Erkelenz Mit Hätzblatt auf Tour

Erkelenz · Unterwegs für den Frohsinn: Für die Erkelenzer Band Hätzblatt bedeutet Karneval Hochsaison. An jedem Wochenende der Session tourt sie durch die Festsäle der Region, sorgt mit ihrer Gute-Laune-Musik für Stimmung bei den Jecken.

 Für die Erkelenzer Band Hätzblatt bedeutet Karneval Hochsaison.

Für die Erkelenzer Band Hätzblatt bedeutet Karneval Hochsaison.

Foto: Hendrike Gierth

So langsam trudeln sie ein. Während Christopher Viehausen im Probenraum noch ganz gemütlich die Autogrammkarten für die Auftritte vorbereitet und Tobias Graf seine Stimme ölt, haben Fahrer Horst Schmitz und Roadie Pascal Katthagen schon alle Hände voll zu tun. Mit routinierten Handgriffen packen sie Instrumente ein, verstauen Kleidersäcke und das Equipment im Tourbus. In wenigen Minuten geht es los - Hätzblatt ist wieder auf Tour. Fünf Auftritte stehen für die sechs Jungs der Mundartband auf dem Programm von Krefeld, über Alsdorf, Lövenich und Selgersdorf geht es nach Gevenich. Gut sieben Stunden unterwegs durch die Karnevalssäle der Region. Tausende Kilometer spult Hätzblatt im Durchschnitt pro Session ab.

16 Uhr Hätzblatt ist abfahrbereit. Im Tourbus: Frontmann Tobias Graf, Keyboarder Christopher Viehausen, Schlagzeuger David Venrath sowie die Bassisten und Gitarristen Arnold Kowalski, Udo Junker und Marco Winkler. Komplettiert wird das Sextett durch Tontechniker Dominik Peters. Fahrer Horst Schmitz programmiert das Navigationsgerät: 47,6 Kilometer bis zum ersten Auftritt im Seidenweberhaus in Krefeld. "Da haben wir im Vorjahr schon gespielt", sagt Graf, "da ist immer Riesenstimmung." Um selbst auf Temperaturen zu kommen, werden die ersten Getränke aus der Kühlbox gereicht - wobei jeder auf sein eigenes Hausmittelchen schwört. Frontmann Tobias Graf lehnt dankend ab: "Bier und singen verträgt sich nicht gut", sagt der 43-Jährige und nippt an seinem Salbeitee aus der Thermoskanne.

16.45 Uhr Ankunft in Krefeld. Durch den Hintereingang und die Küche geht es in die Künstlergarderobe. Ein schmuckloser Raum mit zwei Spiegeln und einem Tisch - das ist alles. Mehr ist aber auch nicht nötig, denn viel Zeit bleibt eh nicht. Krawatte zurechtgerückt, Gitarren gestimmt, Ersatz-Sticks in die Hosentasche gesteckt und schon gehts auf die Bühne. Mehr als 800 jecke Frauen erwarten Hätzblatt schon bei der Damensitzung - und die wollen unterhalten werden.

17.15 Uhr 30 Minuten Vollgas stehen an - und die meistern Hätzblatt mit Bravour. Schon bei den beiden ersten eigenen Nummern "Et Hätz am rechte Fleck" und dem Sessionslied "Fasteleer am Rhing" kocht der Saal, es wird geschunkelt und die Frauen zeigen sich schnell textsicher und mitsingfreudig. Danach folgen einige Medleys mit bekannten kölschen Karnevalstönen, ein sportliches "Drama in fünf Akten" mit "We will rock you", "Alte Lieder" von den Toten Hosen, "Highway to hell", "Torneró" und "I will survive" - denn covern ist erlaubt, allerdings nach bestimmten Regeln. "Natürlich spielen wir keine Lieder von Bands, die bei derselben Veranstaltung noch selbst auftreten", erklärt Winkler.

18 Uhr Nach Zugabe und Abbau geht es kurz in den Backstage-Bereich. Autogrammwünsche erfüllen, ein Bierchen trinken, Glückwünsche entgegennehmen.

18.20 Uhr Aufsitzen ist angesagt, das Navi zeigt 74,2 Kilometer bis zur Stadthalle in Alsdorf. "Das wird das absolute Kontrastprogramm", sagt Tobias Graf, "da spielen wir den Eisbrecher bei einer Galasitzung."

19.20 Uhr Zwischenstopp im Fastfood-Restaurant. "Burger und Pommes sind das Hauptnahrungsmittel während der Session", verrät Viehausen schmunzelnd.

20 Uhr Ankunft an der Stadthalle. Wieder geht es durch den Hintereingang rein - noch liegt Hätzblatt gut im Zeitplan, aber das soll sich später ändern. Als Eisbrecher macht Hätzblatt einen tollen Job, heizt den Saal an und wird erst nach einer Zugabe verabschiedet. Mit "Mir danke Üch" hat das Sextett was fürs "Hätz" parat und schunkelt sich unter viel Applaus von der Bühne.

21 Uhr Auf zu Station Nummer drei, das Navi zeigt 30 Kilometer bis Lövenich. Und so geht es im Eiltempo zurück in die Heimat, doch alle Eile ist umsonst die KG Lövenicher Hoppesäck hängt im Programm, so bleibt Zeit für ein Pläuschen und Erinnerungsfoto mit alten Freunden.

21.45 Uhr Endlich geht es auf die Bühne. Und für Hätzblatt wird es ein wahres Heimspiel. Textsicher und schunkelfreudig begleiten die Jecken in der Mehrzweckhalle die Band durchs Programm, verabschieden sie zum ersten Mal an diesem Abend mit einer Rakete.

22.25 Uhr In zehn Minuten soll Hätzblatt in Selgersdorf eigentlich schon auf der Bühne stehen, doch das Navi zeigt 22,5 Kilometer bis zum Ziel an. "Das ist nicht zu schaffen, aber ich habe schon telefoniert, die hängen auch", sagt Christopher Viehausen.

22.45 Uhr Zum 20. Mal in Folge gastiert die Erkelenzer Mundartband im Festzelt in Selgersdorf - gehört somit zum Inventar. Dennoch die Jungs müssen warten, erst hat noch die heimische Tanzgarde ihren Auftritt. Die Erkelenzer nehmen es gelassen, von Hektik keine Spur - auch nicht bei der Show auf der Bühne. Trotz Auftritt Nummer vier an diesem Abend, strotzt das Sextett vor guter Laune und Tatendrang, verbreitet tolle Stimmung, ohne in Routine zu verfallen. "Wir geben überall Vollgas", sagt Graf. Und das kommt an: Zum ersten Mal gibt es einen Orden zur Belohnung.

23.35 Uhr Eigentlich soll Hätzblatt schon seit fünf Minuten in der Gevenicher Bürgerhalle auf der Bühne stehen. Somit ist Eile angesagt. Das Navi zeigt: es sind 19,1 Kilometer.

0.00 Uhr Trotz Verspätung ist noch keiner nach Hause gegangen, der Saal brodelt und alle warten - und zwar zu recht. Noch einmal spielt Hätzblatt sein Programm und zwei Zugaben, ehe um 0.40 Uhr der letzte Akkord eines langen Tages verklingt.

1.00 Uhr Zurück am Probenraum. Nach dem Auspacken geht es für eine kurze Nacht nach Hause. Um 11 Uhr ist wieder Treffen - und Hätzblatt wieder auf Tour.

(RP)
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