Unsere Orgellandschaft - Folge 3 In Erkelenz letzte erhaltene Barockorgel

Erkelenz · Die Gerderather Orgel ist für den gesamten Niederrhein von großer Bedeutung. 1982 wurde sie auf den Bestand und die vermutete Disposition von 1788 zurückgeführt. Das Gehäuse behielt seine barocke Pracht, angefügte Teile wurden entfernt.

 Die Orgel in der Gerderather Pfarrkirche geht auf das Jahr 1695 zurück.

Die Orgel in der Gerderather Pfarrkirche geht auf das Jahr 1695 zurück.

Foto: Jürgen Laaser

Gerderath Die Geschichte der Orgeln im Raum Erkelenz spiegelt in Teilen Historie und Zeitgeschmack im Wandel. Durch Krieg und Säkularisation wurden Kirchen und mit ihnen Orgeln zerstört und geplündert. Sich wandelnde Hörgewohnheiten weckten den Wunsch nach neuen Instrumenten und sorgten ebenfalls vielfach für das Aus oder die Umwandlung überlieferter Schätze. Die Orgel in Gerderath aber trotzte mit Zwischenspiel einem vergleichbaren Geschick.

Sie ist im Raum Erkelenz die letzte noch erhaltene Barockorgel. Die Hohenbuscher Barockorgel wurde während der Säkularisation nach Linnich verschickt und das ähnlich alte Instrument der Erkelenzer Paterskirche im Krieg vollständig zerstört. Die Orgel in St. Christophorus ist ein kleines und im Klang ausnehmend feines Instrument. Erbaut wurde es 1695 von einem unbekannten Meister. Aus dieser Zeit sind noch die drei Originalregister Bordun und Flaut komplett erhalten und von der Oktav einige Pfeifen.

Natürlich ging auch an dieser Königin der Instrumente die Zeit nicht spurlos vorbei, weiß Kantor Stefan Emanuel Knauer zu berichten. 1788 wurde die Orgel erweitert, 1877 im romantischen Stil umgebaut. Damals wurde aus der einmanualigen Orgel eine zweimanualige mit neuen Registern. Der Umbau wurde veranlasst von Franz Nekes. Der war von 1871 bis 1887 Pfarrvikar in Gerderath, außerdem ein für ganz Deutschland wichtiger Komponist mit Werken im cäcilianischen Stil und stieg zum Domkapellmeister zu Aachen auf. Nekes hatte offensichtlich den Wunsch gehabt, die Orgel in St. Christophorus dem Zeitgeschmack anzupassen.

1982 wurde die Orgel durch die Firma Weimbs auf den Bestand und die vermutete Disposition von 1788 zurückgeführt. Sie hat nun neun Register: Drei im Original von 1695, fünf wurden rekonstruiert, während der Sub-Bass von der Erweiterung im Jahr 1877 beibehalten wurde. Vorher hatte es kein selbstständiges Pedalregister gegeben. Das Gehäuse behielt seine barocke Pracht, und die bei der Erweiterung im Jahr 1877 hinzugefügten Teile wurden wieder entfernt. Zusätzlich blieben einige manieristische Verzierungen erhalten.

Das Instrument hat seine ursprünglich mitteltönige Stimmung zurück. Mit ihren vielen reinen Terzen verwirklicht diese fast vollkommen die reine Stimmung, aber nur für eine begrenzte Anzahl an Tonarten. Das bedeutet, dass C-Dur, F-Dur und G-Dur lupenrein klingen. "Bei einer Melodie in Es-Dur - also mit drei Vorzeichen - konnte der Komponist beziehungsweise der Organist sich diese eigentümliche Klangwirkung zu eigen machen, um damit Affekte zu erreichen", erklärt der Christkönig-Kantor.

In ihrer jetzigen Beschaffenheit ist die Gerderather Orgel ideal für Werke von Meistern aus Renaissance und Frühbarock. Sie ist für den gesamten Niederrhein von großer Bedeutung, sagt Stefan Emanuel Knauer. Das Instrument besitze einen einzigartigen und wunderbaren Klang.

(anw)
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