Erkelenz Neuer Bischof informiert sich vor Ort

Erkelenz · Erstmals besuchte Aachens neuer Bischof Dr. Helmut Dieser die Region Heinsberg und hatte sich dafür Erkelenz ausgesucht. Aus gutem Grund: Er wollte sich vor Ort einen Eindruck vom Tagebau verschaffen - und das tat er gründlich.

 Pfarrer Werner Rombach (l.) überreichte Bischof Dr. Helmut Dieser bei dessen Antrittsbesuch je einen Erinnerungsstein aus der ehemaligen Borschemicher und Immerather Pfarrkirche.

Pfarrer Werner Rombach (l.) überreichte Bischof Dr. Helmut Dieser bei dessen Antrittsbesuch je einen Erinnerungsstein aus der ehemaligen Borschemicher und Immerather Pfarrkirche.

Foto: JÜRGEN LAASER

Als Helmut Dieser zum Abschluss seiner Visite in Erkelenz im verlassenen Immerath (alt) aus dem Auto stieg, da entschlüpfte laut Werner Rombach, Pfarrer von Christkönig Erkelenz, Aachens neuem Bischof als Erstes nur ein Wort: "Gespenstisch". Dann habe er in die Richtung gezeigt, in der einmal der benachbarte Ort Pesch lag. Den gibt es nicht mehr - ein Schicksal, das auch Immerath (alt) ereilen wird.

Sieben Stunden weilte Dieser in Erkelenz, um sich vor Ort einen Eindruck vom Tagebau und seinen Auswirkungen zu verschaffen - und zeigte sich dabei sehr gut informiert. So auch beim ausführlichen Gespräch in Borschemich (neu) mit rund 20 Mitgliedern der Kapellenvorstände von Borschemich, Immerath und den Ortsausschüssen von Keyenberg, Kuckum, Holzweiler und Venrath, die ihm ihre Sorgen und Nöte vortrugen. "Wir setzen große Hoffnungen auf Sie", bekräftigte Josef Bodewig aus Kuckum.

"Ihre Leiden sind ganz bitter", sagte der Bischof. Er versuche zu helfen, wo er könne - auch wenn dies wahrscheinlich nur begrenzt möglich sei. Umso mehr hoffe er, dass es keinen weiteren Tagebau mehr gebe - und: "Die Beichte für den Tagebau steht noch aus." Stellvertretend für alle fasste Rombach das Gespräch zusammen: "Ihr Herz ist angerührt, unsere Sorge ist bei Ihnen in guten Händen."

Bemerkenswert deutlich hatte Dieser zuvor im Pontifikalamt in St. Lambertus, mit dem sein Besuch in Erkelenz begann, in seiner Predigt Position zum Tagebau bezogen. Ausgehend von der Enzyklika "Laudato si" von Papst Franziskus sprach er da von der Sorge um das gemeinsame Haus, den Planeten Erde, mahnte eindrücklich, die Ressourcen zu wahren, skizzierte die Folgen von Gier und prangerte das "Traumtänzertum" an.

Rhetorisch sehr geschickt stellte er in Bezug auf die Energiepolitik dann das Sprichwort "Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach" auf den Kopf: "Wir kommen aus der Krise nur raus, wenn wir den Spatz loslassen", sagte er. Mit Spatz meinte er dabei den Braunkohletagebau. Und was er unter Taube versteht, sagte der Bischof auch sehr deutlich: "Wir müssen grundsätzlich auf erneuerbare Energien setzen." Um die Schöpfung zu erhalten, müsse man eben groß denken, nicht nur den eigenen Bereich sehen. "Daher dürfen wir nicht den kleinen vergänglichen Vorteil wählen", mahnte er.

Nach dem Gottesdienst stand Helmut Dieser im Pfarrzentrum zu einem Gespräch für jedermann zur Verfügung - eingeladen waren zum Pontifikalamt ausdrücklich nicht nur Gemeindemitglieder der Pfarrei Christkönig, sondern aus der gesamten Region Heinsberg, die der Bischof eben erstmals besuchte. Nach dem im Versammlungsraum neben der Kirche in Borschemich (neu) eingenommenen Mittagessen und der folgenden Diskussion zeigte Rombach dem Bischof vor Immerath (alt) noch Immerath (neu). "Generell zeigte sich der Bischof sehr gut informiert - ebenso echtes Interesse. So hat sein Besuch insgesamt eine Stunde länger als geplant gedauert", resümierte Rombach zufrieden und ergänzte: "Die Gestaltung des Gottesdienstes hat ihm sehr gut gefallen. Das hat er direkt im Anschluss ausdrücklich gesagt."

(emo)
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