Erkelenz Wetter aus erster Hand

Erkelenz · Nur wer lokal misst, kann auch lokal vorhersagen, meint Jörg Kachelmann. Der Wetterexperte macht im Erkelenzer Land Nägeln mit Köpfen: Nach der Uevekovener nahm er in Immerath (neu) die zweite Wetterstation in Betrieb.

Jörg Kachelmann wird seinen gestrigen Besuch in Erkelenz wohl nicht so schnell vergessen. Erstens, weil er seine Krawatte von Bürgermeister Peter Jansen persönlich gebunden bekam, "ich habe das bis heute nicht gelernt", entschuldigte sich der prominente Wetterexperte. Zweitens sah sich der ansonsten mit feinsinnigem Wortwitz agierende Wetterexperte aus der Schweiz bei der offiziellen Inbetriebnahme der Wetterstation am Regenrückhaltebecken in Immerath (neu) zu einer ungewohnt deutlichen Ansage veranlasst: "Ich rede Ihnen nicht in Ihre Landwirtschaft hinein — und Sie mir bitte nicht in mein Wetter", sagte Kachelmann. Basta.

Gegen Wetterregeln

Die klaren Worte sorgten bei Bürgermeister Jansen, den Vertretern von Politik und Verwaltung sowie Mitarbeitern der Energieversorger RWE Power und NVV für reichlich Heiterkeit. Kachelmann hatte sich zuvor nämlich vom Erkelenzer Landwirt Walter von der Forst herausfordern lassen. Der störte sich weniger an Kachelmanns Prognose, dass der morgige Mittwoch der schönste Tag der Woche werden soll. Vielmehr zog der Landwirt mit verschränkten Armen und skeptischen Blicken Kachelmanns Behauptung in Zweifel, dass man den armen Mond nicht immer fürs Wetter verantwortlich machen könne. "Wenn bei Neumond das Wetter umschlägt, bleibt es acht Tage lang so", sagte von der Forst. Und das sei immer schon so gewesen, fügte er trotzig hinzu.

Bürgermeister Jansen freute sich derweil, dass er Kachelmann als Paten für die neue Wetterstation gewonnen hatte. Den Kontakt hatte Jansen im Januar 2008 bei der Einweihung der Wetterstation in Uevekoven geknüpft. Damals hatte Kachelmann beklagt, dass der von ihm gegründete Wetterdienst Meteomedia die alte Erkelenzer Wetterstation an Haus Hohenbusch habe aus dem Netz nehmen müssen. Sie sei nicht ordentlich kalibriert und nicht ausreichend gepflegt worden, schob Kachelmann gestern nach. "Ich konnte den Leuten einfach nicht mehr erklären, warum es in Erkelenz ständig zwei, drei Grad wärmer war als anderswo in Deutschland", sagte Kachelmann und hatte erneut die Lacher auf seiner Seite.

Um die Wetterstation in Immerath (neu) kümmern sich Mitarbeiter der Stadt. Die Station liefert neben den üblichen Werten wie Temperatur, Niederschlagsmenge und Luftfeuchtigkeit auch Daten zur Sichtweite an Meteomedia. Die Gesamtkosten von rund 22 000 Euro für die neue Wetterstation übernehmen RWE Power und NVV (7500 Euro), Kachelmann/Meteomedia (6800) und die Stadt Erkelenz.

(RP)
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