Erkelenz Neubau an der Brückstraße Nummer 8

Erkelenz · Familie Roth-Jackels baut acht barrierefreien Mietwohnungen. Neubau soll an die historische Fassade des Bleidt-Hauses erinnern. Die Fertigstellung ist für Herbst 2016 geplant. Das Gebäude ist seit 1870 in Familienbesitz.

Das bauliche Lifting der Erkelenzer Innenstadt hat in der jüngsten Vergangenheit nicht nur mit Neubau-Großobjekten wie Bahnhof, Kreissparkasse, Volksbank, Finanzamtserweiterung und dem Gebäude des neuen Amtsgerichtes die Blicke auf sich gezogen. Aufmerksamkeit ausgelöst haben sicher auch das neue Geschäfts- und Bürohaus an der Atelierstraße, die Wohnhäuser am Stadtpark und auf dem ehemaligen "Schwan-Parkplatz" an der Kirchstraße sowie die gelungene Modernisierung des Siekmeyer-Hauses gegenüber dem "Alten Rathaus", das wiederum sich speziell im Arkadenbereich und mit attraktiver Abendbeleuchtung positiv verändert zeigt. Und nur einen Steinwurf von der "guten Stube" der Stadt Erkelenz entfernt, wird in den nächsten Tagen gegenüber dem Brunnen am Kopf des Reifferscheidtsgäßchens eine neue Baustelle eingerichtet. Damit das alte Gebäude Brückstraße 8 (zuletzt Blumen Schliebeck) abgerissen und durch ein imposantes Wohnhaus ersetzt werden kann, geplante Fertigstellung ist im Herbst 2016.

Mit dem Einsatz des Abrissbaggers geht an dieser Stelle ein Stück Erkelenzer Historie zu Ende, ist die Brückstraße 8 bei alten Erkelenzern doch als das Bleidt-Haus bekannt, wenn Größe und Fassade sich im Laufe der Zeit doch heftig verändert haben. Aus dem einst zweistöckigen Gebäude (um 1870) entwickelte sich ein um eine weitere Etage aufgestocktes, imposantes Stadthaus, das dann im Zweiten Weltkrieg jedoch nach einem Bombenhagel bis auf die Grundmauern zerstört war. Der provisorische Aufbau hatte dann Bestand bis in die heutige Zeit. Allen Bauentwicklungen des Bleidt-Hauses gleich waren Geschäftsräume, in denen Lebensmittelhandel betrieben wurde. Hedwig Roth (91) erinnert sich an die ihr überlieferte Familiengeschichte: "Meine Großeltern Friedrich und Antonia Bleidt haben das Haus an der Brückstraße 8 im Jahre 1870 von einer Familie Anderheiden gekauft - Opa stammte übrigens aus Linz am Rhein, Oma aus Münster." Hedwig Roths Eltern Friedrich und Johanna Bleidt intensivierten die "Kolonialwaren-Groß- und Kleinhandlung" mit Feinkost, Weinen, Spirituosen und Brennspiritus-Großvertrieb, so dass einige Jahre lang bis zum Ende des 2. Weltkrieges sogar eine Filiale an der Ecke Johannismarkt/Burgstraße eingerichtet werden musste. Aus den Trümmern aufgebaut, wurde im Bleidt-Haus an der Brückstraße erneut Lebensmittelhandel betrieben, den nach dem Tod ihres Vaters im Jahre 1950 Tochter Hedwig Roth (Witwe des Chefarztes Dr. Gerhard Roth am Immerather Krankenhaus "Haus Nazareth") noch bis ins Jahr 1961 fortführte. Zu den verschiedenen Mietern der Verkaufsräume gehörte danach über längere Zeit das benachbarte Porzellanhaus Baetz, das auch Nutzer der gemeinsamen Torbogeneinfahrt zwischen dem Baetz-Haus und Bleidt-Haus ist.

"Der Torbogen wird auch nach Abriss und Neubau des Bleidt-Hauses neben Gesimsband und abgesetzten Faschen um die Fenster ein Stilelement sein, das wir aus der Historie einfließen lassen", betont Simon Jackels, der das Projekt fachlich begleitet. Der 32-jährige Sohn von Irene Roth-Jackels und Werner Jackels, ist der Enkel von Hedwig Roth, die sich freut, den in Köln lebenden "Simon nun natürlich häufiger bei mir zu Besuch zu haben".

Der Kölner Architekt Emin Poyraz und Simon Jackels haben sich zum Ziel gesetzt, auch mit einheimischen Handwerkern ein Wohnhaus von gehobenem Standard zu erstellen. Es soll vor dem Hintergrund der Barrierefreiheit für alle Altersgruppen bestens geeignet sein sowie sich mit der klassischen Optik in das Bild der Erkelenzer Innenstadt gut einfügen. Erstellt werden hinter einer Fassade mit klassisch heller Klinkeroptik, anthrazitfarbenen bodentiefen Fenstern sowie hellem Gesimsband und abgesetzten Faschen um die Fenster acht Mietwohnungen zwischen 70 Quadratmeter (zwei Zimmer) und 94 Quadratmeter (drei Zimmer) in drei Vollgeschossen sowie Dachgeschoss. Balkone und Garten gibt es auf der Rückseite des Hauses (mit Blick auf das Hülsersgäßchen, Im Pangel und die Burg), zu dessen Standard ein Aufzug, Fußbodenheizung und Parkettböden gehören. Für Pkw gibt es Stellplätze im Hof, der über die historische Toreinfahrt zu erreichen ist, die schon für die Nachbarn Baetz und Bleidt immer verbindend war.

(hg)
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