Erkelenz "Passionsgeschichte in Musik gegossen"

Erkelenz · Viel Applaus für Kirchenkonzert.

 Annette Wagner dirigierte Musiker und Sänger in der evangelischen Kirche in Erkelenz.

Annette Wagner dirigierte Musiker und Sänger in der evangelischen Kirche in Erkelenz.

Foto: Jürgen Laaser

Der minutenlange Applaus, nachdem der letzte Ton verklungen war, bestätigte der Kantorin der evangelischen Kirchengemeinde Erkelenz, dass sie mit ihrem Programm für das Passionskonzert in der Kirche am Martin-Luther-Platz voll und ganz den Geschmack des Publikums getroffen hatte. Pfarrer Günther Wild sprach von "wunderschöner Musik", die das Kernstück des Glaubens, die Passion, eindrucksvoll dargestellt hatte. In den beiden Werken, welche die Kantorin ausgewählt hatte, würde die "Passionsgeschichte in Musik gegossen".

In der Tat ließen die Solo-Kantate BMV 56 "Ich will den Kreuzstab gerne tragen" von Johann Sebastian Bach und "Die letzten sieben Worte unseres Erlösers am Kreuze" von Joseph Haydn die Passionszeit im Licht der jeweiligen Zeitepoche erscheinen. Bach (1685-1750) beschreibt in seiner Kantate, dass es kein Leid ist, das Kreuz zu tragen, sondern dass der Tod der Weg zum Herrn ist. Sie entstand zur Zeit des "lutherischen Pietismus", in der es eine natürliche Auseinandersetzung mit dem Tod gab. Dem ausdruckstarken Bariton Andreas Post, der Camerata Gladbach unter der Leitung von Johanna Brinkmann, dem Kantor Stefan Emanuel Knauer von der Christkönig-Pfarre Erkelenz und dem Kirchenchor der evangelischen Kirchengemeinde gelang es, den Zuhörer die Stimmung und die Bestimmung der Kantate nahezubringen, die nach dem Tod des Gekreuzigten mit dem Chorgesang endet: "Es mag, wer da will dich scheuen, du kannst mich vielmehr erfreuen, denn durch dich komm ich herein zu dem schönen Jesulein."

Steht Bachs Werk für die barocke Welt, so gibt es bei Haydn (1732-1809) den Wechsel von der protestantischen in die katholische Welt. In Haydns Werk, bei dem die dominierende Camerata Gladbach es verblüffend intensiv verstand, die jeweiligen Stimmungen der "letzten sieben Worte" an die Zuhörer zu vermitteln, werden die Leiden Jesu fast schon als Spiegel der Gefühlszustände eines jeden Einzelnen angesehen. Das Wechselspiel zwischen Instrumentalmusik, Rezitation und Chorgesang verschaffte den Zuhörer immer wieder andere Eindrücke und Emotionen und hinterließ auch Nachdenklichkeit, nachdem Andreas Post den Text von Joseph Friedberg, der Haydns Komposition zugrunde liegt, beendet hatte: "Ihr Gräber tut euch auf, ihr Väter steigt ans Licht! Das Erdreich, das euch deckt, ist ganz mit Blut befleckt."

Das Publikum musste das Gehörte lange sacken lassen, dann wollte sein Beifall nicht mehr enden.

(kule)
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