Erkelenz Offener Ganztag in Lövenich wächst
Erkelenz · Der Bauausschuss spricht sich dafür aus, die Räume für den Offenen Ganztag an der Nysterbach-Schule um eine Etage aufzustocken. Bewilligt der Stadtrat nächsten Mittwoch den Haushalt für 2017, könnte das im Sommer geschehen.
Der Offene Ganztag an der Nysterbach-Schule wird erweitert, indem ein Stockwerk auf die vorhandenen Räume aufgesetzt wird. Bei einer Enthaltung und drei Gegenstimmen von der SPD, die sich weiterhin an der nicht eingeplanten Barrierefreiheit stieß, beschloss der Bauausschuss das Projekt in eigener Zuständigkeit, jedoch vorbehaltlich der Bereitstellung der finanziellen Mittel im Kommunalhaushalt 2017, der vom Stadtrat nächsten Mittwoch beraten und beschlossen werden soll.
Derzeit wird den Schülern im Offenen Ganztag in Lövenich zu wenig Platz eingeräumt. Erforderlich sind laut Hochbauamtsleiter Martin Fauck 2,5 Quadratmeter pro Kind, vorhanden aber seien nur 1,2 Quadratmeter: "Das bedeutet einen großen Bedarf für eine Erweiterung, jedoch können wir nicht in die Fläche des Schulhofes gehen, weil dann dort das Schüler-Platz-Verhältnis nicht mehr stimmen würde." Er schlage deshalb vor, eine Etage in Holzmodulbauweise auf die vorhandenen Räume des Offenen Ganztags aufzusetzen. Dadurch würden zwei zusätzliche Gruppenräume von 67 und 43 Quadratmeter hinzugewonnen, und im Gebäudebestand ginge lediglich ein Ruheraum verloren, in den das Treppenhaus eingebaut werde. "Bei allen Planungen hat es immer geheißen: minimaler Eingriff in die Bausubstanz und maximale Vorfertigung, um den laufenden Betrieb des Offenen Ganztags so wenig wie möglich zu stören", erklärte Fauck. Der Großteil des Vorhabens könne so in den Sommerferien 2017 erledigt werden.
Der Kritik aus dem Schulausschuss, der in der vergangenen Woche mangelnde Barrierefreiheit an der Nysterbach-Schule aber auch pauschal an allen Erkelenzer Grundschulen geäußert hatte, stellte sich Hochbauamtsleiter Fauck im Bauausschuss. Die Planungen seien mit dem ehrenamtlichen Behindertenbeauftragten der Stadt, Andreas Ullmann, abgesprochen. Der sehe es wie die Stadtverwaltung als nicht unbedingt erforderlich an, dass die oberen Räume barrierefrei erreichbar sein müssten, weil weitere Gruppenräume, die Küche und das WC im Erdgeschoss ebenerdig zu erreichen seien. "Lediglich ein behindertengerechtes WC ist nachzuplanen", räumte Fauck ein. Auch sei konform der Landesbauordnung geplant worden, wiesen Fauck und Technischer Beigeordneter Ansgar Lurweg von den Schulpolitikern geäußerte Kritik im Bauausschuss zurück.
Zufrieden war die SPD damit nicht. Ferdinand Kehren forderte weiterhin, eine "vollständige Barrierefreiheit der Schule zu prüfen". Wenn ein Aufzug inklusive der dafür notwendigen zusätzlichen baulichen Änderungen für den Offenen Ganztag, wie von Fauck mit rund 125.000 Euro kalkuliert, kosten würde, "sollten wir das tun, um eine behindertengerechte Schule einzurichten". Dass das zu kurz gedacht ist, entgegnete unter anderen Jürgen Vieten, Sachkundiger Bürger der Grünen: "Dadurch würde lediglich der Offene Ganztag barrierefrei, nicht aber das Schulgebäude selbst." Bürgermeister Peter Jansen sprach vor diesem Hintergrund von "eine Scheindiskussion", die um die Barrierefreiheit des Offenen Ganztags an der Lövenicher Grundschule geführt wird.
Eine Lösung für das Problem brachte Dr. Hans-Heiner Gotzen in die Diskussion ein - jedoch, ohne dass diese vonseiten der Politiker vertieft wurde. Gotzen stellte in Aussicht, dass die Grundschule in Gerderath zum dritten Erkelenzer "Ort des gemeinsamen Lernens" bestimmt werden soll, um dort gezielt Kinder mit körperlichen Behinderungen aufzunehmen. Aufgrund der baulichen Gegebenheiten ließe sich das dort gut umsetzen. An der Nysterbach-Schule in Lövenich hingegen mache eine Beschulung solcher Kinder, weil sie im baulichen Bestand für sie problematisch sei, jedenfalls keinen Sinn.
