Erkelenz Liedertafel feiert 160-jährige Tradition

Erkelenz · Der Männergesangverein Liedertafel Holzweiler hofft nach seinem gelungenen Jubiläumskonzert mit Gästen auf ein Weiterbestehen. Doch die Zukunft des Chores ist unsicher, es fehlt der Nachwuchs.

 Der Männergesangverein Liedertafel Holzweiler, unterstützt von Sängern aus Erkelenz und Lövenich, bot beim Konzert unter Leitung von Gerd Faßbender ein unterhaltsames Repertoire.

Der Männergesangverein Liedertafel Holzweiler, unterstützt von Sängern aus Erkelenz und Lövenich, bot beim Konzert unter Leitung von Gerd Faßbender ein unterhaltsames Repertoire.

Foto: Ruth Klapproth

Zum 160-jährigen Bestehen des Männergesangsvereins Liedertafel Holzweiler sollte auf jeden Fall ein Jubiläumskonzert stattfinden. "Dieser Chor hat den Deutsch-französischen Krieg überstanden, die Bismarck-Zeit und das Kaiserreich erlebt", sagte Fred Reinartz, zweiter Vorsitzender des Vereins. "Ja er hat sogar zwei Weltkriege überdauert."

Doch ob der Chor dieses Jahr überstehe, sei unklar. Für das Jubiläumskonzert hatte der aktuell 15 Mann starke Chor sieben Sangesfreunde aus Erkelenz und Lövenich als Unterstützer gewinnen können. Die Liedertafel findet keinen Nachwuchs. Mittlerweile liegt der Altersdurchschnitt bei über 70-Jahren: Ein Chor mit großer Geschichte, der das Dorfleben aktiv gestaltet, mit Konzerten, Messen, der jahrelang die Karnevalssitzung organisierte, steht kurz vor dem Aus.

Die Situation der Liedertafel prägte das Jubiläumskonzert im Saal Boss. "Wo ein Lied erklingt", war der Titel. Sollten an diesem Abend die letzten Lieder der Liedertafel erklingen? Nach 160-Jahren? Doch der Chor hatte ein Programm zusammengestellt, das in Holzweiler in Erinnerung bleiben wird. Neben dem Männergesangsverein traten die Sopranistin Andrea Hörkens und der Tenor Robert Hillebrands auf. Zu Gast war auch der junge A-cappella-Chor "Beilage extra" aus Heinsberg.

Die Sänger des Männergesangsvereins hatten Spaß, das war an ihren Gesichtern ablesbar. Sie brachten unter der Leitung von Gerd Faßbender und mit Klavierbegleitung von Frank Scholzen stimmungsvolle Volkslieder zum Besten. Darunter das italienische "Sommernacht" oder die kroatischen Lieder "Tanzlied", "Im Rosengarten", "Marina". Alle mit einem erfrischenden Klang. Für gute Stimmung sorgte auch der volkstümliche Schlager "Sierra madre" und Udo Jürgens "Griechischer Wein".

Klar, schnell und deutlich war der A-cappella-Gesang von "Beilage Extra". Auf der Bühne überzeugte der Chor - dirigiert von Jacqueline Nellissen - mit einer lustigen Performance. Vor allem Lieder der Kölner-Bands "Wise Guys" und "Basta" gehören zum Repertoire von "Beilage Extra". Hinter dem Stück "Techno" stand die Überlegung, wie sich traditionelle Kinderlieder in einer Techno-Version anhören. Auch die Arrangements der Balladen "Rolling in the deep" und "The lion sleeps tonight" kamen beim Publikum an.

Andrea Hörkens und Robert Hillebrands traten als Solisten auf und entführten in die Welt der Oper und Klassik. Bei "O mio babbino caro" aus Giacomo Puccinis Oper "Gianni Schicchi", zeigte Hörkens ihre Stimmgewalt. Hillebrands machte dies etwa bei der Ariette "Der Kuss" von Ludwig van Beethoven. Die beiden Solo-Sänger hatten auch drei Duett-Stücke vorbereitet. Beispielsweise bei "The Magic of Love" von Lionel Richie ergänzten sich beide perfekt.

Das Schlusslied des Abends war "Was uns eint" aus der Oper "Hoffmanns Erzählungen". Noch einmal sangen die Männer der Liedertafel mit ganzer Kraft. Es könnte das Ende einer langen Chorgeschichte gewesen sein.

(anek)
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