Erkelenz Martin Luther - streng "evantholisch"

Erkelenz · Die Kirche wird Bühne für Michael Mommartz' informativ-humvorvolles Kabarettprogramm über den Reformator.

 Michael Mommartz, Hobby-Autor und -Kleinkünstler, macht Luther-Kabarett.

Michael Mommartz, Hobby-Autor und -Kleinkünstler, macht Luther-Kabarett.

Foto: Mommartz

Der Umtrunk mit "Reformationsbier" im Evangelischen Gemeindezentrum an der Mühlenstraße ist ein besonderer Gag, den sich Michael Mommartz als Ausklang seines besonderen Kabarettabends am Freitag, 23. September, 19.30 Uhr, in der Evangelischen Kirche am Martin-Luther Platz ausgedacht hat. Dabei spielt er auf ein Zitat des Reformators Martin Luther an, um den das Programm der Rath-Anhoveners kreist. "Ich sitze hier und trinke mein gutes Wittenbergisches Bier und das Reich Gottes kommt von ganz alleine", hat Luther gesagt. Und von ihm ist ja schließlich bekannt, dass er neben der theologischen Auseinandersetzung durchaus auch das pralle Leben zu genießen pflegte, und dazu gehörte unter anderem ein zünftiges Bier, das übrigens seine Frau, die frühere Nonne Katharina von Bora, braute, wie Mommartz zu berichten weiß.

"Martin Luther - Mensch - Mönch - Mannomann" lautet der Titel des "informativen & streng evantholischen Luther-Kabaretts", von Mommartz, mit dem der Hobby-Autor und -Kleinkünstler nächste Woche erstmals die Erkelenzer Kirchenbühne betritt. Rechtzeitig vor der Luther-Welle, die im kommenden Jahr zur 500-Jahr-Feier der Reformation auf uns zu schwappt.

Mommartz, Jahrgang 1963, dreifacher Familienvater und Förderschullehrer bei Hephata in Mönchengladbach, steht als engagierter evangelischer Christ dem Reformator gleichermaßen fasziniert und kritisch gegenüber. "Als evangelischer Religionslehrer kommt man nicht drumherum, sich mit dem großen Meister der Evangelen zu beschäftigen", sagt Mommartz. "Je mehr man das aber tut, umso mehr erfährt man auch von den Schattenseiten: Hexen, Teufel, Bauern und vor allem Juden hat er aufs Übelste beschimpft und zur Vernichtung aufgerufen. Das wird dann für mich schwierig, einen solchen Menschen ganz hoch auf den Sockel zu stellen, so wie das zum 500. Jahrestag der Reformation gemacht wird." Er habe lange nachgedacht und sich dann Luthers Devise in dessen berühmtem Turmerlebnis vorgeknöpft: "Hier stehe ich und mach das anders - nämlich mit Humor."

Nicht als beinharte Satire, sondern eher mit Augenzwinkern präsentiert Mommartz in seinem Programm mit Bildern und Musik (am Piano Annette Latour) das Leben des Reformators. Formulierungen wie "95 Thesen für den Tresen - also das gemeine Volk" zeigen die Stoßrichtung. 95 Minuten dauert das Programm. "Und 95 Prozent darin sind tatsächliche Fakten aus dem Luther-Leben, fünf Prozent beschäftigen sich mit den Legenden", sagt Mommartz zu seinem Programm - das er eigentlich korrekt "ökumenisch" nennen müsste. Für den Lehrer, der mit einer Katholikin verheiratet ist, aber ist Luther "evantholisch". "Er war ja zunächst katholisch, immerhin die Hälfte seines Lebens, das wird ja oft vergessen, erst später evangelisch." Mommartz sieht denn auch keinen Grund, die durch Luther angestoßene Kirchentrennung zu feiern. Im Gegenteil. "Das bevorstehende Reformationsjubiläum könnte aber streng evantholisch frischen Wind in beide Kirchen bringen", wünscht sich Mommartz, der zu seinem Auftritt gern auch möglichst viele Katholiken begrüßen möchte. "Es wäre schön, wenn neben dem St. Martin und dem Nikolaus evangelischerseits nun auch der Reformationstag auf katholischer Seite gewinnbringend genutzt werden könnte." Das evantholische Luther-Kabarett will sein Scherflein dazu beitragen. Der Eintritt ist frei.

(RP)
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