Erkelenz Naturschule inmitten des Wildparks

Erkelenz · Auf rund 50 Hektar bewaldeter Fläche sind 40 verschiedene Tier- und Pflanzenarten zur erleben. Die neue Bildungseinrichtung und Gastronomie setzen ganz auf Naturpädagogik und Nachhaltigkeit.

 Naturpädagoge Willi Krings und Revierjäger-Anwärterin Cathrin Caje nutzen im theoretischen Unterricht der Naturschule die Sammlung präparierter Tiere, von denen etliche später im Wildpark beobachtet werden können.

Naturpädagoge Willi Krings und Revierjäger-Anwärterin Cathrin Caje nutzen im theoretischen Unterricht der Naturschule die Sammlung präparierter Tiere, von denen etliche später im Wildpark beobachtet werden können.

Foto: Nicole Peters

Die Voraussetzungen für naturnahen Unterricht sind optimal. Naturpädagoge Willi Krings steht mit Revierjäger-Anwärterin Cathrin Caje im Pavillon-Anbau von "Haus Wildblick" und deutet auf die umliegende Landschaft. Die Glasfront bietet einen umwerfenden Panoramablick auf Pflanzen und benachbarte Wildgehege. Größere Gruppen oder Klassen erhalten hier Unterricht. Mit kleineren geht Krings in den voll ausgestatteten Seminarraum im Keller.

Anfang des Jahres hat er zusammen mit seiner Ehefrau die Naturschule und Erlebnisgastronomie eröffnet. Die seit 2016 angebotenen naturkundlichen Führungen wird es weiterhin geben. "Es ist ganz wichtig, Kinder und Jugendliche wieder nah an die Natur heranzubringen und ihnen näher zu bringen, sich gesund zu ernähren", beschreibt der gelernte Koch, Falkner, Jäger, Rettungsassistent und bundesweit staatlich anerkannte Lehrgangsleiter die Anliegen der neuen Bildungseinrichtung. Inzwischen bietet er ganztägige Bildungsveranstaltungen für Vereine, Gruppen und Klassen an. "Im ersten theoretischen Teil beschäftigen wir uns wie im Naturkundeunterricht mit Ressourcen der Natur und projektbezogen mit Eulen, Greifvögeln oder Bäumen." Eine Auswahl an präparierten Tieren zieht er bei Bedarf hinzu. Ebenso wie er über Power-Point-Präsentationen, Lehr- und Filmmaterial verfügt.

Im Anschluss haben die Teilnehmer die Möglichkeit, die Tiere im Wildpark lebend zu sehen, Verhaltensweisen zu beobachten sowie junge und alte Tiere zu unterscheiden. "Die Besucher erkennen, welche komplizierten Zusammenhänge es in der Natur gibt", erläutert Krings, "und der Wildpark bietet mit einer Fläche von rund 50 Hektar und 40 Tier- und Pflanzenarten beste Voraussetzungen für ein tiefgehendes Verständnis."

Beim Aufenthalt in der Natur könne man zudem Alltagsstress vergessen, sich entspannen und durch Unterweisung lernen, sie zu nutzen. Richtiges Verhalten von Menschen tue auch den Tieren gut. Denn: "Wenn beispielsweise Rehe zu sehr beunruhigt werden, naschen sie das Falsche oder Wildschweine verlassen wegen freilaufender Hunde ihr Revier und können Zerstörungen verursachen." Hier sind Fach- und Hintergrundwissen wichtig. "Viele sind sich zudem gar nicht bewusst, dass Marder, Rehe oder Wildschweine so nah bei ihnen leben", bemerkt der Naturpädagoge, der auch über Wildvögel aufklären will.

Dies führt zu einem Thema, das ihm ebenfalls sehr am Herzen liegt: die qualifizierte Fortbildung von Experten aller Ausbildungsstände in den Bereichen Wild-Tierhaltung, -Bewirtschaftung, -Hege und -Biologie sowie Falknerei. So absolviert gerade Cathrin Caje ein Praktikum als Vorbereitung auf die Falknerprüfung in der Naturschule. Sie befindet sich in der dreijährigen Ausbildung zur Revierjägerin und lernt hier das Niederwildrevier mit seinen Tieren kennen. "Ich bin mit der Natur und der Jagd aufgewachsen", begründet sie ihre Wahl eines Berufs, in dem Frauen weiterhin wenig präsent sind. "Ich bin gerne draußen, arbeite gerne dort und interessiere mich für Fachkunde, das Bauen von Hochsitzen und Bestimmen von Pflanzen."

Sie stammt aus einer Familie von Berufsjägern in der Eifel, an der Grenze zu Belgien. Krings und Caje betonen beide, dass Jäger staatlich geprüfte Naturschützer seien - in Deutschland gibt es knapp 1000 von ihnen. Die Jagd mache bei deren Tätigkeiten lediglich fünf bis zehn Prozent aus. Wobei sie gesetzlich geregelt sei und dazu diene, die Anzahl der Tiere zu regulieren und dafür zu sorgen, dass Krankheiten wie Vogelgrippe oder Schweinepest gar nicht in der Zucht ankommen. Ansonsten nähmen Öffentlichkeits- und Revierarbeit sowie Wildhege, -Bewirtschaftung und -Vermarktung einen großen Teil ihrer Zeit in Anspruch. An diesem Punkt setzt Willi Krings wiederum mit seiner neuen Erlebnisgastronomie ein - im Oktober 2016 hatte der vorige Pächter "Haus Wildblick" verlassen und Krings das Haus nach Renovierungsarbeiten mit nachhaltigem Konzept in Betrieb genommen.

"Wir versuchen, möglichst viele Natur- und keine Fertigprodukte anzubieten, die wir schonend und schmackhaft zubereiten", beschreibt er den Kochansatz, bei dem möglichst Zutaten aus der Region verarbeitet werden. Abends bereiten ein weiterer Koch und er ebenfalls alle Speisen frisch zu.

(cole)
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