Erkelenz Trickdiebe werden immer dreister

Erkelenz · An einem ganz normalen Montag langen Trickdiebe in Erkelenz dreimal zu, einmal in Wegberg. Die Polizei ist alarmiert. Die Anzahl solcher Delikte steigt im Kreis Heinsberg. Eine Hetzeratherin (90) hingegen hat einen Trickdieb vertrieben.

 Trickdiebe versuchen, so nahe wie möglich an die Opfer heranzukommen. Sind diese abgelenkt, greifen die Diebe unbemerkt in den Einkaufskorb oder in die Tasche.

Trickdiebe versuchen, so nahe wie möglich an die Opfer heranzukommen. Sind diese abgelenkt, greifen die Diebe unbemerkt in den Einkaufskorb oder in die Tasche.

Foto: WWW.POLIZEI-BERATUNG.DE / Laaser (Archiv)

115 Taschen- und Trickdiebstähle wurden im vergangenen Jahr im Kreis Heinsberg gezählt - dieses Jahr waren es in den ersten sechs Monaten schon 70. Diese Tendenz will die Polizei stoppen. Nicht nur im Kreisgebiet, sondern landesweit. Bis zum 5. Oktober läuft in Nordrhein-Westfalen eine Aktionswoche der Polizei gegen Trick- und Taschendiebstahl. Während der klären Polizeibeamte die Menschen in Geschäften, auf Wochenmärkten und in Fußgängerzonen über die Tricks der Diebe auf.

Trickdiebe lassen sich mit Stadtplänen den Weg erklären oder sammeln Spenden. Sie nutzen Gedränge und Hilfsbereitschaft aus. Oder sie beschmieren Passanten wie aus Versehen mit Ketchup oder Eis. Die Liste der Tricks ist lang, die Polizeisprecher Karl-Heinz Frenken vorlegt.

Das Ergebnis ist aber stets das gleiche: Kurz nach dem Gespräch oder Rempler merkt das Opfer, dass Geld oder Schmuck fehlt. Allein am Montag gaben sich Trickdiebe als Mitarbeiter der Stadt Erkelenz aus, griffen zweimal in Ladenkassen und bestahlen eine Seniorin gegen 12.45 Uhr in Wegberg auf dem Parkplatz Schwalmaue beim Geldwechseln.

Gegen 11 Uhr hatte es am Montag an der Tür eines Hauses am Mennekrather Kirchweg in Erkelenz geschellt. Die 94-jährige Bewohnerin und eine Pflegekraft öffneten. Ein Mann gab sich als Stadtmitarbeiter aus. Er wolle den Wasserstand ablesen. Weil er eine Mappe mit einem Aufkleber "Stadt Erkelenz" trug, schöpften die Frauen keinen Verdacht und ließen ihn ein. Während er mit der Pflegerin in den Keller ging, erwähnte er einen Rechnungsbetrag für seine Leistungen.

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Die Seniorin begab sich daraufhin in die Wohnung und legte das geforderte Geld heraus. Zwischenzeitlich hatte sich der Mann aber zunächst unbemerkt aus dem Keller geschlichen und offenbar beobachtet, wo die 94-Jährige ihr Geld versteckt hatte. Als wiederum die Pflegekraft merkte, dass der Mann nicht mehr im Keller war, ging sie nach oben. In genau dem Augenblick verließen der Unbekannte und das zuvor sorgsam versteckte Geld das Haus. Die Frauen konnten nur noch sehen, wie der Mann in einen dunklen Kombi stieg, der in der Hauseinfahrt parkte.

Gleich zweimal wurden am Montagabend Erkelenzer Geschäftsmitarbeiter Opfer von Trickdieben. Im ersten Fall wurde eine Angestellte gegen 17.45 Uhr von einem Mann aus dem Geschäft am Markt heraus an einen Ständer gelockt, da er sich verschiedene Sachen ansehen wolle. Er verwickelte sie ins Gespräch. "Offensichtlich in der Zeit gelangten ein oder mehrere Mittäter in das Geschäft und entwendeten Geld aus der Kasse", schildert Frenken. Der vermeintliche Kunde ging schließlich weg, ohne etwas zu kaufen. Der zweite Fall passierte fast zeitgleich an der Krefelder Straße.

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Foto: RP, Thomas Bußkamp

Gegen 17.40 Uhr betrat eine Frau mit einem Kind ein Blumengeschäft, während ihr männlicher Begleiter davor stehenblieb. Sie schaute sich um, als ein weiterer Mann den Laden betrat. Er kaufte eine Rose und bat die Angestellte ins angrenzende Gewächshaus: Er wolle etwas über Palmen wissen. "Während des Gesprächs klingelte sein Handy, er nahm das Gespräch an und verabschiedete sich. Da der Mitarbeiterin das Verhalten merkwürdig vorkam, ging sie zur Kasse und stellte fest, dass Geld gestohlen worden war", sagt Frenken. "Wer das genommen hat, konnte noch nicht ermittelt werden."

Hartnäckig, aber erfolglos blieb ein Trickdieb am Dienstag, weil sich eine 90-Jährige in Hetzerath vorbildlich verhielt. Mittags klingelte bei ihr ein Unbekannter. Erst wollte er ihre Einfahrt reinigen. Sie lehnte ab. Dann wollte er Reinigungsmittel verkaufen. Sie lehnte wieder ab. Danach wollte er in ihr Haus, um Anschlüsse zu prüfen. Sie lief ihn nicht rein. "Dann fuhr der offensichtliche Trickdieb in einem hellen Pkw, vielleicht einem kleinen Kombi davon", berichtet Frenken. Damit nicht genug: "Kurz darauf erhielt die Hetzeratherin einen Anruf. Am Telefon meldete sich ein Mann, der vorgab, ihr Enkel zu sein." Sie wiederum erklärte ihm, dass sie keinen Enkel habe, und rief die Polizei.

(RP)
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