Heinsberg Michael Buback: "Verrat an meinem Vater"

Heinsberg · Er erinnert sich gern. An den pflichtbewussten Beamten, der seine Aufgabe immer sehr ernst genommen habe. Der 14 bis 15 Stunden am Tag hart arbeitete und stolz darauf war, es ohne Parteizugehörigkeit bis zum Generalbundesanwalt geschafft zu haben.

 Michael Buback regierte überrascht auf die Festnahme Verena Becker.

Michael Buback regierte überrascht auf die Festnahme Verena Becker.

Foto: dpa Pool, AP

An den liebevollen Vater, der ihn ermahnte. "Wenn ich mal was Dummes gemacht hatte, ermittelte bei uns zu Hause gleich der Generalbundesanwalt." Man merkt: Professor Michael Buback hat Humor.

Trotz allem. Obwohl der 7. April 1977 auch sein Leben radikal veränderte. Der Tag, an dem sein Vater Siegfried Buback in Karlsruhe von RAF-Terroristen ermordet wurde. 32 Jahre war er damals alt und zum Skilaufen mit seiner Ehefrau Elisabeth in Zermatt. Dann die Nachricht von der Ermordung des Vaters, die eilige Abreise. Auf der Rückfahrt nach Karlsruhe immer wieder die Todesnachricht im Radio.

Zweifel nach 30 Jahren

30 Jahre nach der Dreifach-Hinrichtung, der damals auch Chauffeur und Leiter der Fahrbereitschaft zum Opfer fielen, kamen dem Sohn Zweifel. "Die, die verurteilt wurden, haben die Tat nicht begangen", erklärt der 64-Jährige, der Frau und Tochter mitgebracht hat in die Heinsberger Buchhandlung Gollenstede. Vieles spreche für Verena Becker als Täterin. "Der zweite Tod meines Vaters" — so hat der Professor für Technische und Makromolekulare Chemie sein Buch genannt.

"Es ist ein Verrat an meinem Vater, wie bei den Ermittlungen vorgegangen wurde", erläutert der Wissenschaftler den Buchtitel. "Als wenn man ihn ein zweites Mal getötet hätte." Von zahlreichen Ungereimtheiten spricht er, von systematischen Fehlern, die gemacht wurden. Bubacks These: Geheimdienst und Strafverfolgungsbehörden seien bestrebt gewesen, Verena Becker aus dem Verfahren herauszuhalten. Warum? Er kann es nicht erklären. Zehn Zeugen hätten eine zierliche Frau hinten auf dem Motorrad beobachtet, die bei dem Attentat die tödlichen Schüsse abgegeben habe. Diese Zeugen seien zu den späteren Prozessen allesamt nicht geladen worden. Beckers Haar habe man in einem der Motorradhelme gefunden, außerdem bei ihrer Verhaftung den vermissten Schraubendreher für das bei der Tat benutzte Motorrad.

Auffällig: Terrorist Knut Folkerts sei nachweislich am Tattag gar nicht in Karlsruhe gewesen, Christian Klar habe später einem Mithäftling erzählt, dass er nicht beteiligt gewesen sei, die Verurteilung als Buback-Mörder als "Ritterschlag" empfunden habe. Professor Michael Buback denkt nicht ans Aufgeben. "Aber ich weiß nicht, was ich noch tun soll."

(RP)
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