Erkelenz Klimacamp genehmigt und eröffnet

Erkelenz · 150 Personen haben seit Sonntag auf einem Acker am Lahey-Park das sich selbst versorgende Klimacamp vorbereitet. Am Freitag stellte die Polizei in Aachen das Camp unter das Versammlungsrecht und übernahm damit die Verantwortung.

 Die großen Zirkuszelte auf dem Klimacamp bei Erkelenz-Kückhoven dienen der Information und Diskussion. Weitere Infrastruktur wie die Aktionsküche, Beratungsangebote und Workshopräume befinden sich in weiteren Zelten. Solarbetriebene Duschen und Kompost-WC gehören ebenfalls zur Ausstattung.

Die großen Zirkuszelte auf dem Klimacamp bei Erkelenz-Kückhoven dienen der Information und Diskussion. Weitere Infrastruktur wie die Aktionsküche, Beratungsangebote und Workshopräume befinden sich in weiteren Zelten. Solarbetriebene Duschen und Kompost-WC gehören ebenfalls zur Ausstattung.

Foto: Uwe Heldens

Das achte Klimacamp im Rheinischen Revier wurde am Freitag auf einer Ackerfläche bei Erkelenz-Kückhoven eröffnet. Nachdem bis zu 150 Personen in den Tagen zuvor die Infrastruktur aufgebaut hatten - zu der drei Zirkuszelte und eine Aktionsküche für bis zu 5000 Essen gehören -, konnte bis Freitagnachmittag auch geklärt werden, welche Behörde die Verantwortung trägt.

"Das Klimacamp wird vorsorglich als ,Dauerversammlung' den Regeln des Versammlungsrechts unterstellt", teilte am Nachmittag die Aachener Polizei mit. Heißt: Das Klimacamp ist als politische Versammlung genehmigt, die damit der Verantwortung des Polizeipräsidenten Dirk Weinspach untersteht. Tags zuvor hatte Peter Jansen, der Bürgermeister von Erkelenz, noch wie berichtet befürchtet, die Stadt werde das Camp als Veranstaltung bewilligen und begleiten müssen, weil es kurzfristig auf eine Privatfläche neben dem Lahey-Park gezogen war. Sie wäre dadurch in die Verantwortung gekommen. Die Stadt Erkelenz hatte inständig gehofft, man möge aufgrund der angekündigten Größe von bis zu 6000 Personen mit dem Aachener Polizeipräsidenten eine andere Lösung finden.

"Dies ist die bessere Lösung", reagierte Bürgermeister Jansen deshalb erleichtert. "Wir helfen, wo wir können." Ziel aller Beteiligten an der Lösungsfindung sei es gewesen, "wenn das Camp nun mal in Erkelenz ist, dass es möglichst friedlich ablaufen kann und wird". Und auch Polizeisprecher Paul Kemen betonte: "Die Aachener Polizei hat sich sehr bemüht, für alle Beteiligten eine akzeptable Lösung zu finden", zu der auch gehöre, dass die öffentliche Spielfeldfläche am Lahey-Park ebenfalls als Versammlungsfläche bestätigt worden sei.

Bis zu 150 Personen hatten seit vergangenen Sonntag auf einem Acker am Lahey-Park das sich selbst versorgende Klimacamp vorbereitet, an das sich bis nächsten Mittwoch die Degrowth-Summerschool und erstmals ein "Connecting Movements Camp" angliedern. "Die Summerschool legt einen starken Fokus auf den Strukturwandel in der Region", erklärt Klimacamp-Pressesprecherin Johanna Winter. Thematisiert werde die gesellschaftliche Transformation hin zu einem klima- und sozialgerechteren Leben. Dazu gehören werden unter anderen heute eine Fahrradtour für die Teilnehmer durch das Rheinische Revier, um dieses und die hier lebenden Menschen kennenzulernen, und morgen eine Podiumsdiskussion in der Erkelenzer Stadthalle. "Das Klimacamp wiederum diskutiert mit internationalen Referenten darüber, wie demokratischere Entscheidungsprozesse möglich werden", kündigt Winter an und lädt die Bevölkerung ein, jederzeit vorbeizukommen und mit zu diskutieren. Auch seien die Führungen für die Bevölkerung am Sonntag und Mittwoch gute Möglichkeiten, das Camp zu besuchen. "Erstmals dabei ist das ,Connecting Movements Camp', das Themen wie Bleiberecht, gerechte Landwirtschaft und Feminismus behandelt", erläutert Johanna Winter.

Bis zu 1500 Teilnehmer erwarten die Organisatoren für die Tage bis Mittwoch, die auf dem privaten Acker und laut Winter auch auf dem Fußballfeld am Lahey-Park zelten werden. Danach wird die "Ende Gelände"-Kampagne übernehmen, die laut Winter bis zu 6000 Teilnehmer erwartet. Im Zeichen des Protestes für den Klimaschutz steht dann bis zum Sonntag kommender Woche das Rheinische Revier, wo es unter anderen auch das weitere, aber kleiner "Camp for Future" bei Kerpen gibt. "Welche Protestaktionen es geben wird, wird sich im Laufe der Woche im Dialog entwickeln", erklärt die Klimacamp-Sprecherin. Noch sei es zu früh, um über mögliche Aktionen zu sprechen, jedoch habe "Ende Gelände" angekündigt, massiv die Infrastruktur des Braunkohlenabbaus blockieren zu wollen; RWE Power wies in diesem Zusammenhang noch einmal auf die Gefährlichkeit von Aktionen im oder an den Tagebauen Garzweiler, Hambach und Inden sowie an den Kraftwerken hin.

Die Größe des achten Klimacamps im Rheinischen Revier und der "Ende Gelände"-Kampagne könnte eine neue Dimension erreichen. Gründe und daraus entstehenden Möglichkeiten erklärt Johanna Winter: "Vor drei Jahren saßen wir noch mit viel weniger Menschen hier, und jetzt könnten es allein bei uns 6000 werden. Das hängt mit dem Scheitern der UN-Klimaversammlung zusammen. Seitdem erkennen viele Menschen, dass sie selbst tätig werden müssen." Die große Anzahl an erwarteten Besuchern - am Freitag sollten es zunächst bis zu 500 werden - führt für Winter auch dazu, dass die Protestformen vielfältiger werden: "Jeder wird sich etwas aussuchen können, was zu ihm passt, von der Radtour, der Diskussionsrunde, der Sitzblockade bis zum zivilen Ungehorsam."

(spe)
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