Erkelenz "Ich bin auch nur ein armer Flüchtling"

Erkelenz · Das frühere Haus Janske wird zum Flüchtlingsheim umgebaut. Mitarbeiter der Stadtverwaltung informierten in Tüschenbroich über die Pläne. Pfarrer Tran, selbst als Kriegsflüchtling in Deutschland aufgewachsen, hofft auf Toleranz.

 Pfarrer Tran

Pfarrer Tran

Foto: Jürgen Laaser (Archiv)

Wohl nicht ganz unbedacht wählte der aus Vietnam stammende Wegberger Pfarrer Franz Xaver Huu Duc Tran bei seinen Worten zum Thema Flüchtlinge den typisch rheinischen Zungenschlag: "Ich bin auch nur ein armer Flüchtling. Im Alter von neun Jahren kam ich mit meinem Onkel über das südchinesische Meer nach Deutschland. Sie haben mich aufgenommen - und zwar janz jut", sagte Pfarrer Tran.

 Im früheren Pflegeheim "Haus Janske" im Ortskern von Tüschenbroich sollen künftig bis zu 50 Flüchtlinge wohnen.

Im früheren Pflegeheim "Haus Janske" im Ortskern von Tüschenbroich sollen künftig bis zu 50 Flüchtlinge wohnen.

Foto: Jürgen Laaser

Bei der Informationsveranstaltung der Stadt Wegberg warb der katholische Geistliche im Tüschenbroicher Schießsportheim für Offenheit und Toleranz gegenüber Flüchtlingen. Er selbst sei ein Beispiel dafür, dass Integration gelingen kann. In Tüschenbroich ist geplant, das frühere Seniorenheim "Haus Janske" gegenüber der Tüschenbroicher Kirche in eine Flüchtlingsunterkunft für bis zu 50 Menschen umzubauen. Vor diesem Hintergrund brachten einige Bürger in der Schießsporthalle ihre Sorgen und Ängste zum Ausdruck. Pfarrer Tran nahm die Wortmeldungen ernst und riet: "Ihre Sorgen und Ängste sind vollkommen berechtigt und normal. Aber, glauben Sie mir, die Menschen, die kommen, sind auch voller Ängste. Haben Sie bitte den Mut, auch wenn es schwerfällt, und gehen Sie auf die Flüchtlinge zu. Machen Sie was draus!", sagte der katholische Geistliche, der selbst als Kriegsflüchtling in Stolberg bei Aachen aufgewachsen ist.

Für die Stadt Wegberg hatten Bürgermeister Michael Stock, Erste Beigeordnete Christine Karneth, Technischer Beigeordneter Rudolf Fabry, Personalchef Jörg Arndt und Fachbereichsleiter Soziales, Gerd Pint, die Pläne fürs Haus Janske erläutert. Demnach werden in den 15 Wohn- und Schlafräumen auf 488 Quadratmetern Platz für bis zu 50 Flüchtlinge geschaffen. Die Kosten für den Umbau bewegen sich laut Rudolf Fabry "im überschaubaren Bereich". In etwa drei Wochen könnten die ersten Flüchtlinge ins Haus Janske ziehen.

Beigeordnete Christine Karneth sagte, dass die Stadt zwar keinen Einfluss darauf habe, welche Flüchtlinge sie von der Bezirksregierung Arnsberg zugewiesen bekommt, sehr wohl aber darauf, wo welche Flüchtlinge im Stadtgebiet untergebracht werden. Die Stadt könnte, wenn dies sinnvoll sei, Einweisungsverfügungen für einzelne Flüchtlinge in bestimmte Unterkünfte erlassen. Der Wunsch aus der Bevölkerung, dass nicht nur Männer, sondern auch Familien im Haus Janske untergebracht werden sollen, sei "bei der Stadtverwaltung angekommen". Die Betreuung der Flüchtlinge vor Ort sei durch Sozialarbeiter und Hausmeister sichergestellt. Die Mitarbeiter der Stadt verwiesen auch darauf, dass die Art der geplanten Unterkunft in Tüschenbroich ähnlich wie das Flüchtlingsheim in Dalheim grundsätzlich wenig Konfliktpotenzial berge und nicht wie an der Nordstraße in Arsbeck, wo fast 200 Menschen aus mehr als 30 Nationen ohne Gemeinschafts- und Aufenthaltsräume zusammenleben. "Am Philosophenweg in Dalheim leben 28 Flüchtlinge. Ich habe von dort noch nicht eine einzige Klage gehört", sagte Gerd Pint.

Pfarrer Tran nahm am Ende der Veranstaltung die Bitte einer Tüschenbroicherin auf, die in der Schießsporthalle dafür geworben hatte, sich aktiv an der ehrenamtlichen Flüchtlingshilfe Wegberg zu beteiligen. "Fragen Sie doch einfach: Wie können wir ganz konkret helfen? Sie sind doch alle Deutsche, verdammt noch mal, Sie wissen doch, wie man etwas ordentlich organisiert", sagte der Pfarrer mit Migrationshintergrund schmunzelnd und erntete dafür viel Applaus.

(RP)
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