Erkelenz Heimatmuseum - mal ganz anders

Erkelenz · 24 Stunden soll das Erkelenzer Museum ab Oktober geöffnet sein. Es wird als virtuelles Museum aufgebaut, das jederzeit im Internet besucht werden kann. Die Verantwortlichen haben viele Unterstützer für das Pilotprojekt gewonnen.

Nach gut zwei Jahren Bauzeit eröffnet im Herbst 2017 das Erkelenzer Heimatmuseum, zumindest teilweise. Schnuppern darin, zumindest virtuell, kann man allerdings schon jetzt: www.virtuelles-museum-erk.de. Ein "körperliches" Museum sei heute finanziell nicht mehr darstellbar, so Günther Merkens als Vorsitzender des bauleitenden Heimatvereins der Erkelenzer Lande, ein "virtuelles", ein digitales Museum im Internet, kostet zwar auch Geld und Zeit, sei jedoch realisierbar, habe den heutigen Sicht-weisen angepasste Möglichkeiten und besitze halt ein Alleinstellungsmerkmal, und zwar 24 Stunden Öffnungszeit.

Dass ein Aufschrei nach einem wirklichen, echten Museum zur Darstellung der Geschichte der Erkelenzer Lande durch die Region gehen wird, daran glaubt niemand vom Arbeitskreis "Virtuelles Museum der verlorenen Heimat", den der Keyenberger Wolfgang Lothmann leitet und den beim Gespräch mit unserer Redaktion neben Günther Merkens, Bernd Finken und Heike Vogt begleiten; zum Arbeitskreis gehört außerdem Wilfried Mercks.

Selbst die heute über 70-Jährigen sind weitgehend mit digitaler Hard- und Software vertraut, man muss sich also nicht mehr "körperlich" zu einem heimatmusealen Ort bewegen. Haben zahlreiche "körperliche", physische Museen ihre Räume per Foto- und Filmkamera virtualisiert und übers Internet zugänglich gemacht, hat die Erkelenzer Bau-Stelle ein echtes Alleinstellungsmerkmal: Es ist als ausschließlich virtuell existierendes Gebilde eine Art Pilotprojekt in der einschlägigen Museums-Landschaft.

Die RWE-Riesenbagger bauen Realität im Erkelenzer Osten für die Braunkohle ab, das Virtuelle Museum baut Realität filmisch, fotografisch, verbal nach und damit auf. Die "verlorene" und noch verloren gehende Heimat wird festgehalten. Von daher, so Wolfgang Lothmann, sei es nur logisch gewesen, ein Erkelenzer Museum mit den Orten vor den RWE-Baggern zu beginnen.

Für November 2014 hatte der Heimatverein ein auch qualitativ bestens besetztes Symposium zum Thema "Heimat" organisiert, bei dem der verlorene Ost-Erkelenzer Teil mit im Fokus stand. In dem Zusammenhang griff man eine Anregung des führend beteiligten Professors Dr. Helmut Brall-Tuchel zur Dokumentation der noch vorhandenen Infrastruktur auf, Unterstützung kam direkt vom Vorstandsvorsitzenden der Kreissparkasse, Thomas Pennartz, sowie der Erkelenzer Politik - der Heimatverein-Vorstand beschloss sofort die Installation eines Arbeitskreises, dem elften im Verein. Ein Aufruf an seine Mitglieder zum Mittun war erfolgreich, der Keyenberger Wolfgang Lothmann übernahm die Leitung. Und konstatierte, dass zum Start Keyenberg sich fast in einem "Idealzustand" befindet, vom Tagebau bedroht, infrastrukturell aber als Dorf mit Menschen, Bauten und der Sozialausstattung noch intakt. Gleiches gilt für Kuckum, Ober- und Unterwestrich und Berverath - für Immerath, Lützerath und Borschemich ist es real zu spät, sie kommen in der zweiten Aufbau-Phase, die man in zwei Jahren abgeschlossen zu haben hofft, vor. Dafür war ein Aufruf mit der Bitte um Überlassung von Bilddokumenten und ein sogenannter Bildertag insgesamt erfolgreich, so dass bereits rund 6000 Bilder digitalisiert werden konnten.

(isp)
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