Erkelenz Hilfe für Sri Lanka besteht zehn Jahre

Erkelenz · Mit einem kleinen Fest im Alten Rathaus wurde der Verein "Erkelenz für Sri Lanka" gefeiert, der sich nach der Tsunami-Katastrophe am zweiten Weihnachtstag 2004 gegründet hatte und seither viel bewegen konnte.

 Feiern das zehnjährige Bestehen des Vereins (v.l.): Bürgermeister Peter Jansen, Mary Selvaratnam, Stefan Selvaratnam, Josline Boldt und Pfarrer Günter Salentin.

Feiern das zehnjährige Bestehen des Vereins (v.l.): Bürgermeister Peter Jansen, Mary Selvaratnam, Stefan Selvaratnam, Josline Boldt und Pfarrer Günter Salentin.

Foto: JÖRG KNAPPE

Mehr als 8000 Kilometer trennen Erkelenz und Sri Lanka - ein kleiner Verein aber schafft es seit zehn Jahren, diese Distanz kürzer werden zu lassen. Jetzt wurde "Erkelenz für Sri Lanka" im Alten Rathaus gefeiert, weil der Verein nach dem verheerenden Tsunami am zweiten Weihnachtstag 2004 nicht nur kurzfristig Hilfe für den zerstörten Inselstaat bot, sondern seine Arbeit verstetigte. Dank gab es bei dieser Gelegenheit viel, Gelegenheit, sich der großartigen Hilfe bewusst zu werden, ebenfalls.

57.864,58 Euro. Schon diese Summe lässt aufhorchen, bedenkt man, dass sie innerhalb nur eines halben Jahres gesammelt und als Soforthilfe in Sri Lanka zur Verfügung gestellt werden konnte. Die aufwühlenden Bilder des Tsunamis, durch den in mehreren Ländern von Ost- und Südasien Hundertausende ihr Leben verloren, brachten zwei Jugendliche auf den Gedanken, helfen zu wollen: Josline und Stefan Selvaratnam, deren Eltern aus Sri Lanka stammen und die vor dem Bürgerkrieg dort geflohen waren, sahen in ihrer neuen Heimat Erkelenz, dass ihre Landsleute dringend Hilfe benötigen. Sie sprachen Bürgermeister Peter Jansen und Pastor Günter Salentin an. Gemeinsam mit der Stadt Erkelenz und der Pfarre St. Josef Hetzerath ergaben sich die ersten Möglichkeiten, um Spenden zu sammeln. Nach einem halben Jahr konnten 40.000 Euro an eine tamilische Hilfsorganisation überwiesen werden, und die weiteren 17.864,58 Euro wurden von den zwei Jugendlichen persönlich in Sri Lanka an verschiedene Hilfsorganisationen verteilt. Danach stand für alle bis dahin Beteiligten fest, dass diese Hilfe verstetigt werden soll.

15 Personen gehörten zu den Gründern von "Erkelenz für Sri Lanka". Salentin wurde Vorsitzender, Jansen sein Stellvertreter. So ist es bis heute geblieben. Bei der Jubiläumsfeier sprach Peter Jansen von einem Verein, der helfe, "die Welt von unten zu verbessern". Und Günter Salentin bemühte das Bild des steten Tropfens: "Aber lieber ein kleiner Tropfen als gar nichts. Und auch viele kleine Tropfen höhlen einen Stein."

Diesem Gedanken ist der Verein, trotz belastender Rückschläge, stets gefolgt. In einer der ärmsten Gegenden des Landes übernahmen die Erkelenzer den Bau einer Schule. "Das Projekt lief gut an, dann aber brach der Bürgerkrieg erneut aus", erinnerte sich Salentin. 2009 musste das Vorhaben aufgegeben werden. Ein Jahr später ruhten die Waffen, und der Verein suchte sich neue, jetzt mehrere unterschiedlich große Projekte, denen geholfen wurde, teilweise auch nur für eine einmalige Unterstützung. 20 Fischerfamilien wurde eine Erstausstattung ermöglicht, damit diese wieder Fischfang betreiben konnten. In einem Projekt für heimatlos gewordene Familien, in dem unter Schirmherrschaft des Bischofs von Jaffna 200 Häuser errichtet wurden, ermöglichte "Erkelenz für Sri Lanka", dass rund 150 Häuser einen Brunnen erhielten. Geholfen wurden Menschen mit Behinderung, durch den Bürgerkrieg traumatisierten Witwen sowie seit vier Jahren inzwischen 14 Halbwaisen, für die Menschen aus dem Erkelenzer Land eine Patenschaft haben.

Besonders konzentriert hat sich der Verein mit seinem Engagement allerdings auf ein Kinderheim mit 120 Mädchen, für die mal Schulkleidung bezahlt wurde, mal ein Generator. Gerade erst in diesem Jahr hat Günter Salentin das Kinderheim besucht und dabei von einem neuen, sich anbahnenden Problem erfahren: "Die Mädchen werden älter und kommen langsam in ein heiratsfähiges Alter. Ordensschwestern übernehmen in dem Heim für sie die Elternrolle und müssen die Heiratsverhandlungen führen, können die übliche Mitgift aber nicht aufbringen." 250 bis 300 Euro seien jeweils vonnöten. Auch hier habe "Erkelenz für Sri Lanka" versprochen, helfen zu wollen.

Musik und Tanz gab es zum Jubiläumsfest sowie immer wieder Dank. Josline Selvaratnam (heute Boldt) dankte Peter Jansen, "der uns mit Rat und Tat zur Seite steht wie es ebenso Pfarrer Franz Josef Semrau bis zu seinem Tod getan hat. Jetzt tut dies Gemeindereferentin Ursula Rothkranz. Vor allem aber ist es Günter Salentin, der die Seele des Vereins ist." Er bringe die Menschen in Deutschland und Sri Lanka in Kontakt, auch über die große Distanz hinweg. Ebenfalls bedankte sich die tamilische Schule, die Günter Salentin vor zwei Jahrzehnten in Hetzerath gegründet hatte und die nach Erkelenz umgezogen ist, im Namen aller Tamilen aus dem Kreis Heinsberg: "Danke, dass Günter Salentin diese Brücke zwischen Sri Lanka und Erkelenz erbaut hat."

(spe)
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