Erkelenz Porzellanhaus Baetz gibt in dritter Generation auf

Erkelenz · Das große Angebot im Internet macht dem Fachgeschäft das Leben schwer. Der Räumungsverkauf läuft bereits.

Paradox, ausgerechnet das Internet führt Emotionen auf, nachdem bekanntgeworden war, dass das Erkelenzer Porzellanhaus Baetz einen Räumungsverkauf wegen Geschäftsaufgabe angezeigt hat. Auf "Du bist Erkelenzer, wenn....", mit weit über 1000 Mitgliedern eine der bekanntesten Facebook-Seiten, waren in Windeseile recht nachdenkliche Einträge zu lesen: Nina G. "Schade, der nächste alte Laden in Erkelenz". Mel O. "Das habe ich auch gerade gedacht". Katharina G. "Wo kaufe ich jetzt Geschenke für Mama?" - und fügt einen weinenden Smileys an.

"Ja, das Internet speziell mit seinem Handel als große Konkurrenz, war sicher auch ein Grund für die Geschäftsaufgabe", sagt Firmeninhaber Hans Baetz, führt die eigene Lebenssituation aber als Hauptgrund an: "Ich bin jetzt 68 Jahre alt und hätte am 1. April das 50-Jährige hier bei uns im Laden. Das muss dann auch mal reichen." Hinzu kommt, dass Ehefrau Marianne inzwischen als Gymnasiallehrerin pensioniert ist und der Sohn als Ingenieur einen ganz anderen Weg eingeschlagen hat.

Das Porzellanhaus Baetz hatte einen Ruf als anerkanntes Fachgeschäft über die Stadtgrenzen hinaus, führte Waren von fast 50 Herstellern mit Rang und Namen, wie u.a. Rosenthal, WMF, Goebel, Hummel, Riedel, Ritzenhoff, Royal Copenhagen, Swarowski oder Villeroy & Boch. In das Geschäft mit seinen großflächigen und stets interessant gestalteten Schaufensterauslagen ging man zum Beispiel vor Familienfeiern wie Hochzeiten, Geburtstagen oder Geburten. Im Geschäft waren individuelle, auf die jeweiligen Personen abgestimmte Tische dekoriert - da wusste man, sicher ein passendes Geschenk gekauft zu haben. Hier spiegelte sich auch die professionelle Beratung und Fachkompetenz der langjährigen Angestellten wider, die die Basis dafür in Ausbildung und Schulung, aber auch im "guten Betriebsklima" fanden.

Wann die Türen des Porzellanhauses Baetz endgültig geschlossen werden, das hängt vom Verlauf des mit Abschiedsprozenten gespickten Räumungsverkaufs ab. "Auch wenn dieser endgültige Schritt reiflich überlegt worden ist, eine Träne im Auge wird es ganz bestimmt noch geben", vermutet Firmenchef Hans Baetz, der dabei auch einen Blick zurückwirft. Haushaltswaren spielen in der Familie in dritter Generation eine Rolle, denn vor dem 2. Weltkrieg führte Hans Baetz' Opa Rütter auf der Burgstraße (später Milch-Mäurer) ein Geschäft für Haushalts- und Korbwaren (hier ist Hans Baetz auch geboren), eröffnete dann auf der Brückstraße noch ein Porzellanhaus. Nach der Zerstörung durch Kriegsbomben war es Hans' Mutter Magdalene (Lenchen), die mit ihrem Ehemann Heinrich den mit mühevollem Steineklopfen verbundenen Wiederaufbau des Geschäfts in Angriff nahmen. Da war Heinrich Baetz noch als Elektromeister "auf der Bohr" (Fa. Wirth) beschäftigt, ehe er nach seinem 25. Dienstjubiläum schließlich in das Haushaltswarengeschäft mit einstieg. So wie Hans Baetz das als 18-jähriger Juniorpartner 1964/65 auch tat. Verbunden war dieser Schritt mit der Ausweitung des Geschäftsfeldes um Porzellan und Geschenkartikel. Die notwendige Vergrößerung der Geschäftsräume war durch den Zukauf der im hinteren Bereich liegenden Schlosserei Lange möglich, die alten Erkelenzern sicher noch als Fachverkauf für Öfen bekannt ist.

(h.g.)
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