Erkelenz Zwei Dörfer entwickeln ihre Zukunft

Erkelenz · Venrath und Kaulhausen - beide Orte werden im Zuge des Braunkohlentagebaus Garzweiler II zu Tagebauranddörfern. Gebildet hat sich ein Projektteam, das sich gemeinsam mit den Bürgern um ein Dorfentwicklungskonzept kümmern will.

 Die Arbeiten zum Bau des Walles, der Orte Venrath und Kaulhausen vor dem Braunkohlentagebau Garzweiler II schützen soll, ist mittlerweile in vollem Gang.

Die Arbeiten zum Bau des Walles, der Orte Venrath und Kaulhausen vor dem Braunkohlentagebau Garzweiler II schützen soll, ist mittlerweile in vollem Gang.

Foto: Jürgen Laaser

Venrath, 2013. In dem beschaulichen Dorf im Erkelenzer Osten sind an vielen Häusern gelbe Bänder zu sehen. Das gelbe Band - es soll ein Zeichen der Verbundenheit der Grundranddörfer im Braunkohlenrevier setzen. Dass diese Ortschaften mit ganz besonderen Problemen zu kämpfen haben, war vielen Venrathern vor drei Jahren noch gar nicht so richtig bewusst. "Der Tagebau ist doch noch weit entfernt." Das haben damals ganz besonders die Akteure oft zu hören bekommen, die sich nun zu einem Projektteam zusammengeschlossen haben.

"Venrath und Kaulhausen - Unsere Zukunft", so lautet das Motto, das Tobias Koppenhöfer, Michael Königs, Karl-Heinz Mingers, Peter-Josef Gormanns, Rainer Merkens, Jürgen Jansen und Friederike Grates derzeit mit viel Energie vorantreiben. Inhaltlich geht es darum, ein Dorfentwicklungskonzept auf die Beine zu stellen, denn: "Der Tagebau Garzweiler II rückt stetig näher an uns heran. Heißt: Alles, was mit dem Tagebau zu tun hat, ist nicht mehr weit weg. Greifbar wird das nun mit dem Schutzwall", sagt Peter-Josef Gormanns.

Die Ortschaften Venrath und Kaulhausen werden in das NRW-Förderprogramm "Ländlicher Raum 2014 - 2020" aufgenommen. Darüber hat die Stadt Erkelenz die Vertreter der Ortsvereine im April informiert. Das Ziel soll sein, die Lebensqualität in den Orten zu steigern und die Nachteile, die durch deren Lage am Tagebaurand entstehen, auszugleichen. Ein erster Schritt soll die Entwicklung eines Dorfentwicklungskonzeptes sein.

Die Fragen, die es dabei zu beantworten gilt, sehen unter anderem so aus: Wie können die Tagebaurandorte attraktiv erhalten werden? Wie kann man dafür Sorge tragen, dass die Immobilien nicht an Wert verlieren? Wie können die Dorfgemeinschaft und das Vereinsleben erhalten und ausgebaut werden? Wie kann es gelingen, dass die Orte lebenswert für junge Menschen bleiben?

Junge Leute sind für die Akteure im Lenkungsteam ganz wichtig. "Wir müssen die Bürger für diese Sache interessieren. Und zwar alle, besonders aber die 20- bis 40-Jährigen", betont Michael Königs, auch mit dem Blick auf den demografischen Wandel. Jeder soll die Gelegenheit bekommen, Ideen, Wünsche, Vorstellungen in die Diskussion einbringen.

Einer, der genau in diese Altersgruppe passt, ist Ole Hersch - neuer Vorsitzender der Dorfgemeinschaft Venrath/Kaulhausen. "Wir wollen die Menschen aufrütteln. Am Tagebau ist nun nichts mehr zu ändern, wohl aber liegt es nun an uns, etwas aus der Situation zu machen", erklärt Hersch überzeugt. Unterdessen hat Karl-Heinz Mingers festgestellt, "dass die Vereine, gerade auch die drei großen wie die KG ,Venroder Wenk', die St. Josef-Schützenbruderschaft und der SV Venrath, nun viel besser miteinander kommunizieren".

Wenn es daran geht, für die gemeinsame Heimat die Weichen für die Zukunft zu stellen, wird zunächst der Ist-Zustand ermittelt. Experten werden Standortfaktoren und allgemeine Daten erheben, danach findet eine Auftaktveranstaltung statt, in der Stärken und Schwächen der Dörfer ermittelt werden sollen. Daraus ergeben sich Maßnahmen und Projekte, die Schwächen abstellen und Stärken hervorheben sollen. Dazu erklärt das Lenkungsteam übereinstimmend: "Die Diskussionsbeiträge, Ideen und Anregungen müssen von den Bürgern eingebracht werden." Erste Chance ist die Infoveranstaltung nächste Woche Freitag.

(RP)
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