Erkelenz Cusanerin absolviert Praktikum in Athen

Erkelenz · Pia Bürger, Schülerin des Erkelenzer Cusanus-Gymnasiums der Jahrgangsstufe 10, absolvierte als eine der ersten ihr Betriebspraktikum im Ausland. In Athen lernte sie die Redaktionsarbeit in einer der größten Zeitungen des Landes und zugleich das Leben an der Deutschen Schule kennen: ein Blick von außen auf ein Land im neunten Krisenjahr.

 Pia Bürger, Schülerin des Cusanus-Gymnasiums, war in Athen und hat dort ein Praktikum absolviert.

Pia Bürger, Schülerin des Cusanus-Gymnasiums, war in Athen und hat dort ein Praktikum absolviert.

Foto: CGE

Mit Griechenland verbinden viele die Wirtschaftskrise, die im Jahr 2010 ihren Anfang nahm und bis heute noch schwerwiegende Auswirkungen auf das Leben von etwa 11 Millionen Bürgern hat.

Als Pia Bürger von ihrem Politiklehrer und Verantwortlichen für Auslandspraktika am Cusanus-Gymnasium, Dr. Kenan Irmak, erfuhr, dass die Möglichkeit bestehe, in dieses meist nur Urlaubern bekannte Land zu fahren, um dort ihr verpflichtendes Schulpraktikum zu absolvieren, zeigte sie großes Interesse. Sie erfuhr, dass sie die journalistische Arbeit in der Redaktion der namhaften Zeitung Ethnos sowie den Lehrerberuf an der Deutschen Schule kennenlernen kann. "Als Europaschule wollen wir unseren Schülern neben den klassischen Austausch- und Fahrtenprogrammen am Cusanus-Gymnasium auch die Gelegenheit geben, den betrieblichen Alltag bei unseren europäischen Nachbarn in der Praxis zu erleben, um früh interkulturelle Kompetenz zu erwerben, die in einem späteren Berufsleben immer wichtiger werden", betont Irmak. Seine Kollegin für die Fächer Deutsch und Sport, Maria Andreopoulou, knüpfte die Kontakte zu der Zeitung und Schule, erledigte die konsularischen Formalitäten und fand eine Gastfamilie, die die Schülerin bei sich aufnahm. So gelang es, der 16 Jahre jungen Pia Bürger optimale Bedingungen zu schaffen.

In Athen erfuhr sie einiges über die dramatischen finanziellen Einschnitte, die ein Großteil der Bevölkerung im Zuge der Wirtschaftskrise in den vergangenen sieben Jahren hinnehmen musste. Auch die einst zweitgrößte Zeitung des Landes, Ethnos, wo sie hospitierte, musste fast die Hälfte ihrer Mitarbeiter entlassen und sogar kurzzeitig schließen, da viele Griechen auch an ihrer Zeitungslektüre sparten, so dass die Verkaufszahlen stark zurückgingen. Kein Einzelfall in der griechischen Geschäftswelt, wie Pia Bürger feststellte. "Seit dem Anfang der Krise ist die Schulbildung der Kinder immer wichtiger geworden, um sich ein besseres Leben aufbauen zu können, allerdings meist im Ausland als Studenten und später als Arbeitskräfte", berichtete die Praktikantin. Besonders beliebt bei Schülern sei das deutsche Abitur, da dieser Schulabschluss für viele der Schlüssel zu einem Leben in Deutschland ohne Armut sei. Deshalb nähmen einige griechische Familien in Kauf, für die Schulbildung ihrer Kinder die hohen Gebühren zu zahlen, die hier, an einer von 140 deutschen Auslandsschulen weltweit, erhoben werden.

Dort lernen die jungen Leute nach dem deutschen Lehrplan und werden von Lehrpersonal unterrichtet, das sowohl aus Deutschland als auch aus Griechenland stammt. Folglich wird dort zweisprachiger Unterricht angeboten. Oft nehmen griechische Eltern schon im Vorschulalter ihrer Sprösslinge das Angebot des deutschen Kindergartens wahr, der schon in der frühkindlichen Erziehung das fremdsprachliche Vokabular der Kinder erweitert, um ihren Übertritt in die Schule zu erleichtern. In Griechenland ist Deutsch als schwierige Fremdsprache noch hoch im Kurs. Bevor die Schüler in die siebte Jahrgangsstufe versetzt werden, müssen sie eine Prüfung bestehen, um zu zeigen, dass sie die Standards der deutschen Sprache beherrschen. Am Ende der zwölften Klasse gilt es, die Hürde Abitur zu nehmen. Mit diesem Abschluss können sich die Absolventen auch an deutschen Universitäten bewerben und auf bessere Lebenschancen hoffen. In diesem Fall lernen auch sie die Besonderheiten ihres Gastlandes in der Lebensweise, in den betrieblichen Abläufen und in der Perspektive auf die Krise kennen - ganz ähnlich wie dies Pia Bürger in der griechischen Hauptstadt erfahren und schätzen gelernt hat.

(RP)
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