Erkelenz/Paffendorf RWE-Chef: Wir stehen zu Zusagen für Erkelenz

Erkelenz/Paffendorf · Nach der Leitentscheidung zu Garzweiler soll der Restsee statt 23 nur noch 20 Quadratkilometer groß werden. Die A 61 werde wie geplant kommen, Vereinbarungen mit Erkelenz sollen gehalten werden.

Zwei Tage, nachdem das Landeskabinett die Leitentscheidung zu Garzweiler II getroffen hat, nennt Matthias Hartung, Chef der RWE-Kraftwerkstochter Generation, erste Details zu den Folgen für die Region. Durch die Verkleinerung des Abbaugebietes soll etwa der künftige Restsee, der nördlich von Holzweiler entstehen soll, um einiges kleiner werden und auch eine etwas andere Form bekommen. Statt rund 23 Quadratkilometer soll der See jetzt nur noch rund 20 Quadratkilometer groß werden, kündigte Hartung vor Journalisten auf Schloss Paffendorf an. An der geplanten Nutzung des Sees und dem vorgesehen Natur- und Trinkwasserschutz werde sich aber nichts ändern.

Zugleich stellt sich die Frage, ob der angeschlagene Energiekonzern vor dem Hintergrund, dass er nun 400 Millionen Tonnen weniger Braunkohle aus der Erde holen darf, seine Zusagen an die Region halten kann. RWE Generation hat allein im ersten Quartal einen Gewinnabsturz um 20 Prozent auf 354 Millionen Euro erlebt und marschiert mittelfristig auf rote Zahlen zu.

RWE hatte zu besseren Zeiten Unterstützung zur Erweiterung des Erkelenzer Gewerbegebiets Gipco und zu einem frühzeitigen Straßen-Lückenschluss zwischen der L 354 bei Kaulhausen und der L 19 bei Kückhoven zugesagt, letzterer als Ersatz zur 2018 wegfallenden Autobahn 61. Hartung betonte gestern: "Wir stehen zu den Zusagen, die wir der Stadt Erkelenz gemacht haben." Man gehe nun in Gespräche mit ihr, um Zusagen und Pläne zu konkretisieren.

In der Stadt gibt es kritische Stimmen, die fürchten, dass der Konzern die Verkleinerung des Abbaugebietes durch das Land zum Anlass nehmen könnte, um von Zusagen zurückzutreten. Dem trat Hartung nun ebenso entgegen wie den Sorgen von Anwohnern: Man werde alle Umsiedlungen, die bereits vereinbart worden sind, durchführen, und alle abgeschlossenen Verträge einhalten.

Die rot-grüne Landesregierung hatte am Dienstag endgültig die Verkleinerung des Tagebaus Garz-weiler II beschlossen und den Weg für Planungsänderungen freigemacht. Demnach darf RWE ein Drittel weniger fördern als zunächst genehmigt. Den 1400 Einwohnern in und um Holzweiler bleibt die Umsiedlung erspart. Außerdem dürfen die Bagger nur bis zu 400 Meter heranrücken. Der Stadtrat hatte 500 Meter gefordert. Doch das war mit RWE nicht zu machen. Der Konzern nennt selbst die nun gefundenen Abstandsregelung schmerzlich.

Die Pläne für die A 61 bleiben von der Verkleinerung unberührt, wie Hartung unterstrich. Die Autobahn soll dem Tagebau zunächst zwischen den Kreuzen Wanlo und Jackerath weichen. "Danach können wir sie aber wie geplant wieder errichten", unterstrich er.

Erneut betonte der Manager: "Durch die Leitentscheidung haben die Region, unser Unternehmen und seine Beschäftigten jetzt Klarheit und eine langfristige Perspektive." Das Land beschränke nicht den Zeitraum des Braunkohle-Abbaus, sondern die Menge. "Wir können nun bis Mitte des Jahrhunderts die Tagebaue weiterbetreiben." Wann der Abbau in Garzweiler ende, sei noch nicht absehbar. "Irgendwann zwischen 2030 und 2045 wird das sein." Die Grünen fordern dagegen einen Komplett-Ausstieg bis 2030.

(anh)
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