Serie - Unternehmer der Region "Rheinischer Hof" besteht 90 Jahre
Erkelenz · 1925 bekam Familie Breuer von der Stadt Erkelenz die Hotelkonzession. Kathrin Elsner und Torsten Wink sind seit 1999 die Pächter des Hotel garni im Herzen der Stadt. 1968 wurde die erste RP-Ausgabe für Erkelenz in einem der Zimmer produziert.
ERKELENZ Wenn man es nicht genau wüsste, dass der 90. Geburtstag ("Dinner for One") auf dem englischen Landsitz von "Miss Sophie" gefeiert worden wäre, hätte man denken können, das Treffen mit Admiral von Schneider, Sir Toby, Mr. Pommeroy und Mr. Winterbottom hat sich einst in Erkelenz im Hotel Breuer, offiziell "Rheinischer Hof" genannt, in den 1960/70er Jahren abgespielt. An der Kölner Straße hatte Miss Sophies Butler "James" ein lebendiges Double - Willy Otto Hasenpusch (1914-1994). Alteingesessene sehen den Hauskellner noch vor Augen, wie er mit Schwalbenschwanz befrackt, immer korrekter Haltung und weißem Serviertuch über dem angewinkelten Unterarm durch den Speisesaal schwebte. Formvollendet, wie aus der Kaiserzeit entliehen, servierte er dann den "Breuer-Hit" auf der Speisekarte, der sich "Lied ohne Worte" nannte, oder auch die "Birne Helene" zum Dessert.
Eine besondere Beziehung zum "Rheinischen Hof" hat die "Erkelenzer Zeitung" der Rheinischen Post, wurde deren erste Ausgabe am 27. März 1968 doch in einem Hotelzimmer bei Breuer produziert. "Damals standen die Schreibmaschinen auf den Betten und wir knieten davor", erzählt der ehemalige Sportredakteur Otto E. Schütz, der mit Redaktionsleiter Helmut Sarnes Wegbereiter der Erfolgsgeschichte "Erkelenzer Zeitung" war. Das sind zwei der vielen Geschichten aus dem nunmehr 90-jährigen Zeitenwandel, auf den der "Rheinische Hof" in diesen Tagen blickt.
An der Spitze des Traditionshauses, das 1978 in ein "Hotel garni" (Beherbergung und Frühstück, aber ohne große Küche) umgewandelt wurde, stehen seit 1999 Kathrin Elsner (41) und Torsten Wink (50) als Pächter, die sich damit ihren Traum der selbstständigen Führung eines Hotels erfüllten. Die gebürtige Magdeburgerin und der Dormagener lernten sich in Bernkastel-Kues im Hotelumfeld kennen, arbeiteten vor ihrem Wechsel nach Erkelenz in Köln - er im Maritim, sie im Excelsior. Den Weg ins beschauliche Erkelenz haben beide nie bereut. "Es ist eine tolle Stadt", die dann auch zur Geburtsstadt der inzwischen zehnjährigen Tochter Emily wurde. Das Hotel "Rheinischer Hof" verfügt über 15 Zimmer, wozu auch ein Studio ("Sehr beliebt bei Hochzeitsgästen") gehört. Die Beschreibung auf der Internetseite ist passend: Die persönliche Note, ausgesuchte Stilmöbel, verbunden mit zeitgemäßem Komfort, sorgen für Charme und Charakter. Davon überzeugten sich in der "original Breuer-Zeit" Stars wie Schauspielerin Sonja Ziemann (wird im nächsten Jahr 90), Showmaster Hans-Joachim Kuhlenkampff, "Derrick" Horst Tappert oder "Schimanski" Götz George. Kathrin Elsner und Torsten Wink durften schon Kabarettist Dieter Hildebrand, die Schauspieler Jürgen Prochnow und Hardy Krüger Junior sowie den irischen Sänger und dreifachen Grand-Prix-Gewinner Johnny Logan begrüßen, die nach Bühnenauftritten zur Entspannung auch gerne die Haussauna nutzten.
Der 90. Hotel-Geburtstag wird heute, 12. März, ab 18 Uhr mit einem Sektempfang gefeiert, zu dem Nachbarn und Freunde eingeladen sind. Mit dabei wird ganz sicher Wilhelm J. Breuer sein, der nicht nur als Rechtsanwalt in Erkelenz lebt, sondern als Sohn von Franz und Elisabeth Breuer Eigentümer des Hotelkomplexes ist, in dessen Chronik steht, dass Wilhelm und Helene Breuer (Opa und Oma) nach Bäckerei und Konditorei 1925 auch das Hotel "Rheinischer Hof" eröffneten. Die Konzession dazu erteilte die Stadt Erkelenz am 9. März vor 90 Jahren: "Die Bedürfnisfrage für die Einrichtung eines besseren Hotels mit entsprechenden Logierzimmern wird hiermit bejaht."
An der Erfolgsgeschichte war dann maßgeblich Franz Breuer beteiligt, der das Hotel Ende der 1930er Jahre im Sinne seiner Eltern weiterführte und mit Ehefrau Elisabeth nach der Zerstörung durch den Krieg wieder aufbaute. Aus der Konditorei entwickelten sich schließlich das stets gut besuchte und hochgelobte Restaurant und natürlich eine Küche, in der Elisabeth Breuer mit großer Hingabe zuständig war. Hochzeiten, Feste, Karneval und große Bälle, bei denen es nicht nur heiß, sondern oft auch hitzig zuging, wurden hier zünftig gefeiert.
Ein Ort voller Erinnerungen für viele Erkelenzer. So auch für Wilhelm J. Breuer: "Zu Karneval wurde in der 1. Etage die sogenannte Kongo-Bar aufgebaut, mit allem drum und dran. Da haben sich mein Vater und Dekorateurmeister Wilhelm Corsten, der sein Geschäft schräg gegenüber hatte, sehr viel Arbeit mit gemacht." Um mehr Zeit für die Familie zu haben, wurden die große Küche und das Restaurant 1978 aufgegeben. Elisabeth Breuer (sie starb 77-jährig 2002), der man nachsagte, dass sie das "Hotel-Gen" im Blut gehabt habe, führte den "Rheinischen Hof" dann als Hotel garni bis 1999.
