Erkelenz Klimacamp-Aktivisten besetzen Bagger

Erkelenz · Bis in den Braunkohlentagebau Garzweiler schafften es gestern Kleingruppen aus dem Klimacamp im Erkelenzer Lahey-Park. Angemeldet bei der Polizei war ein Protestzug nach Jackerath, dem nur etwa 20 Personen folgten.

 An einem Bagger im Tagebau Garzweiler passten Polizei und Mitarbeiter von RWE Power so lange auf Aktivisten des Klimacamps in Erkelenz auf, bis der Protest auf dem Betriebsgelände gegen 18.45 Uhr aufgelöst wurde.

An einem Bagger im Tagebau Garzweiler passten Polizei und Mitarbeiter von RWE Power so lange auf Aktivisten des Klimacamps in Erkelenz auf, bis der Protest auf dem Betriebsgelände gegen 18.45 Uhr aufgelöst wurde.

Foto: J. Laaser

Mit verschiedenen Aktionen machten die Aktivisten aus dem Klimacamp im Lahey-Park bei Erkelenz gestern auf ihre Anliegen aufmerksam. Einige davon könnten ein Nachspiel haben. Zwischen Merzenich und Morschenich seilten sich zwei Menschen von einer Brücke ab, um den Kohlezugverkehr zu blockieren. Am Tagebau Hambach blockierten Aktivisten die Kohlebahn, indem sie sich an die Gleise ketteten. Und am Rande des Braunkohlentagebaus Garzweiler saßen bei Borschemich rund 80 Menschen an der Tagebaukante, um gegen den Braunkohlenabbau zu protestieren - zwei Gruppen traten sogar den Weg in die Grube an, gefolgt von der Polizei.

"Der Protestzug vom Lahey-Park zur Tagebau-Aussichtsplattform bei Jackerath war angemeldet worden und ist ohne Probleme verlaufen", sagte Polizeisprecher Jürgen Heitzer vor Ort. Rund 20 Personen hatten sich daran beteiligt und waren von Polizisten begleitet worden. Vor der nahegelegenen Werkseinfahrt zum Tagebau ließen sich die Aktivisten gegen 13 Uhr nieder, um auf ihre ablehnende Haltung zum Abbau und zur Verstromung von Braunkohle hinzuweisen. Die Polizei wollte die Blockade am Abend auflösen.

Ein Tag im Tagebau Garzweiler
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Foto: Christian Kandzorra

Größerer Aufwand musste betrieben werden, um die Aktivisten aus dem Tagebau zu holen. Eine Gruppe hatte sich mittags bei Borschemich in den Tagebau begeben, "trotz aller Gefahren", wie Polizeisprecher Karl-Heinz Frenken erklärte. Eine zweite Gruppe war später noch in den Tagebau gefolgt, um der ersten Essen zu bringen, wie ein Sprecher der Aktivisten berichtete. Die Polizei hatte das Technische Hilfswerk um Unterstützung gebeten, um mit dessen Fahrzeugen zur Einsatzstelle gefahren zu werden. Dort angekommen, wurden beide Gruppen so lange beaufsichtigt, bis ausreichend Transportmittel vorhanden waren, um die Aktivisten aus dem Tagebau zu befördern. "Die Aktivisten sind nicht freiwillig gegangen. Wir haben sie am Abend vorübergehend in Gewahrsam genommen, um die Personalien festzustellen", erklärte Frenken. Die Polizei blieb danach weiterhin am Tagebau präsent. Was mögliche Konsequenzen für die Aktivisten sind, wird sich laut Polizeierst in den nächsten Tagen ergeben.

Chronik des "Rheinischen Reviers"
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Für RWE Power war zunächst wichtig, die Aktivisten friedlich und ohne Verletzungen aus dem Tagebau zu bringen. Ein Sprecher des Energieunternehmens erklärte vor Ort: "Die Beaufsichtigung war nötig, weil die Aktivisten nicht wissen, in welche Gefahr sie sich, teilweise mit Badelatschen auf dem Bagger, begeben haben - man muss sie vor sich selbst schützen."

Vor einer Woche war im Lahey-Park das Klimacamp eröffnet worden. Aufgerufen hatten dazu unter anderem die BUNDjugend Nordrhein-Westfalen, die Initiative "ausgeCOhlt" und Attac. Auf seine Anliegen hatte das Camp unter anderem bei einem Straßenfest in Borschemich (siehe unten) aufmerksam gemacht.

Für gestern waren verschiedene Protestaktionen angekündigt worden. Die unterschiedliche Ausprägung sei wichtig gewesen, sagte ein Sprecher des Klimacamps, weil eine Aktion wie im Tagebau bei Borschemich nicht für jedermann geeignet sei. Er erklärte: "Uns war an dieser Stelle zum Beispiel das Bild wichtig: das Tagebauloch, der Bagger, dahinter die Kraftwerke und wir davor, die zeigen, dass Braunkohle keine Zukunft mehr hat."

Mit den Aktionen in Erkelenz wolle man zudem die hiesige Bevölkerung unterstützen: "Zwar heißt es, Holzweiler soll nicht abgebaggert werden, aber entschieden ist die Sache noch nicht, sagen wir und sind deshalb heute hier." Man bleibe, bis die Polizei die Flächen räume. Deren Pressesprecher Karl-Heinz Frenken teilte am Abend mit, dass die Blockade gegen 18.45 Uhr aufgelöst wurde und sprach von einem "insgesamt friedlichen Protest". Auch sei niemand verletzt worden.

Übrigens: Die besetzten Bagger waren laut Polizei gestern gar nicht in Betrieb gewesen.

(RP)
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