Nur Neubauten

Eine Dissonanz, die zu Etgenbusch passt: Das kleinste Dorf im Erkelenzer Stadtgebiet kann auf eine lange Geschichte zurückblicken, und doch ist von dieser Geschichte im Dorf nichts zu sehen. Sechs Häuser und 18 Einwohner zählt der Weiler heute — doch alle Gebäude sind Neubauten, entstanden in den vergangenen 15 Jahren. Kein einziger Hinweis auf die 700 Jahre Dorfgeschichte seit der ersten Erwähnung des Weilers im Jahr 1309. Schon damals wurde Etgenbusch durch die Natur rundherum definiert: Der Ortsname, ursprünglich "Eychenbouhcs", deutet auf eine Siedlung in einem Eichenwald hin.

Heute wird der Weiler nahe Venrath von Feldern und Wiesen umgeben, nur an den beiden Enden der schmalen Ortschaft markieren einige Bäume das Ende der Bebauung. Selbstständig war der kleine Ort nie: Kirchlich gehörte Etgenbusch zu Erkelenz, Wanlo und heute Venrath, politisch war das Dorf immer ein Erkelenzer Ortsteil. Über Jahrhunderte hinweg bestand Etgenbusch aus einigen Höfen rund um das traditionsreiche "Haus Etgenbusch". Ein unauffälliges Dorf, dessen Einwohnerzahl mehrere Jahrhunderte lang um die 30 pendelte.

Regionale Bekanntheit erreichte Etgenbusch seit den 1980er Jahren durch die Diskothek "Froschkönig", die Ende der 1990er Jahre nach einem Brand geschlossen wurde. An die Stelle der alten Gebäude traten die sechs Neubauten, das alte Etgenbusch wich dem neuen Weiler. Kommt man heute nach Etgenbusch, fällt als einzige Parallele zum historischen Ort der enge Bezug zur Natur auf: Nahtlos passen sich die Häuser in die Umgebung ein, verschwinden fast zwischen den grünen Wiesen und den wenigen, aber hohen Bäumen. Die strahlende Sonne, der blaue Himmel und die zahlreichen Vögel lassen die nahe Autobahn und die Braunkohlebagger am Horizont vergessen. Etgenbusch ist klein, aber idyllisch; der Weiler ist nicht selbstständig, doch er hat eine eigene Marke. Und er bietet ein seltenes Gut: Ruhe.