Erkelenz Zeit der Hinkehr

Erkelenz · Mit dem heutigen Aschermittwoch beginnen die Christen die Fastenzeit. Viele von ihnen nutzen die nächsten sieben Wochen dazu, sich auf das Wesentliche in ihrem Leben zu besinnen. Regina Reinartz gehört dazu.

Zeit der Buße, der Umkehr, des Verzichts — es sind schwere Worte, die die Fastenzeit bezeichnen und sie womöglich für manchen zu etwas Niederdrückendem machen. "Es ist eine Zeit der Chance", sagt dagegen Regina Reinartz. Wenn die 54-Jährige, die mit ihrer Familie in Kückhoven lebt, heute wie viele andere Katholiken im Gottesdienst das Aschenkreuz erhält und dabei die Worte des Priesters hört "Bekehre dich und glaub an das Evangelium", versteht sie das nicht als Aufforderung zur Kehrtwende in ihrem Leben, sondern zum Sich-Hinkehren. Sich dem zuzuwenden, was wichtig ist im Leben — mit dem Evangelium als Maßstab.

Rituale, die gut tun

"Ich nutze diese Zeit, um den Blick zu schärfen", sagt Regina Reinartz: auf sich selbst, das Zusammenleben mit ihrer Familie, ihre Beziehung zu Gott. In der Fastenzeit lebt sie ihren Alltag daher nicht grundlegend anders, aber bewusster. Regina Reinartz hat dafür ihre eigenen Rituale in einer ansonsten an Ritualen eher armen Zeit entwickelt. Seit vielen Jahren schon beginnt die studierte Religionspädagogin ihren Tag mit einer halben Stunde der Stille, der Meditation, des Gebets. Nicht immer gelingt ihr das, manchmal bleibt sie lieber noch im Bett liegen. In den nächsten sieben Wochen möchte sie diese halbe Stunde für sich jedoch konsequent nutzen. Denn sie merkt: "Das tut mir gut."

Als bereichernd hat Regina Reinartz auch den Verzicht auf Alkohol und Musikhören während der Fastenzeit kennen gelernt. Am Ende steht die positive Erfahrung "Ich kann unabhängig sein von Genussmitteln und Konsumgütern." Der Verzicht auf die Musik sei allerdings nicht immer einfach. Es ist die Berieselung aus dem Radio, die Hintergrundmusik für Alltägliches, von der Regina Reinartz, die selbst Klavier spielt und im Chor singt, Abstand nehmen möchte.

"Am schwersten fällt mir das im Auto", erzählt sie. Warum sie trotzdem dabei bleibt? Weil sie auch in dieser Situation eine Chance entdeckt hat, ihr Leben bewusster wahrzunehmen. Ohne seichte Ablenkung aus dem Radio gehen ihre Gedanken zu den Menschen und Dingen, zu denen sie gerade unterwegs ist oder von denen sie kommt.

Obwohl die Fastenzeit zwangsläufig das eigene Leben in den Mittelpunkt rückt, fühlt sich Regina Reinartz nicht allein auf dem Weg. "Ich weiß, dass es anderen ähnlich geht", sagt sie. "Es ist die Zeit der Kirche. Es hilft, sich in eine Gemeinschaft eingebunden zu wissen."

(RP)
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