Erkelenz Verlorene Heimat vor Augen geführt

Erkelenz · Was das Spezielle an Erkelenz im Zusammenhang mit dem Begriff "Heimat" ist, erfahren die Besucher der Ausstellung "HeimatZeit" in Hohenbusch. Es wird deutlich: Jegliche geografische und geistige Heimat ist Veränderung unterworfen.

"Die Abbaggerung ist die extremste Form der Vergänglichkeit!" Kunsthistorikerin Dr. Christine Vogt, Direktorin der Ludwig Galerie Schloss Oberhausen ließ in einen Satz münden, was das Spezielle an Erkelenz ist im Zusammenhang mit dem Begriff "Heimat". Jegliche geografische und geistige Heimat ist der Veränderung unterworfen, Kunst könne dies auf vielfältige Weise ausdrücken. Gelegenheit zur Auseinandersetzung mit Thema und Form war die Ausstellungseröffnung in Haus Hohenbusch zum Auftakt der Tagung "Heimat in Literatur, Sprache und Kunst" am Donnerstagabend.

Für den Ausrichter dieses "interdisziplinären" Wochenendes, den Heimatverein der Erkelenzer Lande, hatte Vorsitzender Günther Merkens die spezielle Situation der Landschaft und ihrer durch den Braunkohle-Energiehunger bedingten Veränderung angerissen, einer "verlorenen Heimat". Dem solle die Veranstaltungsreihe nachspüren, die durch die Unterstützung der Stadt Erkelenz, der Kreissparkasse und der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf möglich geworden sei. Kuratiert wurde die Schau mit fünf Künstlern von Heine-Universitäts-Professor Dr. Helmut Brall-Tuchel, der an der Philosophischen Fakultät Ältere Deutsche Sprache und Literatur lehrt.

Dr. Christine Vogt sagte in der Einführungsrede, "HeimatZeit" sei ein spannendes Thema, das Vergänglichkeit und neue Entwicklung zeigen könne. Deutlich werde das im Umgang mit dem Begriff "Heimat", der "in den 1980er Jahren gar nicht ging", nach der Jahrtausendwende aber wieder viel diskutiert werde.

Der Erkelenzer Karl-Heinz Laufs mache Heimat künstlerisch in erster Linie am Örtchen Pesch fest, das in Reflexionen und Wortspielen in Plastiken, Objekten und Fotos aufbereitet werde. "Pesch gehabt" - ein Wortspiel mit Mundart, "Pesch" rheinisch gesprochen für Pech, eine Palette Ziegelsteine vom ehemaligen Gut Haus Pesch macht schriftlich deutlich: "verkauft", Pech gehabt, abgebaggert.

Anja Quaschinski, so Dr. Christine Vogt, habe mit ihrer Malerei Fragmente aus der Immerather Kirche abstrahiert aufgegriffen, großformatig zu "Pfannkuchen" verändert, vergängliche Heimat im Detail. Till Hausmann stellt einen imposanten Baumstamm aus der Grube Garzweiler II vor, eine acht Millionen Jahre alte Sumpfzypresse, mit Schellack bearbeitet, bezeichnet mit "Sicherheitsbewahrung" aus einer riesigen Zeitspanne.

Susanne Fasbender dokumentiert "HeimatZeit" in einem 75-minütigen Film, der den finalen Ablauf der Zeit in den Tagebaurand-Dörfern in der Landschaft zeigt, "in der man immer den Horizont sehen kann", so Christine Vogt. Ein (echter) Storch auf einer Stoppschild-Anlage vor Immerath assoziiere das Ende menschlicher Entwicklung durch den Tagebau. Ursula Ströbele steuert Texte zur Ausstellung bei.

Programmänderung Ingrid Bachér musste ihre Teilnahme an der Tagung absagen. Stattdessen wird Autor Thomas Brandt aus Kaarst vor der Podiumsdiskussion aus dem Roman "Die Grube" vorlesen.

(RP)
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