Erkelenz Kamps verlegt Firmensitz nach Erkelenz

Erkelenz · Einen hohen zweistelligen Millionenbetrag wird das Bäckereiunternehmen Kamps im Gewerbegebiet Gipco investieren. Die GmbH will in Erkelenz expandieren und Ende nächsten Jahres mit rund 420 Mitarbeitern aus Schwalmtal herziehen.

 Kamps-Geschäftsführer Thomas Prangemeier (2.v.r.) kündigte im Erkelenzer Rathaus die Verlagerung des Unternehmenssitzes an; mit Erik Schöddert (RWE, v.l.), Ulrich Schirowski (WFG), Bürgermeister Peter Jansen und Norbert Reisige von der Bau ausführenden Ingenieurgemeinschaft Krabbe.

Kamps-Geschäftsführer Thomas Prangemeier (2.v.r.) kündigte im Erkelenzer Rathaus die Verlagerung des Unternehmenssitzes an; mit Erik Schöddert (RWE, v.l.), Ulrich Schirowski (WFG), Bürgermeister Peter Jansen und Norbert Reisige von der Bau ausführenden Ingenieurgemeinschaft Krabbe.

Foto: Jürgen Laaser

Louis Le Duff war kürzlich in Erkelenz und von der angebotenen Fläche an der Bundesstraße 57 beeindruckt. Der aus der Bretagne stammende Gründer der Unternehmensgruppe Le Duff, welche seit Mai 2015 die Mehrheit an der Kamps GmbH mit Sitz in Schwalmtal hält, sah die gebotenen Expansionsmöglichkeiten, und so teilte die Kamps GmbH gestern in einer Pressekonferenz im Erkelenzer Rathaus mit: "Kamps verlagert seinen Unternehmenssitz sowie die Produktionsstätte nach Erkelenz." Mitbringen will sie 420 Mitarbeiter, jedoch stecken in der geplanten Expansion zusätzliche Arbeitsstellen.

Ab nächstem Jahr hätte die Erweiterungsfläche des Gewerbegebietes Gipco erschlossen werden sollen. Darüber und über die Unterstützung bei der Ansiedlung neuer Unternehmen hatte die Stadt Erkelenz vor zwei Jahren mit RWE Power einen Vertrag geschlossen. Ziel ist es, dort einen teilweisen Ausgleich für die tagebaubedingt wegfallenden wirtschaftlichen Entwicklungsmöglichkeiten zu schaffen. Jetzt geht alles viel schneller. Die Fläche wird früher erschlossen, und der über die Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Kreises Heinsberg (WFG) vermittelte erste Investor, die Kamps GmbH, will schon zum Jahresende mit dem Bauvorhaben starten.

"Eine Investition wie die geplante hat es in unserer Unternehmensgeschichte in dieser Größenordnung noch nicht gegeben. Wir sprechen von einem hohen zweistelligen Millionenbetrag, da wir auch viele technische Anlagen neu anschaffen werden. Wir wollen expandieren - mit der Option, das auch in Zukunft noch weiter tun zu können", erklärte Thomas Prangemeier, Geschäftsführer der Kamps GmbH. Die Gemeinde Schwalmtal habe versucht zu helfen, letztlich aber diese Möglichkeiten nicht bieten können. In Erkelenz sollen nun im ersten Schritt auf einer fünf Hektar großen Fläche eine Produktionsstätte mit einer Bruttogeschossfläche von 17.000 Quadratmetern errichtet werden sowie in zwei Etagen darüber auf 2000 Quadratmetern Büros für die Verwaltung. Damit wächst die 1982 aus Düsseldorf heraus entstandene Kamps GmbH und will das laut Prangemeier auch noch fortsetzen: "Louis Le Duff denkt in Generationen, wofür dieses Vorhaben steht. Unser Unternehmen ist mit weiteren Expansionsideen unterwegs." Es betreibe inzwischen erste Backstuben im Mittleren Osten (Riyadh) und in den Niederlanden (Roermond), und Le Duff sei in 90 Ländern tätig. Prangemeier prognostizierte: "Das Ausland wartet auf deutsches Brot. Dort sehen wir nennenswertes Wachstum."

Ende nächstes Jahr soll die Produktionsstätte in Erkelenz fertiggestellt sein, zu der auch ein Bäckereicafé mit Werksverkauf gehören soll. Neben der Flächengröße konnte der Standort laut Prangemeier mit der direkten Autobahnanbindung und der Lage ohne unmittelbar benachbarte Wohnbebauung punkten. Positiv ins Gewicht fiel seiner Aussage nach außerdem, dass die WFG Kreis Heinsberg fünf mögliche Standorte im nördlichen Kreisgebiet habe präsentieren können; an dieser räumlichen Eingrenzung war Kamps gelegen, um die Mitarbeiter mitnehmen zu können. Prangemeier blickte zurück: "Wir waren schwer beeindruckt von den möglichen Standorten. Beeindruckt hat uns aber auch, wie schnell in der Region und in Erkelenz agiert wird."

Ebenso beeindruckt war der Erkelenzer Bürgermeister Peter Jansen, dessen erster persönlicher Kontakt zur Kamps-Geschäftsführung erst zwei Tage vor Weihnachten gewesen war. Zuvor hatte es sich um eine anonymisierte Anfrage gehandelt, auf welche die Stadt Erkelenz reagiert hatte. "Es handelt sich für Erkelenz um eine besondere Ansiedlung, an der viele mitgewirkt haben", dankte Jansen unter anderen der WFG sowie RWE und wies vor allem auf die "konstruktiven" und "hochprofessionellen Gespräche" mit der Kamps GmbH hin: "Ich danke für Ihre Entscheidung zum neuen Unternehmensstandort Erkelenz." Die Großbäckerei passe "hervorragend in den Erkelenzer Branchenmix" und die von ihr gebotenen Arbeitsplätze ebenso "zu unserer Bevölkerungsstruktur".

Als "sehr großen Erfolg für den Wirtschaftsstandort Erkelenz und Kreis Heinsberg" bezeichnete Ulrich Schirowski, Geschäftsführer der WFG Kreis Heinsberg, die gestern veröffentlichte Nachricht: "Es ist ein großes Lob, dass Kamps sich für uns entschieden hat und eine große Chance." Er glaube an weitere gute Wirtschaftsentwicklungen, zumal der Kreis Heinsberg über die bald geschlossene Autobahnverbindung zwischen der A 46 und dem niederländischen Autobahnnetz über die B 56 n eine "wichtige neue Entwicklungsachse" bekomme. Für die neue Gipco-Ausbaufläche sagte noch einmal RWE Power zu, vertreten durch Erik Schöddert, Erkelenz auch bei der weiteren Investorensuche zu unterstützen.

Rund 420 Mitarbeiter sind derzeit bei Kamps in Schwalmtal beschäftigt, davon 250 in der Produktion, 50 in der Verwaltung und die weiteren in den Eigenbetriebsfilialen und im technischen Außendienst. Sie wurden am Dienstag über die Umzugspläne informiert. "Mir hat es wahnsinnig viel Spaß gemacht, die Pläne zu präsentieren, weil das Echo der Mitarbeiter so positiv war", berichtete Geschäftsführer Prangemeier. Die Freude auf einen neuen, größeren Standort sei groß gewesen.

(spe)
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