Erkelenz Missbrauchsvorwürfe: Aachener Bischof geht in die Offensive

Erkelenz · In einem Brief an die Pfarreien, der am Wochenende in allen Gottesdiensten verlesen wird, gibt Bischof Heinrich Mussinghoff den Katholiken eine Übersicht zu den Beschuldigungen wegen sexuellen Missbrauchs Minderjähriger durch Geistliche im Dienst des Bistums Aachen.

Erkelenz: Missbrauchsvorwürfe: Aachener Bischof geht in die Offensive
Foto: Bistum Aachen

Er empfinde zuerst Mitleid mit den Opfern, deren Not ihm vor Augen stehe, teilt der Aachener Bischof mit. Er bittet sie und ihre Familien um Entschuldigung für das Leid und den Schaden, die Priester und andere kirchliche Mitarbeiter des Bistums über sie gebracht haben. Soweit es in seinen Möglichkeiten stehe, werde er dazu beitragen, verlorenes Vertrauen und Glaubwürdigkeit wieder herzustellen. Bischof Mussinghoff: "Dazu gehört, den Opfern Gehör zu verschaffen und ihnen Hilfen zur Verarbeitung des Erlebten und Erlittenen anzubieten. Dazu gehören präventive Maßnahmen, die verhindern helfen, dass sich im kirchlichen Kontext Erwachsene an Kindern und Jugendlichen vergehen und ihr Leben zerstören."

Bezogen auf den Zeitraum von 1945 bis 2010 betreffen die Beschuldigungen wegen sexuellen Missbrauchs Minderjähriger durch Geistliche insgesamt 24 Priester im Dienst des Bistums Aachen. Von ihnen leben heute noch acht. Die Beschuldigungen gegen drei der 24 Priester betreffen die 1990er Jahre bis heute. Diese Priester hat Bischof Heinrich Mussinghoff nach kirchlichem Recht von ihren Ämtern enthoben, sie vom priesterlichen Dienst suspendiert und gegen sie kirchenrechtliche Verfahren eingeleitet. In einem Fall führte dieses Verfahren zur Entlassung aus dem Klerikerstand. Die beiden anderen Verfahren sind zurzeit noch anhängig. Nach staatlichem Recht wurden sieben der 24 Priester wegen sexuellen Missbrauchs Minderjähriger strafrechtlich verurteilt, bei einem ist das Verfahren noch anhängig. Ein Missbrauchsfall wurde strafrechtlich nicht geahndet, da keine Anzeige erstattet wurde. Bei den übrigen 15 war die angezeigte Missbrauchsbeschuldigung strafrechtlich verjährt.

Diese aktuelle Übersicht hat das Bistum Aachen ebenfalls der Deutschen Bischofskonferenz zur Verfügung gestellt. Die Ordensgemeinschaften haben zur Aufklärung von Missbrauchsvorwürfen in ihrem Bereich eigene Beauftragte eingesetzt, die die Öffentlichkeit informieren. Die von Bischof Heinrich Mussinghoff Beauftragten Dr. Hans-Willi Winden und Barbara Geis gehen allen Hinweisen wegen sexuellen Missbrauchs Minderjähriger durch Geistliche im Dienst des Bistums Aachen nach und versuchen eine Aufklärung der Sachverhalte.

(RP)
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