Erkelenz Inszenierung geht unter die Haut

Erkelenz · Spielzeiteröffnung in Erkelenz mit einem Stück des Jungen Theaters Bonn. In "Supergute Tage oder Die sonderbare Welt des Christopher Boone" ist der Held Asperger Autist.

 Für den Asperger-Autisten Christopher ist die Welt, in der wir leben, unverständlich und kompliziert. Für die Menschen in seinem Umfeld ist es eine Zerreißprobe, mit dem Jungen so umzugehen, dass es seinen Bedürfnissen entspricht.

Für den Asperger-Autisten Christopher ist die Welt, in der wir leben, unverständlich und kompliziert. Für die Menschen in seinem Umfeld ist es eine Zerreißprobe, mit dem Jungen so umzugehen, dass es seinen Bedürfnissen entspricht.

Foto: rerü

Nichts für schwache Nerven ist der Beginn des Stückes "Supergute Tage oder Die sonderbare Welt des Christopher Boone". Ein mit einer Mistgabel umgebrachter Hund liegt auf dem Bühnenboden. Ein gruseliger Anblick, um den sich die Geschichte zu spinnen beginnt.

Der 15-jährige Christopher (Ferdi Özten) lebt mit seinem alleinerziehenden Vater in der englischen Kleinstadt Swindon. Auf der Sonderschule erweist sich, dass er eine mathematische Inselbegabung hat. Außerdem hat er ein fotografisches Gedächtnis, ist sehr aufmerksam und unfähig, Lügen zu erzählen. "Ich lüge nicht. Mutter sagt, es liegt daran, dass ich ein guter Mensch bin, aber daran liegt es nicht. Es liegt daran, dass ich nicht lügen KANN."

Darüber hinaus hat er Probleme, das Verhalten seiner Mitmenschen, deren Gesten und Beziehungen zu verstehen. Sein Haustier ist eine Ratte namens Toby. Christopher unterscheidet sich aufgrund seiner Sichtweise wesentlich von anderen. Er kann in anderen Gesichtsausdrücken lediglich Trauer oder Glück erkennen. Alle anderen Gesichtsausdrücke versteht er nicht. "Menschen verwirren mich. Ein Grund ist, dass Menschen viel reden, ohne dabei Worte zu benutzen. Wenn jemand eine Augenbraue hochzieht, kann das viel bedeuten." Wenn er morgens drei, vier oder fünf rote Autos hintereinander sieht, bedeutet das, dass der Tag entweder "ziemlich gut", "sehr gut" oder "supergut" wird. An Tagen, an denen er morgens vier gelbe Autos sieht, isst er nicht und redet mit niemandem, weil dies ein "schwarzer Tag" ist. Der Roman von Mark Haddon über den autistischen Jungen Christopher schafft es in der Inszenierung von Lajos Wenzel, das Publikum mitzunehmen in die Welt des autistischen Jungen. Die Schwierigkeiten und Herausforderungen, denen sich der 15-Jährige stellen muss und mit denen er kämpft, werden für die Zuschauer erlebbar. "Es ist eine Geschichte über Unterschiede, darüber, ein Außenseiter zu sein, darüber, die Welt staunend und klar zu betrachten. Es ist genauso ein Buch über uns, wie es eines über Christopher ist", erläutert Marc Haddon in einem Blogbeitrag.

Mit einem kreativen Bühnenbild erzählt die Inszenierung die unterschiedlichen Szenen in wandelbarer Umgebung. Die guten alten Tageslichtprojektoren erleben ein Comeback. Gleich außerirdischen Wesen bewegen sie sich über die Bühnenbretter und begleiten Christopher, wenn er nachts den Sternenhimmel betrachtet. Mal erleuchten sie das Bühnenbild abwechselnd, mal gemeinsam. Variabel können Dinge aufgeschrieben oder gezeichnet werden, gleichzeitig nehmen die Kästen unterschiedliche Funktionen im Stück ein.

Das mitreißende, kreativ inszenierte Stück, das den Blickwinkel erweitert, und das Ensemble (Katharina Felschen, Jan Herrmann, Andrea Brunetti, Giselheid Hönsch, Sandra Kernenbach, Christian Steinborn, Thomas Kahle, Bernard Niemeyer) wurden mit Ovationen belohnt.

(rerü)
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