Erkelenz "Jetzt einen attraktiven Standort gestalten"

Licht und Schatten vermittelten die Reden im künftigen Keyenberg (neu). Minister Lersch-Mense, RWE-Power-Vorstand Hartung und Beiratsvorsitzer Schwartz ermutigten aber zum Blick nach vorn.

Neun Spaten standen zur Verfügung, um den denkwürdigen Akt der letzten Umsiedlung für den Tagebau Garzweiler II zu vollziehen. Dabei waren die Redner der Veranstaltung außer Hans Josef Dederichs: Bürgermeister Peter Jansen, Minister Lersch-Mense, Matthias Hartung und Bürgerbeiratssprecher Fredi Schwartz, die Bundestagsabgeordneten Wilfried Oellers (CDU) und Norbert Spinrath (SPD) sowie weitere Behörden- und Unternehmensvertreter.

Minister Lersch-Mense "freute" sich trotz vorangegangener Kritik von Hans Josef Dederichs am gesamten Verfahren über den Ersten Spatenstich. Das Land NRW habe in einem korrekten Verfahren die Grundlage für die Energiepolitik mit der Braunkohle geschaffen, ebenso die Grundlagen für die Umsiedlung. Man wisse auch in der Landesregierung, dass man mit dem Tagebau tief in die Struktur der Region eingreife, vor allem für die älteren Menschen sei dies ein gravierender Einschnitt ins Leben und in dessen Zukunft. Aber auch für die Dorfgemeinschaften.

In Fragen der Energiewende sei die Erkenntnis entwickelt worden, dass weniger Braunkohle für die Stromgewinnung gebraucht werde - man habe sofort damit reagiert, dass mit Holzweiler und Dackweiler gleich zwei Siedlungen aus dem Abbaubereich herausgenommen worden seien. Die fünf Orte seien die letzte große Umsiedlung in NRW.

2023 beginne die Umsiedlung für Keyenberg und die Nachbarorte, die 2030 abgeschlossen sein soll. Aber auch in dieser Zeit und darüber hinaus werde die Braunkohle noch benötigt, würden die alternativen Energien allein noch nicht tragfähig sein. Das "Rheinische Revier" stehe aber vor der großen Herausforderung des Strukturwandels, die öffentliche Initiative "Innovationsregion" entwickle Initiativen, die ersten Projekte, unter anderem an der Großforschungsanlage Jülich, liefen noch in diesem Jahr an. Man brauche hier weiterhin eine industrielle Basis. Den Umsiedlern wünschte der Minister einen glücklichen Neubeginn und ein "Heimischwerden" am neuen Standort.

RWE-Power-Vorstandsvorsitzender Matthias Hartung stellte wie der Minister heraus, dass es klare energiepolitische und rechtliche Voraussetzungen für den Tagebau Garzweiler II gebe. Von daher werde Planungssicherheit und Vertrauen geschaffen. Man wisse, dass eine Umsiedlung einen sensiblen Bereich darstelle, man werde für Keyenberg und die Nachbarorte den gleichen Maßstab wie für Borschemich anlegen, was zuvor Dederichs bezweifelt hatte. Hartung dankte den Umsiedlern für die Mitwirkung, gleichfalls für den Beitrag zur Energiesicherheit. Die Tagebauplanungen stünden angesichts des 40-Prozent-Anteils der Braunkohle an der Energieproduktion in NRW im Einklang mit der Energiewende.

Man wolle in Neu-Keyenberg die Nachbarschaften, die Vereine und die Dorfgemeinschaften wieder etablieren. RWE Power werde den sich herausragend beteiligenden Menschen und der Stadt Erkelenz ein zuverlässiger Partner sein. Hartung schloss mit einem "herzlichen Glückauf".

"Heute wird der Startschuss zur Zerstörung unserer Dörfer getan", sagte pointiert Fredi Schwartz als Vorsitzender des Bürgerbeirats für die Umsiedlung. Eine Besonderheit für die Beteiligten sei die Notwendigkeit, gleich fünf Dörfer umzusiedeln, es ergebe sich aber daraus auch die Chance, alte Ortsrivalitäten beizulegen.

Er mahnte die beteiligten Behörden, Acht auf die Einhaltung der Verpflichtungen des Bergbautreibenden zu legen. Schwartz schloss: "Die Planung ist gesetzt, jetzt müssen wir einen attraktiven Standort gestalten!"

(isp)
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