Erkelenzer Land „Widerstand ist Pflicht“

Erkelenzer Land · Seit Neujahr belagern Umweltschützer des BUND ihre Obstwiese im Braunkohlentagebau Garzweiler bei Otzenrath. Am Mittwoch steht ihnen die Zwangsräumung bevor. Doch so leicht wollen die Aktivisten sich nicht geschlagen geben.

 RWE Power will den Turm sprengen, weil die Braunkohlebagger vorrücken sollen.

RWE Power will den Turm sprengen, weil die Braunkohlebagger vorrücken sollen.

Foto: ddp, ddp

Direkt neben der "Rheinischen Schafsnase" schlägt Rolf Behrens das Mannschaftszelt auf, während neben der "Roten Sternrenette" eine Suppe in einem großen Kessel köchelt und dazu hochprozentiger "Garzweiler Flächenbrand" gereicht wird. Die beschriebene Szenerie könnte fast gemütlich wirken, wären da nicht die eisigen Temperaturen, sowie der schlammige Untergrund auf der Obstwiese, wo die kleine Zeltstadt errichtet wird.

Gewaltfrei gegen Tagebau

Aktivisten des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) widersetzen sich seit gestern der von der RWE Power AG angekündigten Zwangsräumung ihrer Obstwiese im Braunkohlentagebau Garzweiler. Mit dem gewaltfreien Widerstand wollen sie die Fällung von 87 Obstbäumen und die Abbaggerung des ein Hektar großen BUND-Grundstücks in Jüchen-Otzerath für die Erweiterung des Tagebaus verhindern. "Aber es geht ja hier nicht nur um unser Eigentum, sondern um die Folgen für unser Klima. Mit dem Aufschluss von Garzweiler II wird die Erdatmosphäre mit CO2-Emissionen aus der Verbrennung von 1,3 Milliarden Tonnen Kohle zusätzlich belastet", erklärt BUND-Geschäftsleiter Dirk Jansen.

Die Besetzung der Obstwiese bedeutet nach langjährigem Widerstand gegen die RWE Power AG nun das Finale im Streit um das Grundstück. "Wir haben genug Proviant dabei. Zur Not können wir einige Wochen bleiben", kündigt Rolf Behrens siegessicher an, während er noch mit dem Zelt kämpft. Seit fast 20 Jahren wohnt Behrens nun schon in Grevenbroich: "Es ist sehr traurig zu sehen, wie jeden Tag ein Stück von der Heimat wegbricht."

Rund 20 Umweltschützer haben bereits die vergangene Nacht auf der Wiese im Zelt verbracht. Heute steht die Zwangsräumung an. "Wir rechenen damit, dass morgens hier die Polizei stehen wird, aber so leicht kriegen die uns hier nicht weg", erklärt Dirk Jansen.

Am 21. Dezember hatte das Oberverwaltungsgericht Münster die Klage des BUND gegen die Zwangsenteignung abgewiesen. Der BUND kündigte nun an, seinen juristischen Widerstand gegen das Projekt fortzuführen und eine Beschwerde beim Bundesverwaltungsgericht in Leipzig wegen der Nichtzulassung der Revision gegen das Oberverwaltungsgerichts-Urteil einzureichen.

Vorläufig gibt keiner auf

Solange das Verfahren nicht abgeschlossen sei, bleibe die Obstwiese im Eigentum des BUND. "Wenn Recht zu Unrecht wird, wird Widerstand zur Pflicht", kündigt Landesvorsitzender des BUND, Klaus Brunsmeier, an.

(RP)
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