Erkelenz Ideen-Suche für die Zeit nach der Kohle

Erkelenz · Neustart der Innovationsregion Rheinisches Revier (IRR): Es geht um den Erhalt von Arbeitsplätzen. Dabei spielt das Entwickeln förderfähiger Projekte eine Rolle. Regierungspräsidentin Walsken nennt es "präventiven Strukturwandel".

 Erstmals ist die Revierkonferenz zusammengekommen. NRW-Wirtschaftsminister Duin formulierte Erwartungen an die Region.

Erstmals ist die Revierkonferenz zusammengekommen. NRW-Wirtschaftsminister Duin formulierte Erwartungen an die Region.

Foto: IRR GMBH/Andreas Schmitter

Die Innovationsregion Rheinisches Revier gibt es seit 2011, seit März firmiert sie als GmbH und hat sich neue Strukturen gegeben, die bis hin zu neuen Zusammensetzungen des Aufsichtsrates, der Gesellschafterversammlung und einer Revierkonferenz reichen. Letztere trat gestern zum ersten Mal in Jülich zusammen. Landeswirtschaftsminister Garrelt Duin schickte die erneuerte IRR mit klaren Appellen in den Arbeitsprozess.

Ziel der IRR ist es seit ihrer Gründung, frühzeitig für das Braunkohlenrevier einen Strukturwandel zu starten, damit es mit dem Ende der Tagebaue Garzweiler, Hambach sowie Inden nicht zu einem plötzlichen Bruch kommt, verbunden mit dem Verlust tausender Arbeitsplätze. An der Vorläufer-IRR hatte beispielsweise Erkelenz in einem Brief an die Landesregierung im Mai 2013 kritisiert, als unmittelbar vom Tagebau betroffene Stadt nicht im IRR-Beirat vertreten zu sein. Auch waren der Informationsfluss und die Größe der IRR teils kritisiert worden. Vieles hat mit dem neuen, gestern vorgestellten Konzept neue Strukturen und Zeitvorgaben erhalten. Zudem hat das Land noch einmal verdeutlicht, indem es die IRR jährlich mit 250 000 Euro fördert, wie wichtig ihr die Region und ein auf Jahrzehnte angelegter weicher Strukturwandel ist; wie schon in ihrer Koalitionsvereinbarung formuliert.

Neu ist, dass sich die Arbeit der IRR auf ein Kerngebiet bezieht, das von Mönchengladbach-Wanlo bis Düren, vom Nordwesten der Städteregion Aachen bis in weite Teile des Rhein-Erft-Kreises sowie in den Rhein-Kreises Neuss reicht. Die Kölner Regierungspräsidentin Gisela Walsken hob allerdings hervor: "Dieser Kernraum wird nur positive Effekte erzielen, wenn die Nachbarschaften einbezogen werden." Dieser Verknüpfung dienen künftig solche Revierkonferenzen wie gestern.

Neu ist die stärkere Mitsprache der Region. Als Aufgabe gab Garrelt Duin den Beteiligten deshalb mit: "Sie brauchen Programme, ein Leitbild und Richtungsentscheide - diese sollen in den nächsten Jahren im Sinne der kommunalen Selbstverwaltung entwickelt werden." Die IRR müsse die führenden Köpfe aus der Region zusammenbringen und mit ihnen konkrete, zukunftsfähige Innovationen entwickeln. Und noch einmal deutlicher: "Das Land erwartet Ideen und den unbedingten Willen zur wirklichen Zusammenarbeit." Auch werde erwartet, dass die Region die Priorisierung der erarbeiteten Projekte vornehme.

Ein wichtiger Partner in dem Prozess ist für Duin der Tagebaubetreiber. Matthias Hartung, Vorstandsvorsitzender von RWE Power, griff dies auf und unterstrich, in die Region weiter in Forschung, Steigerung der Energieeffizienz und Entwicklung erneuerbarer Energien investieren zu wollen: "Wir wollen Partner der Zukunftsentwicklung sein."

Die Rolle des Landes wird es letztlich sein, die Projektvorschläge der IRR, wo möglich, in finanzielle Förderkulissen aufzunehmen. Die IRR hat bereits ein Büro für Stadtplanung beauftragt, das gestern erste Entwicklungsschritte bis 2017 aufzeigte. So soll 2015 ein Ideenwettbewerb laufen, zu dem Unternehmen, Bürger und Institutionen aufgerufen werden. Einzelne Teilregionen haben die Planer ebenfalls schon betrachtet und schlagen zum Beispiel für Erkelenz die Tagebaurandgestaltung und die Dorfentwicklung - vor dem energetischen und demografischen Wandel betrachtet - als zu verfolgende Themenfelder vor.

(RP)
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