Erkelenz Musikstreit lässt Zug schrumpfen

Erkelenz · Der Rosenmontagszug in Erkelenz war der kürzeste seit Jahren. Aufgrund von Neuerungen boykottierten viele Gruppen den Zug der EKG.

Karneval Erkelenz 2023: Bilder vom Rosenmontagszug
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Das war der Rosenmontagszug 2023 in Erkelenz

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Foto: Laaser, Jürgen (jl)

Wummernde Bässe, alles übertönende Techno-Musik und stinkender Disconebel - in den vergangenen Jahren glich der Erkelenzer Rosenmontagszug zum Teil eher der Loveparade als einem Karnevalsumzug. Dem wollte die Erkelenzer Karnevalsgesellschaft (EKG) einen Riegel vorschieben. "Wir als Karnevalsgesellschaft wollen wieder Karneval feiern", sagte Markus Forg, stellvertretender Vorsitzender der EKG. Deshalb sollte die Musikauswahl der Fußgruppen und Mottowagen diesmal reglementiert werden, es sollten nur noch Karnevalshits ertönen - ein Schuss, der nach hinten losgegangen ist: Nur 35 Fußgruppen und Wagen bildeten den Rosenmontagszug, der sich ab 14.11 Uhr durch Erkelenz schlängelte - nur knapp ein Drittel im Vergleich zu vor zwei Jahren. "Viele Gruppen haben zum Boykott aufgerufen und sind nach Wegberg ausgewichen, nachdem wir die Gespräche wegen der Musik geführt haben", sagte Forg, "allerdings werden wir den eingeschlagenen Weg beibehalten. Denn wir wollen es schaffen, den Bogen zwischen Tradition, Brauchtum und Moderne zu schlagen."

Gestern klappte das nur bedingt: Denn an die vorgeschriebene Musikauswahl hielten sich nicht alle, und auch für das Auge gab es nur wenige Highlights. Ein besonderer Hingucker war die Bellinghovener KG, die mit Abstand die schönste Fußgruppe nach Erkelenz gebracht hatte. Unter dem Motto: "Winterzeit?, Sommerzeit? - Nein! "Jecke Zeit!" waren die Aktiven als Wecker verkleidet, denen die vielen Stunden Handarbeit anzusehen waren.

Ansonsten ging es in der City in vielen "F(e)llen" tierisch zu: Beim SC 09 Erkelenz mit Vorsitzendem Bernd Kempe waren "Die Löwen los", bei den Matzerathern tummelten sich die Tiere aus "Madagaskar", die "Jecken Erkis gingen auf Safari" und aus Holzweilerend waren Stinktiere unterwegs. Sichtlich Gedanken gemacht hatte sich bei ihren Kostümen und Wagen auch "Dat Jecke Trüppchen", deren Mitglieder als Harry Potter verkleidet waren und auf dem Wagen die Zauberwelt von Hogwarts zum Leben erweckten, sowie die Holzweiler Jugend, die in schrillen Jogginganzügen aus Ballonseide an den Fitnesstrend der 1980er Jahre erinnerte - allerdings liefen bei beiden Gruppen über weite Strecken nicht die Musikvorgaben der EKG. "In diesen Fällen werden wir hart durchgreifen, ich kann einfach nicht verstehen, warum es immer noch Leute gibt, die sich nicht an Vorgaben halten", sagte Forg, der sonst zufrieden war: "Es war ein guter, kurzer, aber gepflegter Zug - und wir hatten seit Jahren erstmals keine Zwischenfälle."

Begeistert von der tollen Stimmung und den vielen Zuschauern - laut Polizei 10.000 - war auch das Prinzenpaar Ute I. und Michael I.. "Mit so vielen hätten wir aufgrund der Kürze des Zuges gar nicht gerechnet. Es war superschön", sagte Ute I.. Und das Wetter hatte auch gehalten, was dem Paar besonders am Herzen lag, war ihr erster Zug 2016 sturmbedingt abgesagt worden.

(RP)
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