Sie zogen in die Welt hinaus Lebenstraum in Neuseeland verwirklicht

Erkelenz · Die Wildenratherin Susanne Shadbolt zog vor 14 Jahren mit ihrem damaligen Lebensgefährten aus Neuseeland in dessen Heimatland. Auf der rund 20 000 Kilometer entfernten Insel arbeitet sie als Kuratorin und bald als Dozentin.

 Susanne Shadbolt (42/Bildmitte) besucht mit ihrem Mann Darren (45/links) und den Kindern Mila (2), Sienna (5) und Santiago (6) die Farm von Freunden im neuseeländischen Shannon (Nga Tawa Farm).

Susanne Shadbolt (42/Bildmitte) besucht mit ihrem Mann Darren (45/links) und den Kindern Mila (2), Sienna (5) und Santiago (6) die Farm von Freunden im neuseeländischen Shannon (Nga Tawa Farm).

Foto: Shadbolt

Wenn es Zeit und Geldbeutel erlaubten, hat Susanne Shadbolt (42), geborene Geiser, schon immer gerne andere Orte und Länder besucht. Nach ihrem Uniabschluss im Jahr 2001 - sie hat Kunstgeschichte und Archäologie in Köln studiert - ist sie das erste Mal nach Neuseeland geflogen. Zu dieser Zeit hatte sie einen neuseeländischen Freund, mit dem sie für einige Monate durch Asien reiste. "Ich hatte nicht wirklich gedacht, dass ich in Neuseeland hängen bleiben würde", sagt sie rückblickend.

Die Weichen für ihre Arbeitsstelle als Kuratorin im Museum, die sie nach der Reise in Palmerston North auf der Nordinsel antrat, hatte sie bereits während des Studiums gestellt: "In meinen Semesterferien habe ich meistens Praktika in verschiedenen Museen in Deutschland und den Niederlanden absolviert und während meines Studiums habe ich im Museum Ludwig in Köln gearbeitet."

Den ersten richtigen Job bekam sie als Sammlungsleiterin für Te Manawa - Museum of Art, Science and History in Palmerston North (Nordinsel), wo sie ihren Mann Darren (45) kennenlernte. 2007 heirateten sie und ihre ganze Familie flog zur Hochzeit aus Deutschland ein, was etwas ganz Besonderes für das Paar war. Inzwischen haben sie drei Kinder: Santiago (6 Jahre), Sienna (5) und Mila (2).

Susi Shadbolts Alltag machen vor allem ihre Kinder und die Arbeit aus. Mittlerweile hat sie einige Jahre in verschiedenen Kunst- und Kulturinstituten im Land als Kuratorin oder Creative Director gearbeitet. Ihre Familie lebt nach wie vor beziehungsweise wieder in Palmerston North, der siebtgrößten Stadt in Neuseeland. Ehemann Darren leitet dort ein Architekturbüro. "Dieses Jahr ist ein Jahr der Veränderung für mich", erzählt die gebürtige Wildenratherin, die nach der Grundschule das Maximilian-Kolb-Gymnasium in Wegberg besuchte, "ich unterrichte erstmals an der hiesigen Universität (Massey University) in Museumswissenschaften und werde bald zusätzlich als Kuratorin für Aratoi - Wairarapa Museum of Art and History in der 50 Kilometer entfernten Kleinstadt Masterton arbeiten." Von ihrer Ausbildung aus hat sie nahtlos an den Beruf im Museum anknüpfen können. "Es war immer mein Traum, in einem Kunstmuseum als Kuratorin und mit der Sammlung zu arbeiten und ich hatte das große Glück, dass ich diesen Traum verwirklichen konnte."

Seit zwei Jahren stellt das Ehepaar Au pairs - meistens aus Deutschland - ein. "Ich versuche, meine Sprache und Kultur an meine Kinder weiterzugeben, ein deutschsprachiges Au pair im Haushalt hilft da ungemein." Mit Blick auf den Lebensstil in ihrer neuen Heimat hat Susanne Shadbolt festgestellt, dass das Leben dort viel weniger hektisch ist. "Es ist ein sehr ungezwungenes und unkompliziertes Land und jeder nennt sich beim Vornamen", sagt sie. Dass man dem Direktor in einem Unternehmen jederzeit einen Besuch abstatten kann, sei für sie vermutlich zu Beginn die größte Umstellung gewesen. Das deutsche Hierarchiedenken bestehe in Neuseeland so gut wie gar nicht. Zudem bestünden Unterschiede durch die unterschiedlichen Größenordnungen. Neuseeland und Deutschland sind flächenmäßig ungefähr gleich groß. Allerdings wohnen dort nur knapp über vier Millionen Menschen.

Große Unterschiede bestehen auch beim Einkaufen. In Neuseeland müsse man sich mehr Zeit nehmen, da die Kassierer gerne ein Schwätzchen hielten und die Ware im Zeitlupentempo durch den Scanner ziehen. "Auf der anderen Seite ist das auch ein sehr persönliches Einkaufserlebnis und das macht den Charakter von Neuseeland aus", sagt die dreifache Mutter.

Im Großen und Ganzen sei Neuseeland ein extrem freundliches und positives Land und es sei sehr einfach, Kontakt zu knüpfen. "Mit der Zeit ist man auch wesentlich relaxter und oft redet man von Maori oder Pacific-time - die Leute sind oft spät, das ist die Norm und niemand beklagt sich darüber." Toll ist die Natur, die nahe vor der Haustür liegt. "Wir sind in rund 20 Minuten am Strand und in zwei Stunden auf dem Berg zum Skifahren." Zudem besitzen sie ein uriges Strandhaus, das sie so oft wie möglich nutzen.

Den Kontakt nach Deutschland hält sie regelmäßig. "Bisher konnte ich alle anderthalb bis zwei Jahre nach Deutschland fliegen. Alle unsere Kinder waren bereits dort", freut sie sich, "mit dem dritten Kind ist es allerdings etwas schwieriger und wesentlich teurer." Sie hofften, mit der ganzen Familie in ein bis zwei Jahren wieder her zu kommen. Deutschland, ihre Familie und Freunde, vermisst sie häufig. "Ich bin dort aufgewachsen, das Land hat mich geprägt und ich liebe die Geschichte, Kunst und Kultur." Aber Neuseeland ist jetzt ihre Heimat, dort lebt ihre Familie und sie fühlt sich dort wohl. Es habe eine Zeit gegeben, in der sie richtiges Fernweh nach Deutschland hatte. Dem ist aber nicht mehr so. "Tief im Herzen bin und bleibe ich deutsch", sagt sie, "die deutsche Ordnung und Pünktlichkeit habe ich nach wie vor nicht abgelegt und bei Sportveranstaltungen bin ich immer auf der deutschen Seite."

(cole)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort