstandorten Anmeldungen an Grundschulen im Stadtkern Sinn. Zusammenfassend kann man sagen: Unsere Schulen sind zukunftsfähig aufgestellt, bei Bedarf können vorhandene Kapazitäten erweitert werden.

Heißt das, dass Schulen wie Franziskus und Luise Hensel später baulich erweitert werden müssen?

Gotzen Wir müssen in diesem Zusammenhang vor allem die Entwicklung der Zahlen im Offenen Ganztag betrachten. Wurden hier im Schuljahr 2011/2012 rund 700 Grundschulkinder betreut, waren es im gerade abgelaufenen Schuljahr schon 840. Die Steigerung wird so weitergehen, das ist vorhersehbar. Wir haben mit MaxQ einen qualitativ hochwertigen Anbieter und gleichzeitig eine große Zufriedenheitsquote. Fakt ist, dass Platz geschaffen werden muss für die Angebote des Offenen Ganztages. Also nicht erst im Zuge der Umsiedlung wird sich ein erhöhter Raumbedarf ergeben.

Fehlt es den Grundschulen im Erkelenzer Stadtgebiet an Lehrern und Schulleitern?

Gotzen Zu den Schulleitern kann man sagen: Die Stadt Erkelenz hat es gemeinsam mit der Schulaufsicht geschafft, dass alle Leiterstellen besetzt sind. Die kleinen Schulen sind wegen der Verbünde stabilisiert, sogar in Keyenberg konnte trotz der nun bald anstehenden Umsiedlung des Ortes eine Besetzung erfolgen. Wenn wir das mit anderen Kommunen vergleichen, ist unsere Situation sicher sehr gut. Der Kopf einer Schule ist die Leitung, die Repräsentation einer Schule geschieht über die Leitung, daher ist das Thema Schulleitung ein sehr wichtiges Thema. Zu den Lehrern lässt sich sagen, dass die Versorgung mit Lehrern beim Schulamt des Kreises Heinsberg liegt. Sicherlich gibt es insgesamt derzeit einen Mangel an gut ausgebildeten Lehrkräften im Primar- und Sekundarbereich. Das ist auch nicht verwunderlich, weil sich wegen Inklusion und Migration ein klarer Bedarf ergibt. Gerade Lehrer mit sonderpädagogischer Qualifikation sind gefragt. Und noch etwas: Lehrer werden in den Universitätsstädten ausgebildet, viele von ihnen zieht es nicht mehr zurück aufs Land. Dennoch unternimmt das Schulamt des Kreises Heinsberg alles, um eine optimale Versorgung mit Lehrern zu erlangen.

Sie sprechen Lehrer mit sonderpädagogischer Qualifikation an - wie sieht es in Erkelenz allgemein mit der Inklusion aus?

Gotzen Die Inklusion stellt die Schullandschaft vor sehr große Herausforderungen, die auch den Primarbereich betreffen. Die Franziskus-Schule und die Nysterbachschule sind Schulen, an denen das Modell des gemeinsamen Lernens verortet ist. Das klappt an diesen Standorten sehr gut. Hedwig Michalski, die Schulleiterin der Franziskus-Schule, hat dazu in der Sitzung des Schulausschusses einen interessanten Vortrag gehalten. Die Anfänge der Inklusion an den Schulen waren sicherlich so etwas wie eine Operation am offenen Herzen, jedoch sind heute die notwendigen Angebote da. Das gemeinsame Lernen der beiden genannten Standorte erfolgt im engen inhaltlichen Austausch mit den weiteren Grundschulen, an denen ebenfalls Kinder mit Unterstützungsbedarf beschult werden. Erfahrungen werden jedenfalls ausgetauscht.

Aktuell ist auch die Migration bzw. die Integration von Flüchtlingskindern. Welche Erfahrungen haben Sie damit bislang gemacht?

Gotzen Zunächst ist festzustellen, dass wir in Erkelenz für alle Bedarfe Angebote haben. Wichtig dabei sind personelle Ressourcen, denn das Thema darf nicht zu einem Experimentierfeld werden. Am Hetzerather Standort der Luise-Hensel-Schule ist eine Vorbereitungsklasse eingerichtet. Hier erlangen die Kinder Deutsch-Kenntnisse, um später am fachlichen Unterricht teilnehmen zu können. Sind die Kinder älter, kommen sie in die Vorbereitungsklassen, die an den weiterführenden Schulen eingerichtet sind. Die Integration erfolgt also entweder über solche Klassen, möglich ist aber auch die Einzelintegration. In Erkelenz tun wir alles, damit das gelingen kann. Doch wir brauchen auch einen Partner, der seinen Beitrag leisten muss - und das ist das Land Nordrhein-Westfalen in Form der notwendigen personellen Ressourcen.

ANKE BACKHAUS FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(RP)
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