Erkelenz Mehr in Abbau von Barrieren investieren

Erkelenz · Der Erkelenzer Behindertenbeauftragte wirbt dafür, mehr an Barrierefreiheit zu denken. Unter den 46.000 Einwohnern der Stadt leben 8000 mit einer anerkannten Schwerbehinderung. Mancherorts bestehe dringender Handlungsbedarf.

Erkelenz: Mehr in Abbau von Barrieren investieren
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Andreas Ullmann hat sich eine Tabelle angelegt. Mit der wirbt der ehrenamtliche Behindertenbeauftragte der Stadt Erkelenz ab sofort für mehr Barrierefreiheit. Zu lesen ist darin zum Beispiel, dass fast 8000 Einwohner von Erkelenz eine anerkannte Schwerbehinderung laut Schwerbehindertengesetz haben. Bei 46.000 Einwohnern macht das mehr als ein Sechstel aus. Nicht eingerechnet sind darin ältere Bürger mit altersbedingten Einschränkungen. Andreas Ullmann erkennt dringenden Handlungsbedarf.

"Das Thema der Barrierefreiheit dürfte in den nächsten Jahren noch viel wichtiger werden, da die Gesellschaft rapide altert. Natürlich wünsche ich jedem, dass er bis ins hohe Alter körperlich fit ist. Aber die Realität wird wohl die sein, dass die Anzahl der beim Gehen eingeschränkten Personen explodieren wird. Barrierefreiheit ist daher für die Zukunft eine zwingende Notwendigkeit, um der Selbstbestimmung von Menschen mit Handicap und im höheren Alter gerecht zu werden", formuliert Ullmann.

Dabei zeigt seine Tabelle, dass schon allein die Anzahl der Menschen mit anerkannter Behinderung für zusätzliche Bemühungen um Barrierefreiheit spricht: "Nach Angaben der Kreisverwaltung Heinsberg, dem Amt für Soziales, hatte es Ende 2015 in Erkelenz 7883 Menschen mit anerkanntem Behinderungsgrad zwischen 20 und 100 Prozent gegeben. Ein Jahr später waren es schon 106 mehr. Es ist immer wieder schade, wenn so getan wird, als würde Barrierefreiheit nur sehr wenigen Menschen nützen, und der Kostenaufwand dafür sei viel zu hoch." Ullmann belegt das mit seiner Tabelle: "Von einer geringen Anzahl kann man beim besten Willen nicht sprechen." Es gehe nicht nur um den Rollstuhlfahrer. Das seien in der Tat relativ wenig Menschen. Immerhin aber hätten 1021 Erkelenzer einen Behinderungsgrad von 100 Prozent, weitere 766 von 80 und 90 Prozent.

"Aber wie viele Menschen sind heutzutage auf Gehhilfen angewiesen?", fragt der Behindertenbeauftragte und fügt die Antwort an: "Dazu muss man sich ja nur einmal überlegen, wie häufig im Stadtbild Rollatoren zu sehen sind. Diese Personen mögen zwar auch noch in ein Lokal oder in ein Geschäft hineinkommen, das ein paar Stufen am Eingang hat. Aber nur, wenn ihnen jemand den Rollator hinterher hebt, denn draußen stehen lassen, ist zumeist keine Alternative."

Er rate Inhabern von Geschäften, Gaststätten und für öffentliche Einrichtungen zum Umdenken: "Vergessen wird meiner Meinung nach, dass die gehbehinderten Personen meistens mit anderen Personen unterwegs sind. Wenn ältere Angehörige nicht mehr ein Lokal oder ein Geschäft aufsuchen können, wird die ganze Familie vermutlich auf den Besuch verzichten." Außerdem helfe Barrierefreiheit auch Familien mit Kinderwagen.

(spe)
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