Hedwig Klein Was Bruderschaften heutzutage ausmacht

Erkelenz · Hedwig Klein vom Bezirksvorstand Wegberg lädt alle Schützenbruderschaften der Pfarrei St. Martin für Samstag zum Bruderschaftstag ein.

 Hedwig Klein: "Klare Standpunkte beziehen und christliche Positionen verteidigen."

Hedwig Klein: "Klare Standpunkte beziehen und christliche Positionen verteidigen."

Foto: Jürgen Laaser (Archiv)

Ins Zentrum des Bruderschaftstages positionieren Sie die Frage, was Bruderschaften heute ausmacht. Was macht sie denn Ihrer Meinung nach aus?

 Das Heimatfest lockt zu Pfingsten viele Besucher nach Beeck. Schützenfeste auszurichten, ist eine Aufgabe, die Bruderschaften übernommen haben, "aber das macht sie nicht aus", sagt Hedwig Klein, "Bruderschaften sind Bekenntnisgemeinschaften, die nach christlicher Grundüberzeugung leben und sich für Glaube, Sitte, Heimat einsetzen."

Das Heimatfest lockt zu Pfingsten viele Besucher nach Beeck. Schützenfeste auszurichten, ist eine Aufgabe, die Bruderschaften übernommen haben, "aber das macht sie nicht aus", sagt Hedwig Klein, "Bruderschaften sind Bekenntnisgemeinschaften, die nach christlicher Grundüberzeugung leben und sich für Glaube, Sitte, Heimat einsetzen."

Foto: Jörg Knappe (Archiv)

Klein Spontan würde wahrscheinlich jemand, dem man diese Frage unvermittelt stellt und der sich mit dem Bruderschaftswesen nicht beschäftigt hat, sagen: ,Bruderschaften organisieren Kirmessen, planen den Vogelschuss und führen Paraden durch.' Das ist eine Aufgabe, die die Bruderschaften übernommen haben, aber das macht sie nicht aus. Die Historischen Deutschen Bruderschaften sind Bekenntnisgemeinschaften, die nach christlicher Grundüberzeugung leben und sich für Glaube - Sitte - Heimat einsetzen. Das erfordert, dass sich die Bruderschaften - mit Blick auf veränderte Gegebenheiten in Kirche und Gesellschaft - ihrer Wurzeln erinnern und sich für Solidarität - Nächstenliebe und Gemeinschaft einsetzen, dass sie klare Standpunkte beziehen, christliche Positionen verteidigen und so - auch heute - sich und anderen Orientierung geben.

In der Veranstaltung geht es auch darum zu klären, wie sich Bruderschaften angesichts vielfältiger gesellschaftlicher Veränderungen positionieren. Sprechen Sie in diesem Zusammenhang auch die Öffnung der Bruderschaften für Muslime und Homosexuelle an?

Klein Seit 2012, also bereits zum fünften Mal, lädt der Bezirksverband Wegberg die zugehörigen Bruderschaften zu einem Bruderschaftstag ein, in der Regel in der Fastenzeit. Dieser Tag dient dazu, Positionen zu überdenken und gegebenenfalls zu verteidigen, aber auch - aufgrund veränderter Gegebenheiten in der Gesellschaft - sich zu öffnen, neue Felder zu besetzen und diese mit christlichen Inhalten zu füllen. ,Bruderschaften sind keine Nur-Kirmes-Vereine. Sie müssten sich profilieren als Lebensgemeinschaft, die Standpunkte vertritt, Positionen bezieht, Haltung bewahrt und Hilfe gibt.' So formulierte es Bezirksbundesmeister Horst Thoren beim Bruderschaftstag 2016. In diesem Zusammenhang haben wir auch über die Öffnung der Bruderschaften für Muslime und Homosexuelle gesprochen. Der Bundesschützenmeister Emil Vogt hat für das Präsidium folgende Stellungnahme bezogen: ,Die sexuelle Orientierung eines Menschen gehört zu seiner Persönlichkeit und Identität und ist für die Aufnahme in eine Bruderschaft unerheblich...' - kein Bruch mit der Tradition, wohl aber eine Debatte, die Orientierung für die örtlichen Bruderschaften und deren Entscheidung sein soll.

Bundesschützenmeister Emil Vogt, der beim Bruderschaftstag referiert, sagte, die Schützenbruderschaften dürfen dabei nicht ihr christliches Profil verlieren. Wie kann dieser Spagat aus Ihrer Sicht gelingen?

Klein Dieser Spagat kann dann gelingen, wenn die Bruderschaften christliches Profil nicht verlieren, sondern christlichen Glauben - auch in unserer offenen Gesellschaft - bewusst leben. Dem christlichen Glauben entspringen viele Werte, die nicht nur unsere christliche Kultur, sondern auch unser Leben und unser Handeln prägen sollten. Dazu gehört zum Beispiel der Respekt vor dem Andersgläubigen ebenso wie die Verteidigung der Menschenrechte und der Einsatz für Frieden und Gerechtigkeit. Mit dem Schutz des christlichen Gottesglaubens dienen wir unserer Gesellschaft, ihrem Zusammenhalt und ihrer positiven Entwicklung.

Wenn es um die Zukunft der Bruderschaften geht, müssen auch junge Menschen eine Rolle spielen. Wie steht es um die Jugendarbeit speziell im Bezirksverband Wegberg?

Klein Gerade weil es den Bruderschaften darum gehen muss, ihre Zukunft zu sichern, müssen sie sich nicht nur neuen Entwicklungen und Gegebenheiten stellen und belastbare Antworten finden, sondern auch junge Menschen erreichen und für ihre Ziele gewinnen. Aus diesem Grunde haben wir uns bei einem Bruderschaftstag ausführlich mit diesem Thema beschäftigt, die Jugendarbeit in unserem eigenen Bezirksverband überdacht, Erfahrungen ausgetauscht, aber auch Erfahrungen aus anderen Regionen kennengelernt, die deutlich gemacht haben, dass es sich lohnt, auf junge Menschen zuzugehen: ,Sie sind oft auf der Suche nach sinnvollen Freizeitinhalten; sie wollen Werte leben, suchen nach gelebter Gemeinschaft, nach Heimat und Geborgenheit und sind durchaus offen für Werte des christlichen Glaubens, für kirchliches Engagement, insbesondere aber für Nächstenliebe', hieß es beim Bruderschaftstag im Jahr 2014. Man muss den jungen Leuten neue Erlebnisräume erschließen und Spielräume für eigene Ideen schaffen. Der Bezirksverband Wegberg hat hier für die Zukunft einen Schwerpunkt gesetzt.

ANKE BACKHAUS STELLTE DIE FRAGEN.

(RP)
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