Erkelenz Keine künstliche Wasserzufuhr zur Niers

Erkelenz · Der Niersverband hat mit RWE Power über den ausgetrockneten Oberlauf der Niers gesprochen. Das Fazit: Die Niers führt künftig auf den ersten eineinhalb Kilometern nur Wasser, wenn es regnet. Eine technische Lösung gibt es nicht.

 Das Flussbett der Niers bei Kuckum am vergangenen Donnerstag.

Das Flussbett der Niers bei Kuckum am vergangenen Donnerstag.

Foto: Heldens

Der Niersverband ist nach Anwohnerhinweisen der Frage nachgegangen, warum der Fluss im Oberlauf derzeit kein Wasser führt. Und er hat geprüft, ob das fehlende Wasser kompensiert werden kann. Die gewonnenen Erkenntnisse dürften für die Anwohner ernüchternd sein. Gestern teilte der Niersverband auf Nachfrage der RP mit, dass weder er noch RWE Power eine Lösung sehen, um die Niers auf ihren ersten eineinhalb Kilometern künstlich mit Wasser zu befüllen. Es bestehe für den Tagebaubetreiber dazu auch keine Verpflichtung, sagte Jörg Langner vom Niersverband.

RWE Power habe laut Rahmenbetriebsplan für den Tagebau Garzweiler II "keine Verpflichtung, diesen Abschnitt der Niers mit Wasser aufzufüllen", erklärte der Niersverband. Deshalb werde er den Energiekonzern auch nicht auffordern, etwas gegen den Wassermangel zu unternehmen: "RWE hält sich an seine Auflagen. Die Situation ist verwaltungsrechtlich so genehmigt."

Es stimme ihn für die Menschen in Erkelenz traurig, sagte Jörg Langner, "dass der Fluss ausgetrocknet ist und als trockene Rinne daliegt. Letztlich wird jetzt etwas sichtbar, was schon längere Zeit da ist." Die Niers führe im Oberlauf kein eigenes Wasser, weil das Grundwasser für den Tagebau abgesenkt wurde, "und der Niersverband führt kein gereinigtes Wasser mehr aus der Kläranlage Kückhoven zu". Diese war aus wirtschaftlichen Gründen stillgelegt worden (die RP berichtete). Dass bei einer Umsiedlung von Keyenberg, Kuckum, Berverath, Ober- und Unterwestrich die Menschen dort möglicherweise noch über ein Jahrzehnt neben einem Fluss leben, der in regenarmen Phasen austrocknet, kann laut Niersverband nicht geändert werden: "Wir haben mit RWE technische Möglichkeiten geprüft. Am Zourshof wird in geringen Mengen Trinkwasser zur Stützung des Ringgrabens eingeleitet." Für die Niers müsste dauerhaft Wasser zugeleitet werden, um sie als Fluss sichtbar zu erhalten. Das ist dem Niersverband zufolge sowohl finanziell als auch technisch keine Lösung. "Wir haben auch geprüft, ob eine Leitung von RWE, die Brunnenwasser führt, genutzt werden kann. Die nächste liegt aber zu weit weg, und zwar an der Köhm", sagte Langner. "Und wir als Niersverband haben auch keine andere Möglichkeit, Wasser dort einzuleiten."

In regenarmen Zeiten wir die Niers künftig keine 112 Kilometer mehr lang sein, sondern 110,5 Kilometer — auf Erkelenzer Stadtgebiet fehlen eineinhalb Kilometer bis zu der Stelle, an der die Köhm in die Niers mündet, denn dort ist die erste Stelle, an der RWE Power die Niers mit Wasser befüllt. Bürgermeister Peter Jansen hatte die Niers unlängst als Infrastruktur der Orte bezeichnet, denen die Umsiedlung bevorsteht. Diese Infrastruktur müsse bis zum Schluss erhalten werden. Anwohner hatten dasselbe erklärt, und sie hatten ergänzt, dass die Umsiedlung noch längst nicht final beschlossen sei. Tatsächlich wird sich der Braunkohlenausschuss der Bezirksregierung Köln erst Ende April mit der Aufstellung des Braunkohlenplans für ihre Orte befassen, und die Landesregierung muss ihre Stellungnahme zur energiepolitischen Notwendigkeit des Tagebaus ebenfalls noch abgeben. Freitag hatte es dazu auf Nachfrage der RP aus der Staatskanzlei geheißen, dass noch keine Stellungnahme veröffentlich werden könne. Bürgermeister Jansen hatte tags zuvor in einem Arbeitskreis der Bezirksregierung erfahren, dass NRW am Tagebau festhält, doch hatte er bemängelt, dass noch keine Begründung mitgeteilt worden sei. Deshalb habe der Arbeitskreis noch kein empfehlendes Votum für den Braunkohlenausschuss ausgegeben: "Die Unsicherheit ist geblieben."

Auf die noch nicht finale Entscheidung zur Umsiedlung angesprochen, sagte Langner gestern: "Käme es nicht zur Umsiedlung, müsste alles auf den Prüfstand, auch, wie mit diesem historischen Stück der Niers umgegangen wird."

(RP)
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