Erkrath Anlieger wollen Autos reinlassen

Erkrath · Mit einem Bürgerantrag wollen Anwohner der Bahnstraße Autos zumindest probeweise erlauben, die Einkaufsstraße wieder zu befahren. Gedacht ist eine Einbahnstraße von der Kreuz- in Richtung Schlüterstraße.

 Die Poller verhindern die Durchfahrt für Autos. Nicht alle halten sich daran.

Die Poller verhindern die Durchfahrt für Autos. Nicht alle halten sich daran.

Foto: janicki

Immer mehr Läden machen auf der Bahnstraße auf und dann schnell wieder zu. In dem gerade mal knapp 13.000 Einwohner zählenden Stadtteil Alt-Erkrath lohnt sich nicht jede Geschäftsidee. Was für eine Rolle spielt es da, dass die Bahnstraße als zentrale Einkaufstraße, eine Fußgängerzone ist? Darüber wird seit Jahren debattiert.

Nun gibt es einen erneuten Vorstoß, sich von der Fußgängerzone zu verabschieden und Autos wieder reinzulassen. Mehrere Anwohner und die Evangelische Kirchengemeinde wenden sich mit einem Bürgerantrag an den Rat und fordern, die Bahnstraße wieder für den Autoverkehr zu öffnen. Allerdings halten die Antragsteller eine Einbahnstraßenregelung für sinnvoll. Ihrer Ansicht nach sollten Autos von der Kreuz- bis in Richtung Schlüterstraße fahren dürfen. Am Straßenrand sollen Kurzzeit-Parkplätze entstehen, auf denen Kunden der Geschäfte parken können.

Hintergrund: Wie erst jetzt bekannt wurde, haben sich Vertreter der städtischen Wirtschaftsförderung mit Anwohnern und Hauseigentümern der Bahnstraße getroffen. Ergebnis: Sowohl Mieter als auch Eigentümer sind mit der derzeitigen Regelung sehr unzufrieden. Und nicht nur das: Neuvermietungen sind offenbar schwierig bis unmöglich geworden, weil man mit dem Auto nicht direkt vor die Geschäfte fahren kann. Auch der Besuch beim Arzt, beim Optiker oder beim Friseur ist für potenzielle Kunden und Patienten, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, sehr schwierig. Das Problem aus Sicht der Eigentümer: Die Angebote in Erkrath, ob Arzt oder Supermarkt, sind im kleinen Stadtkern zu sehr verstreut und nicht konzentriert in der Fußgängerzone, so wie es ursprünglich mal gedacht war. Die Fußgängerzone hat ihre ursprünglich gedachte 1A-Lage verloren, der Branchenmix sei nicht ausgewogen.

Geschäfte würden im befahrbaren Teil der Bahnstraße besser laufen. Dazu kommt, dass die Aufenthaltsqualität auf der Bahnstraße aus Sicht der Eigentümer erheblich abgenommen hat. An der Straße finden sich verrostete Sitzbänke sowie in den Weg gebaute und meist ungenutzte Fahrradständer. Auch der Haltebereich des Bürgerbusses wird von den Unterzeichnern des Bürgerantrags als "ungepflegt" bezeichnet. Die Eigentümer sind der Ansicht, dass die Öffnung der Bahnstraße für den Autoverkehr den Trading-Down-Effekt aufhalten kann. Unter "Trading Down" versteht man den Entwicklungstrend vom vollständigen Angebot mit pulsierendem Leben zu zunehmenden Leerständen inklusive ausbleibender Kundschaft. Die Eigentümer setzen sich deshalb dafür ein, dass man diesen Effekt aufhalten muss. Zumindest eine Probephase müsste drin sein. Denkbar wäre auch eine Öffnung der Bahnstraße nur am Vormittag. Die Politiker im Stadtrat haben die Unterlage zwar gelesen und zur Kenntnis genommen, aber noch nicht darüber beraten. Wenn im Herbst der Planungsausschuss tagt, wird das Thema nochmal auf den Tisch kommen. In der Vergangenheit sind aber alle Vorstöße, die Bahnstraße wieder zu öffnen, gescheitert. Seit Ende der 1980er sind Autos an der Bahnstraße verboten.

Die Verwaltung hatte argumentiert, dass eine Öffnung der Bahnstraße zu erheblichem Parksuchverkehr führen wird. Darüber hinaus sei ein "Missbrauch" der Bahnstraße als Durchgangsstraße zwischen Kreuzstraße und Schlüterstraße sehr wahrscheinlich. Erst vor wenigen Wochen sind für mehr als 100.000 Euro die seit zwei Jahren defekten Poller erneuert worden. Lediglich morgens von 8 bis 10 Uhr und abends von 18 bis 20 Uhr darf der Lieferverkehr rollen.

(RP)
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