Erkelenz Zuhause auf Zeit für Flüchtlingsfamilien

Erkelenz · Besuch in der neu eröffneten Übergangseinrichtung an der Erkelenzer Südpromenade, die nun den Namen "Familie-Harf-Haus" trägt. Die Büroräume des früheren Jobcenters wurden als Unterkunft für Flüchtlingsfamilien umgestaltet.

 Familie Gatali aus Albanien in einer der Küchen im neuen Übergangsheim an der Südpromenade. Das Harf-Haus bietet Flüchtlingsfamilien Zimmer und Gemeinschaftsräume. Im Hof ist noch eine Spielanlage für Kinder geplant.

Familie Gatali aus Albanien in einer der Küchen im neuen Übergangsheim an der Südpromenade. Das Harf-Haus bietet Flüchtlingsfamilien Zimmer und Gemeinschaftsräume. Im Hof ist noch eine Spielanlage für Kinder geplant.

Foto: Jörg Knappe

Entela und Shkelzen Gatali gestatten einen Blick in ihr Familienzimmer im neuen Übergangsheim Harf-Haus: Gemeinsam mit ihren drei Kindern - Alda (6), Seldi (3) und dem erst Mitte Dezember geborenen Orgen - lebt die albanische Familie hier auf rund 22 Quadratmetern. Da gibt es wenig Freiräume für jeden Einzelnen. Ja, es sei eng hier, gibt der Familienvater zu verstehen, trotzdem ist er froh, in Deutschland zu sein. Ob die Asylbewerber auf Dauer bleiben können, ist ungewiss.

Vor gut einem Jahr kamen die Gatalis nach Erkelenz. Kürzlich sind sie - wie etliche andere Familien - vom jetzt aufgegebenen Quartier am Bauxhof in das für Flüchtlingsfamilien hergerichtete frühere Job-Center an der Südpromenade umgezogen. Zuvor wurden dort die Räume renoviert, der Brandschutz den Bestimmungen für Übergangsheime angepasst und auf dem Hof ein Container mit Duschen und Toiletten aufgestellt. Denn Badezimmer gab es im früheren Jobcenter natürlich nicht.

Die Unterbringung der wachsenden Zahl an Flüchtlingen sei die Kunst des Möglichen, erläutert Friedel Dreßen, Migrationsbeauftragter der Stadt. 239 Asylbewerber zählt die Stadt aktuell, rund 30 mehr als noch vor einem Monat. Die Stadt bemüht sich, Familien möglichst in Einzelwohnungen unterzubringen - in 15 dezentralen Wohnungen leben bereits 55 Menschen -, sechs weitere Wohnungen habe die Stadt in Aussicht. Auch für die Gatalis soll die Unterbringung im Harf-Haus nur eine Übergangslösung sein.

Elf Familien wurden seit Bezug des Haues Mitte Januar aus dem Harf-Haus schon in Wohnungen, teils auch in den Außenorten, vermittelt. Friedel Dreßen stellt zufrieden fest, dass es in Erkelenz offenbar weniger Vorbehalte von Vermietern Flüchtlingen gegenüber gibt als andernorts.

Zurück zum Harf-Haus: Speziell Familien soll das als Übergangsheim neu hergerichtete frühere Bürohaus Platz bieten, 60 Personen leben zurzeit in der auf maximal 80 Plätze ausgelegten Unterkunft. Aus Büroräumen wurden 24 Zimmer zwischen 15 und 25 Quadratmetern Größe, es gibt außerdem zwei Gemeinschaftsräume und fünf Küchen mit Herden und Spüle, dem notwendigsten Inventar halt.

"Die Strukturen der neu ankommenden Familien sind ganz verschieden", sagt Dreßen. "Sie reichen vom Ehepaar ohne Kinder, über Alleinerziehende bis hin zu mehrköpfigen Familien. Derzeit kommen vermehrt Frauen allein mit ihren Kindern." Andreas Priesterath, Streetworker der Stadt, hat seit Einzug der ersten Asylbewerber Mitte Januar sein Büro im Harf-Haus, steht den Bewohnern als Ansprechpartner für Alltagsfragen zur Verfügung: vom unverständlichen Behördenformular bis hin zum tropfenden Wasserhahn.

Flüchtlinge aus 60 Nationen mit leichtem Schwergewicht auf Balkanländern - weniger den aktuellen Kriegsgebieten wie etwa Syrien - leben derzeit in Erkelenz. Außer dem Harf-Haus gibt es die Übergangseinrichtung (drei Häuser) in Neuhaus. Das Verständigungsproblem habe die Stadt, so Dreßen, durch einen Pool von 15 ehrenamtlichen Dolmetschern, die zumeist aus den Herkunftsländern der Flüchtlinge stammen, gelöst. Sogar Chinesisch und Indisch sind "im Angebot".

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort