Erkelenz Kälte bremst die Spargelernte aus
Erkelenz · Nachdem die Natur vor Ostern bei fast sommerlichen Temperaturen förmlich explodierte, legte sie mit Nachtfrost eine Vollbremsung hin. Das spürt auch Spargelbauer Heimanns in Lövenich. Zahllose grüne Spargelköpfchen sind erfroren.
Die Spargelsaison wurde schon von so mancher Krise überschattet, doch die aktuelle Kälte setzt der Ernte mehr zu als in Vorjahren. "Wir hatten EHEC und Vulkanausbruch, aber so eine Kälte noch nie um diese Zeit", meint Birgit Heimanns, die mit ihrem Mann Klaus seit 25 Jahren den Spargelhof in Lövenich betreibt. Sie meint den gefährlichen Darmkeim, der 2011 von Sprossen aus Niedersachsen ausging, und den Ausbruch des Eyjafjallajökull 2010, dessen Aschewolke bis ans Mittelmeer zog. Nun ist es die Kälte seit Gründonnerstag, die dem Spargel zu schaffen macht. "Es ist gefährlich, was da gerade passiert", sagt die Lövenicherin.
Anfang April hatte die Spargelernte einen fulminanten Start hingelegt. "23 Grad. Die Natur meinte, sie müsste explodieren", erinnert sich Klaus Heimanns. Weil sich Sandböden schneller erwärmen, ist sonst das Weiße Gold in Nettetal und Bracht weiter als im mineralienreichen Lößboden um Lövenich. Bereits zu Ostern gab es reichlich edle Stangen im Hofladen, der nur von April bis Juni geöffnet ist, um grünen, weißen und violetten Spargel zu verkaufen. Dann der Kälteeinbruch in der Karwoche, Frost am Donnerstag. Grünspargel, Spezialität des Hofes, hat arg gelitten. "Bei null Grad ist es kein Problem, aber drei Grad minus sind schlimm", erklärt Klaus Heimanns. Grüner Freilandspargel wächst auf 20 Hektar rund um Lövenich, weißer auf vier Hektar, violetter auf 0,75 Hektar. Und der grüne ist zu 70 Prozent befroren - unverkäuflich. "Kopf ab, Pflanze tot" bringt Heimanns den Schaden trocken auf den Punkt. Er hat die Köpfe abgeschnitten, damit die Pflanze nicht unnötig Saft verliert. Denn Spargel legt im Sommer Nährstoffe in den Boden, die er zum Wachsen braucht. Im Minitunnel wächst das Edelgemüse besser. Und herrschen im Damm 18 bis 20 Grad Bodentemperatur, wächst der Spargel optimal. Die Sommerssaat - Gurken und Zucchini - liegt im Boden, allerdings noch unverändert. Zum Keimen ist es halt auch zu kalt.
Für Grünspargel ist Heimanns der einzige regionale Lieferant großer Mengen, die aktuell eine Genossenschaft in Bayern abnimmt. Während Discounter nur ausländischen grünen Spargel anbieten, kommen die Bündel in Rewe- und Edeka-Märkten von Lövenicher Feldern, teils abends abgeholt, morgens in der Gemüseabteilung. Die Losnummer verrät, wann geerntet wurde, sagt Heimanns. L 1701 bedeutet Kalenderwoche 17, Tag 1. Eine Woche kann Spargel kühl gelagert werden. Auch kleinere Läden und Restaurants zählen zu den Kunden. Sterneköche kaufen stets frisch kleine Mengen. Rainer Hensen (Randerath) hat Teilnehmer seiner Genusschule schon aufs Feld geführt, um Spargel zu stechen, erzählt Birgit Heimanns. Bald kommt wieder ein Kursus der Familienbildungsstätte.
"Viele wissen nicht, welche Arbeit dahintersteckt. Hier können sie die Abläufe sehen", so die begeisterte Köchin, die täglich Spargel auf den Tisch bringt. Grünen kocht sie kurz, brät ihn in Olivenöl an und genießt ihn garniert mit Tomaten, Champignons oder Garnelen, am liebsten mit Käse überbacken. Oder Bruch (Grün- und Weißspargel kochfertig foliert ist beliebt) mit Hähnchenfleisch, Tomaten, Mozarella, Gewürzen und Öl für 25 Minuten bei 180 Grad in den Ofen. Ihr Mann liebt die Grill-Variante: Spargel mit Salz, Zucker oder Honig doppelt in Alufolie einpacken und auf dem Grill schmoren lassen. Zum Glück gibt's trotz der Kälte ein schönes Angebot für Spargelliebhaber im Laden.
