Erkrath Amoklauf: Kanzlei kehrt in Räume zurück

Erkrath · Nach dem Überfall, bei dem eine Mitarbeiterin Ende Februar getötet worden war, wird das Büro von Anwalt Guido Wacker von Grund auf saniert. Im Spätsommer werden er und seine Mitarbeiter in die alten Räume zurückkehren.

Sie haben es sich lange und gründlich überlegt, am Ende fiel die Entscheidung einstimmig. Sobald die Sanierung ihrer alten Kanzleiräume abgeschlossen ist, kehren Guido Wacker, sein Kompagnon und zwei Mitarbeiterinnen zurück und werden wieder dort arbeiten. Keine einfache Entscheidung, schließlich haben sie an diesem Ort die schlimmsten Momente ihres Lebens erlebt. Am 28. Februar hatte ein Amokläufer eine Mitarbeiterin erschossen, den Kompagnon schwer verletzt und die Kanzlei in Brand gesetzt.

Inzwischen ist Alltag eingekehrt bei Guido Wacker und seinen Kollegen. "Damals haben wir gesagt, dass wir erstmal abwarten wie es weitergehen soll, aber dann kam schnell eine Jetzt-erst-recht-Stimmung auf." Da das alte Büro durch den Brand völlig zerstört war, zog die Kanzlei in Räume gegenüber ein. Dadurch bekommen Wacker und die anderen die Sanierungsarbeiten natürlich hautnah mit. "Aber die Traumatherapeuten haben gesagt, dass die Konfrontation mit dem Erlebten wichtig ist, dass wir uns damit auseinandersetzen müssen", erklärt Wacker.

Eine Therapie hat er nicht gemacht, nach der Tat gab es so viel zu tun und zu regeln, dass er schlichtweg keine Zeit hatte. Sein verwundeter Kompagnon, dem der Täter in den Bauch geschossen hatte, sowie eine Mitarbeiterin nahmen ein Therapieangebot kurzzeitig an. "Doch inzwischen ist das auch abgeschlossen", so Wacker. "Ich denke, wir konnten das Geschehen verarbeiten."

Rund vier Monate sollen die Bauarbeiten dauern. Die Entscheidung, zurück in die alten Räume zu ziehen, fiel relativ schnell. "Wir haben uns zusammengesetzt und gemeinsam entschieden, dass der Typ nicht über unser Leben bestimmen wird." Dadurch, dass man direkt nebenan arbeitet und die Bauarbeiten mitbekommt, werde man täglich an die Tat erinnert - denke aber eben auch an die Zukunft.

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Foto: RP/Wulf Kannegiesser

Mitgeholfen hat dabei auch die Arbeit, schließlich sind Wacker und sein Kompagnon selbstständige Anwälte. Um die Existenz zu sichern, waren sie gezwungen, möglichst schnell wieder anzufangen zu arbeiten. Wackers Kompagnon kehrte trotz Bauchschusses schon eineinhalb Wochen später zurück und arbeitete zumindest stundenweise. Im Laufe der Zeit hat er seine Arbeitszeit schrittweise hochgefahren. Für die getötete Mitarbeiterin, an deren Beisetzung einige hundert Erkrather teilgenommen hatten, wurde eine Nachfolgerin eingestellt. Die Frau hatte elf Jahre lang in der Kanzlei in Unterfeldhaus gearbeitet, bevor der Amokläufer sie tötete.

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"So schlimm das alles auch ist, die ganze Zeit zu Hause herumzusitzen und über das Geschehene zu grübeln, hätte uns auch nicht geholfen", glaubt Wacker. Wie es letztendlich sein wird, wenn sie in die alten Kanzleiräume zurückgehen und arbeiten, kann er natürlich noch nicht absehen. "Aber jetzt sind wir im Alltag angekommen, es ist ja auch schon zwei Monate her - und es gab seitdem sehr viel zu tun."

(RP)
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