Erkelenz Kritischer Blick auf die Fußball-WM

Erkelenz · Zu Gast in der Europaschule, Realschule der Stadt Erkelenz, waren zwei Brasilianer, die in ihrem Heimatland in den Favelas mit Kindern und Jugendlichen zusammenarbeiten. Das Land, so sagen sie, hat die WM-Chancen nicht genutzt.

 Beispielhaft der Blick in eine Favela in Sao Paulo. In solchen Armenvierteln in Brasilien sind Pereira und Veras unterwegs. Ihr Ziel ist, mit Kindern und Jugendlichen zu arbeiten, ihnen Perspektiven zu bieten.

Beispielhaft der Blick in eine Favela in Sao Paulo. In solchen Armenvierteln in Brasilien sind Pereira und Veras unterwegs. Ihr Ziel ist, mit Kindern und Jugendlichen zu arbeiten, ihnen Perspektiven zu bieten.

Foto: ap

Die ganze Welt blickt nach Brasilien. Vor allem die Fußball-Welt. Moderne Stadien, unzählige Fans, die aus allen Kontinenten angereist sind - nur, um die Weltmeisterschaft zu feiern. Brasilien ist aber nicht nur Fußball und Samba - das Land in Südamerika ist auch für seine Favelas bekannt, für die Viertel, in denen die bloße Armut und auch Gewalt herrschen.

Die Schüler der Europaschule, Realschule der Stadt Erkelenz, hörten wie gebannt zu. Die beiden Besucher, aus Brasilien stammend, haben eine Menge zu erzählen. Marcos Silas Justino Pereira, Sozialarbeiter und Psychologe aus Sao Paulo, und Joao Bosco Veras, Tanzpädagoge aus Belo Horizonte, kennen die Situation in ihrem Heimatland genau. Drei Wochen sind sie in Deutschland unterwegs, um Schülern spannende Einblicke zu geben. Anette Hermes-Mallik, Lehrerin an der Europaschule, hat die beiden Brasilianer an die Schule geholt. In ihren Sozialwissenschaftskursen hat sie das Thema besonders behandelt, der Besuch der Brasilianer war nun der Höhepunkt der Unterrichtsreihe.

Sowohl Pereira als auch Veras sind in den Armenvierteln Brasiliens unterwegs. Ihr Ziel ist, mit Kindern und Jugendlichen zu arbeiten, ihnen Perspektiven zu bieten. "Vor allem die schulische Ausbildung und die Ernährung spielen dabei eine wesentliche Rolle", sagt Anette Hermes-Mallik. Pereira und Veras arbeiten in Missionshäusern der Don-Bosco-Mission, hier gibt es für die Kinder aus den Favelas Anlaufstellen.

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Dass Fußball und Tanzen eng mit Brasilien verbunden sind, unterstrichen die beiden Männer im Verlauf ihres Vortrages. Mit der Fußball-Weltmeisterschaft, so berichten sie, haben die Menschen in Brasilien viele Hoffnungen verbunden. Doch, so sagen sie weiter, unterm Strich seien nur leere Versprechungen dabei herausgekommen. Die brasilianische Regierung habe versagt und sich bietende Chancen nicht genutzt. Dennoch: Die Brasilianer stehen der Weltmeisterschaft, bei der nun die K.O.-Runde beginnt, offen gegenüber, allgemein sei die Haltung positiv. Im Unterricht hatten sich die Schüler bereits kritisch mit der WM auseinandergesetzt. Beispiel Bau der WM-Stadien: Nicht etwa die Brasilianer waren es, die die Arbeit bekommen haben, vielmehr haben die Bauunternehmungen ihre Arbeiter selbst mitgebracht.

Doch nicht nur kritische Worte fallen im Verlauf der Diskussion. Auch die brasilianische Kultur ist ein zentrales Thema. Die Schüler sind merklich interessiert, selbst die Dolmetscherin, die fleißig aus dem Portugiesischen übersetzt, trifft offenbar den Nerv der Europaschüler, die gebannt die ihnen unbekannte Sprache verfolgen. Auch Lehrerin Anette Hermes-Mallik fällt das positiv auf. Indes sorgen die Schüler selbst für ein Programm, indem sie Bilder und aktuelle Berichte sowie einen Kurzfilm zeigen. Beteiligt an dem interessanten Brasilien-Projekt waren Schüler der Klassen acht und neun.

(RP)
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