Erkelenz Stifter ersetzen gestohlenen Mühlstein

Erkelenz · Mühlstein aus der Tüschenbroicher Ölmühle schmückt nun die Mitte des Immerather Marktplatzes. Familie Krapoll erinnerte sich an eine stolze Vergangenheit in der Gemeinde Immerath - und rettete die Einweihungsfeier.

 Nun schmückt doch noch ein Blaubasalt-Mühlstein den Immerather Marktplatz. Und wird schon gut angenommen von Lilly, begleitet von Lina und Mucki (re.).

Nun schmückt doch noch ein Blaubasalt-Mühlstein den Immerather Marktplatz. Und wird schon gut angenommen von Lilly, begleitet von Lina und Mucki (re.).

Foto: h.g.

Enttäuscht reagierte die Bevölkerung des Umsiedlungsortes Immerath (neu), als sie im Januar durch einen Bericht in der Erkelenzer Zeitung der Rheinischen Post erfuhr, dass der für den neuen Marktplatz als historisches Erinnerungsstück vorgesehene wertvolle Basalt-Mühlstein aus der alten Immerather Mühle gestohlen worden war. Und weil sich der zweite Mühlstein aus Sandstein wegen seines lausigen Zustandes nicht mehr durch Steinmetze aufhübschen ließ, stand man mit leeren Händen da, war guter Rat teuer. Teuer im wahrsten Sinne des Wortes für RWE Power, denn das Energieunternehmen sah sich nun in der Pflicht, Ersatz auf dem freien Markt zu beschaffen.

Doch es kam anders: Familie Krapoll aus Tüschenbroich mit Senior Klaus und den Söhnen Carsten und Jörg erinnerte sich an ihre auch in Immerath liegenden familiären Wurzeln und beschloss im Familienrat, "der alten Heimatgemeinde zu helfen, auch wenn diese durch die Umsiedlung wegen des Braunkohlenabbaus nun an anderer Stelle neu errichtet worden ist", wie von Senior Klaus Krapoll (81) zu erfahren ist. Immerhin ist Familie Krapoll "die wohl bedeutendste Familie der jüngeren Geschichte Immeraths von weit über den Ort hinaus gehender Ausstrahlung", ist es im Denkmalverzeichnis der Stadt Erkelenz nachzulesen, das sich mit der Hofanlage Krapoll beschäftigt und ausweislich einer Datierung im Torkeilstein 1869 errichtet wurde. Die Krapolls stellten von 1809 bis 1933 (mit kurzer Unterbrechung 1827 bis 1830) die Bürgermeister der Gemeinde Immerath, darunter auch Conrad Krapoll. Der Bauherr der Hofanlage, Hermann-Josef Krapoll, war nicht nur Bürgermeister von 1831 bis 1877, sondern wurde 1855 auch Mitglied des preußischen Landtages. Zuletzt war Wilhelm Krapoll 1910 bis 1933 Ehrenbürgermeister von Immerath. Lebhafte Erinnerungsbeziehungen zu Immerath hat Klaus Krapoll aus seiner Kindheit, lebte er doch mit seinen Eltern (Vater Paul Krapoll) in der Zeit des Zweiten Weltkrieges und auch kurze Zeit danach in der Hofanlage Krapoll an der Jackerather Straße 8 in Immerath (alt) bei seinen Großeltern Josef Krapoll und Gertrud Jungbluth.

Der jetzt auf dem Marktplatz in Immerath (neu) verbaute Mühlstein ist ein Blaustein, der ursprünglich im Einsatz war in der Ölmühle am Schlossteich des Tüschenbroicher Schlosses, das seine erste urkundliche Erwähnung 1172 hat. Die historischen Räume der Ölmühle beheimaten das Atelier des Künstlerpaares Martina Zilles und Detlef Tanz. Durch eine Glasfront hat man einen herrlichen Blick auch auf die Tüschenbroicher Mühle, wohl eine der kulinarischen Spitzenadressen des heimischen Raumes.

Ein Magnet wird sicher auch einmal der gegenüber Kirche und Kaisersaal dreieckig angelegte Immerather Marktplatz sein, der am langen Wochenende 28. April bis 1. Mai feierlich eingeweiht wird. Ab dann kann man auch in den schräg angelegten Gedenkplatten aus der Dorfchronik lesen, die in Bronze gegossenen Franke-Skulpturen Immerather Dom, Immerather Mühle und Seckschürger bewundern, sich an einem Ständebaum mit bunten Darstellungen erfreuen oder auf Sitzbänken ausruhen mit Blick auf den Mühlstein, der sich als Tisch der Gemeinde präsentieren soll.

(hg)
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