Erkelenz Essay über kleine Kunst und große Gefühle

Erkelenz · Von Hastenraths Will

 So sieht man den "scharismatischen" Landwirt Hastenraths Will eher selten: melancholisch in der Garderobe vor dem Endspurt seines Programms "Herzlich willkommen", für das er die letzten Tourtermine ankündigt.

So sieht man den "scharismatischen" Landwirt Hastenraths Will eher selten: melancholisch in der Garderobe vor dem Endspurt seines Programms "Herzlich willkommen", für das er die letzten Tourtermine ankündigt.

Foto: Rurtal Produktion

"Abschied ist ein scharfes Schwert" wie Roger Whittaker immer so schön gesungen hat. Nun ist das in mein Fall nicht ganz so schlimm, denn Abschied nehme ich nur von mein Abendprogramm "Herzlich willkommen". Nur noch neun Auftritte pflastern dem sein Weg, der Countdown ist quasi rückwärts am runterlaufen. Höchste Zeit also, ein Fatzit davon Rewü laufen zu lassen.

Vor ziemlich genau zwei Jahre, am 6. März 2015, hat "Herzlich willkommen" als Auftakt von "Die große kleine Dörfertour" das Licht der Kleinkunstwelt erblickt. Seitdem bin ich mit dieses Zwei-Stunden-Epos überall aufgetreten, wo man mich sehen wollte. Dafür musste ich oft die eigene Gemarkung verlassen und habe dafür die exotischsten Orte von Nordrheinland-Westfalen kennengelernt. Neben große Metropolen waren dadrunter Namen, die sich wie ausgedacht anhören: Windeck-Herchen, Rott oder Dülmen (das kannte ich wenigstens aus der Staumeldung). Ein Gastspiel hatten wir sogar in ein Gartencenter inmitten von blühende Narzissen, Orchideen und Rhododendrons - das war nix für Pollenallergiker, wohl aber für Frauen.

Stichwort Frauen, auch das kann ich nach meine Tourerfahrung sagen: Der Landwirt ist als Sexewalobjekt in unsere Gesellschaft angekommen! Mehr möchte ich dazu nicht sagen, weil meine Frau hin und wieder der Panhas in diese Zeitung einwickelt. Nachher liest die das noch aus Versehen. Die Sachen erzähl ich euch lieber nach die Vorstellungen unter vier Augen.

Unter anderem deshalb freu ich mich riesig auf die verbleibenden Auftritte, besonders, wenn es nächste Woche Donnerstag nach Köln geht. Da habe ich die große Ehre, "Herzlich willkommen" im weltberühmten Millowitsch-Theater zu spielen. Das ist die kölsche Version wie die neue Elbfillharmonie, quasi der Ritterschlag für ein einfacher Landwirt wie mich. In Köln kenn ich mich zum Glück aufgrund von meine zahlreichen karnevalistischen Aktivitäten schon sehr gut aus und freu mich auf das traditionell weltoffene Publikum. Denn inhaltlich ist "Herzlich willkommen" was für Leute, die eine eigene Meinung haben und mit beide Beine auf der Boden stehen.

Wie der Titel schon verrät, geht es sich in dem Programm um Toleranz und Nächstenliebe in diese politisch unruhigen Zeiten. Einer der Gründe übrigens, warum ich das im Laufe der Jahre immer mal wieder aktualisiert habe. Ansonsten ist es mein bislang persönlichstes Programm, weil ich hier mal was zeigen darf, was normalerweise nicht so mein Fall ist: Gefühle! Es geht sich dadrin nicht nur um meine Kernkompetenz, die knallharte Polit-Analyse, sondern auch um meine Ehe, die beträchtlich im Straucheln gerät, weil ein dahergelaufener Möchtegern-Frauentyp aus Uetterath versucht, meine Frau um seine dicken Wurstfinger zu wickeln. Sie merken schon: Dieses Programm bietet mehr Stoff als die meisten Hollywood-Blockbuster. Und auch jetzt gerade, wo ich diese Zeilen in mein Kuhstall zu Papier bringe, krieg ich schon wieder Gänsehaut (was natürlich auch an die schlechte Isolierung liegen kann). Ich möchte Sie auf diesem Wege einladen, die letzten Gelegenheiten zu nutzen, für sich diese heiter-ironische Dramödie anzugucken. Und für neben Roger Whittaker noch ein weiterer großer Geist zu zitieren: "Niemals geht man so ganz." Und deshalb komme ich schon im Herbst wieder - mit ein brandneues Programm. (www.hastenrathswill.de/programme)

Tourdaten: 30. März, Volkstheater Köln; 31. März, Comedy Salon Neuss; 1. April, Theater im Gründungshaus Mönchengladbach; 19. Mai, Stadthalle Heinsberg, 9. Juni, Bürgerhaus Brüggen-Bracht.

(RP)
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