Erkelenz Spannung bis zur letzten Minute

Erkelenz · Gleich zwei Mal wurde "Das Verhör" verfilmt, das das Berliner Kriminal Theater in einer Bearbeitung von Eddie Cornwall auf die Bühne der Erkelenzer Stadthalle brachte. Viel Beifall für die letzte Aufführung der Theatersaison.

 Szene aus dem Theaterstück "Das Verhör" hier mit (v.l.) Thomas Gumpert als Chief Inspector John Parker, Mario Krüger als Sergeant Hastings und Ulrich Voß als Rechtsanwalt Adam Barkley.

Szene aus dem Theaterstück "Das Verhör" hier mit (v.l.) Thomas Gumpert als Chief Inspector John Parker, Mario Krüger als Sergeant Hastings und Ulrich Voß als Rechtsanwalt Adam Barkley.

Foto: Laaser

Chief Inspector John Parker vermisst seine Kaffeedose, Sergeant Hastings sein Medaillon. Ganoven haben ihre Abwesenheit genutzt und sich der Dinge bemächtigt. So die Vermutung, aber es bleibt nicht viel Zeit für eine Suche, denn sie erwarten in ihrem Büro einen wichtigen Zeugen: den ehrenwerten, reichen Rechtsanwalt Adam Barklay. Er ist der einzige Zeuge, der am Vorabend die Leiche eines achtjährigen Mädchens bei einem Spaziergang entdeckt hat.

Man kennt sich, man duzt sich, man hat eine gemeinsame Vergangenheit, und so soll die Befragung auch nur kurz sein. Die Befragung wird zum Verhör, die Plauderei unter Freunden zum verbalen Duell.

In "Das Verhör" hat der englische Autor John Wainwright 1979 das Duell, bei dem Hastings immer wieder zynisch, ätzend und beleidigend eingreift, verarbeitet. Gleich zwei Mal wurde "Das Verhör" verfilmt, das Berliner Kriminal Theater bringt das Stück in einer Bearbeitung von Eddie Cornwall auf die Bühne.

Die Besucher der Aufführung in der Erkelenzer Stadthalle kamen in den Genuss, die Premierenbesetzung erleben zu dürfen. Thomas Gumpert spielt den vom unbändigen Drang besessenen Inspektor, der die Morde an zwei Mädchen noch an diesem Abend des Verhörs aufklären will. Ulrich Voß mimt den selbstverliebten, erfolgreichen, unangreifbaren Anwalt. Mario Krüger als Hastings ist der Gegenpol zu seinem Chef und mehr als nur Stichwortgeber oder Teekocher. Heide Domanoswski agiert als Gattin von Barklay, die offen zugibt, der gesellschaftliche Schein sei ihr wichtiger als die Wahrheit.

"Der Schein trügt. Mit mir kann man wohl schlecht auskommen", sagt Parker beiläufig. Aber nicht nur sein Schein trügt. Barklay verschanzt sich hinter einem großspurigen, unantastbaren Gehabe eines Erfolgsmenschen - und wird von Parker mehr und mehr entlarvt. Freundschaftlich als Zeuge begrüßt, rutscht der Anwalt durch sein Geflecht aus Verwirrungen und Lügen immer mehr in die Rolle des Verdächtigen.

Die Fassade zerbricht. Ein 64-jähriger Mann mit pädophilen Zügen, der kleinen Mädchen zugetan ist, tritt hervor. Selbst seine viel jüngere Frau, die bitterböse meint, sie wundere sich, dass sie mit 15 Jahren, als sie Barklay kennenlernte, nicht schon zu alt für ihn gewesen sei, stellt ihn bloß. Barklays permanente Unschuldsbeteuerungen werden zunehmend unglaubwürdiger. Das Gespräch mit Parker, das immer wieder ins Private abgleitet, hat den Anwalt zermürbt. Er fühlte sich in allen Belangen dem Inspektor gegenüber überlegen, resigniert aber schlussendlich vor dessen Hartnäckigkeit und Raffinesse und gesteht, als Mann und Mensch zerstört, die Morde.

Der Fall ist geklärt; jedenfalls für Parker, der zu einem Mord gerufen wird, und Hastings, der Barklay die Gelegenheit zur Selbstjustiz geben will, indem er ihm seine Pistole anbietet. Mit einem Schuss in die Schläfe will der Anwalt seinem Leben ein Ende bereiten. Parker kann ihn in letzter Sekunde davon anhalten und schickt ihn mit einem "Tut mir Leid. Du kannst gehen" nach Hause. Er hat den Mord an einem Mädchen aufzuklären, das auf die gleiche Weise getötet wurde wie in den beiden Fällen, die Barklay vorgeworfen wurden.

Der Anwalt hat das beste Alibi der Welt: Zur Tatzeit saß er beim Verhör. Und dennoch überführt Barklay den Dreifachmörder.

Das Ende verblüffte die Besucher. Ihr Beifall war langanhaltend bei dieser letzten Aufführung der Theaterreihe 2016/17 der Erkelenzer Kultur GmbH in der Stadthalle.

(kule)
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