Erkelenz Melancholie und wildes Spiel

Erkelenz · Zum zweiten Meisterkonzert gastierten das Infinitum Quartett mit den Solisten Friedemann Wuttke (Gitarre) und Marcelo Nisinman (Bandoneon) in Erkelenz. "Mozart und Piazzolla" hatten sie den Abend überschrieben.

 Bandoneon-Spieler Marcelo Nisinman stellte sich zum "Hombre Tango" als Interpret und Komponist vor. Verstärkt wurde er von der Violinistin Rasa Zukauskaite, der Cellistin Valeria Lo Giudice und dem Kontrabassist Ionut Barlan.

Bandoneon-Spieler Marcelo Nisinman stellte sich zum "Hombre Tango" als Interpret und Komponist vor. Verstärkt wurde er von der Violinistin Rasa Zukauskaite, der Cellistin Valeria Lo Giudice und dem Kontrabassist Ionut Barlan.

Foto: Jürgen Laaser

Das Klangspektrum pendelte zwischen zwei Polen und lockte immer aufs Neue mit Kontrasten, als das Infinitum Quartett mit den Solisten Friedemann Wuttke und Marcelo Nisinman in der Erkelenzer Stadthalle gastierte. Auf Einladung der Anton-Heinen-Volkshochschule hatten die Interpreten ihre Werkauswahl für das zweite Meisterkonzert mit dem vielversprechenden Titel "Mozart und Piazzolla" überschrieben. Die Komponistennamen standen für frühe virtuose Wiener Klassik und die melancholischen, kraftvollen Werke des Argentiniers Astor Piazzolla.

Der Auftakt gehörte allerdings der zeitgenössischen Musik. Bandoneon-Spieler Marcelo Nisinman stellte sich zum "Hombre Tango" als Interpret und Komponist vor. Verstärkt um die Violinistin Rasa Zukauskaite, die Cellistin Valeria Lo Giudice und den Kontrabassisten Ionut Barlan servierte er ein dichtes, teilweise aggressiv gefärbtes, wildes Spiel, das sich in der finalen Wendung überraschend gelassen auflöste. Das Quartett bewies Temperament, das während des Abends immer wieder aufflammen sollte.

Zu Luigi Boccherinis Gitarrenquintett Nr. 4 D-Dur "Fandango" stand Gitarrist Friedemann Wuttke im Zentrum. Anmutig, beinahe weich mit feinem Echo nahmen er und das Streichquartett den ersten Satz auf. Auch hier steigerte sich das Ensemble ausdruckvoll, nun aber zum festlichen, majestätischen Klang. Brillant und ungemein farbig gelang der wunderschöne Schlusssatz mit dem "Fandango-Quintett". Mitreißend wurden die Elemente spanischer Volksmusik herauskristallisiert, sprühte das Feuer des Flamencos. Die Interpreten zauberten Leichtigkeit und feurige Steigerungen. Zukauskaite ließ ihre Violine im intensiven Spiel herrlich singen, Valeria Lo Giudice nutzte den Korpus ihres Cellos, um die rhythmische Komponente spannungsreich zu steigern.

Die Uraufführung von Piazzollas "Five Tango Sensations" muss eine ganz eigene Tragik besessen haben, war sie doch für den erkrankten Komponisten zugleich der Abschied vom Konzertleben. 23 Jahre nach dessen Tod fingen Nisinman und die Streicher zu diesen fünf Tangos die melancholische Stimmung, die nervöse Anspannung starker Gefühle und ein energiegeladenes Aufbäumen ein. Im feinsten Pianissimo und minimalistisch gehaltenen Partien schwang ein Klagelied voller Schönheit und Intensität. Wie ein Gegenentwurf dazu mutete Mozarts Divertimento D-Dur KV 136 für das Quintett an. Hier leuchteten in der virtuosen Ausführung Lebensfreude und Anmut. Dabei beeindruckte das Ensemble erneut durch seine Wandlungsfähigkeit, die Grundvoraussetzung für die Kontraste dieses Abends war.

Zu Piazzollas Spätwerk "Double Concerto" fanden sich alle Akteure zum Septett zusammen. Noch einmal entfachten sie zu Piazzollas Bearbeitungen vom Tango und nun auch vom südamerikanischen Tanz Milonga vibrierende Klangbilder voller Emotionalität, Feuer und Melancholie.

Zum Dank gab es anhaltenden Beifall für die sechs Musiker und die so erbetene Zugabe.

(anw)
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